Junge Union rügt "Die Welt"

Von Heike Hampl
So feiert die Jugend in Trockau. Wäre auf Drogen besser, sagt ein Autor der Zeitung "Die Welt". So eine Aussage ist unverantwortlich, sagt die junge Union im Kreis Bayreuth. Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Verharmlost die Zeitung "Die Welt" Drogenkonsum? Ja, sagt die Junge Union im Landkreis Bayreuth. Der Vorsitzende Matthias Straub kritisiert einen Bericht über das Musiccenter Trockau: "Der Autor des Artikels ignoriert die derzeitige Drogenproblematik in unserer Region."

 
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"Diese Provinzdisko ist krasser als das Berghain" titelt "Die Welt". Autor Frédéric Schwilden, der aus Oberfranken stammt, vergleicht in seinem Text das Musiccenter Trockau mit der berühmten Berliner Diskothek. So richtig positiv fällt das Fazit des Journalisten nicht aus, nachdem er einen Abend in Trockau verbracht hat. Er schreibt:

"Überhaupt fällt auf, dass so ein paar Drogen vielleicht gar nicht schlecht wären. Also jetzt nicht zu viele. Und die richtigen. Nur eine kleine Ecstasy für jeden." 

Darüber ärgert sich die Junge Union. In einer Pressemitteilung nehmen der Bayreuther Kreisvorsitzende Matthias Straub und der stellvertretende Landesvorsitzende Markus Täuber Stellung. „Es ist mehr als erschreckend, dass eine seriöse und viel gelesene Zeitung wie ,Die Welt‘ jungen Menschen zum Drogenkonsum rät“, sagt Täuber.

Straub sagt: „Der Artikel überschreitet deutlich die Grenze der Fahrlässigkeit." "Die Welt" mache sich der moralischen Mittäterschaft schuldig. Der Autor ignoriere die derzeitige Drogenproblematik in der Region, die mit der Liberalisierung der Drogenpolitik in Tschechien einhergehe.

Die Junge Union erregt gerne Aufsehen. Zwei Beispiele aus der Vergangenheit:

 

Am 5. Oktober twitterte die Bundes-Junge Union zu einem entsprechenden „Bild“-Artikel: „Wir fordern einen neuen Koalitionsvertrag für die #GroKo. Der alte ist abgearbeitet und durch #Flüchtlinge Makulatur.

Mai 2015: Junge Union Darmstadt muss Wahlkampf-Video zu „Supergeil“ löschen

Mit einer eigenen Version des Liedes „Supergeil“ wollte die Junge Union Darmstadt den Europawahlkampf aufmischen. Damit zog die CDU-Nachwuchsorganisation sich zuerst den Spott der Netzgemeinde zu, denn das Video verbreitete sich rasend schnell auf Twitter. Aber auch die Urheber, das Berliner Musikprojekt „Der Tourist“, fanden das alles andere als geil. Die JU löschte daraufhin das Video, zeigte sich aber enttäuscht.

Das Video zu „Supergeil“, in dem der Berliner Künstler Friedrich Liechtenstein Werbung für die Supermarkt-Kette Edeka macht, avancierte im Februar 2014 zum Klick-Hit. Der Handelskonzern ließ das bereits 2013 veröffentlichte Lied von „Der Tourist“ feat. Friedrich Liechtenstein auf sich ummünzen. Hans-Holger Friedrich, wie Liechtenstein bürgerlich heißt, preist darin etwas mehr als drei Minuten lang allerlei Ware als „supergeil“ an.

Anfang März stellten die Musiker die Instrumental-Version des Songs als kostenlosen Download zur Verfügung und erlaubten bei entsprechender Nachfrage anderer Künstler, Gruppen und Vereine die Nutzung. Mittlerweile gibt es zahlreiche „Supergeil“-Versionen.

Die Junge Union Darmstadt machte zu den Europawahlen 2014 aus dem Text ein Loblied auf die Europäische Union und ihre Partei, die CDU: „Super-Standard, Super-Erasmus, Super-Hymne, Super-Sterne, Super-Oetti, Super-Partei, Super-Stadt“, hieß es da. Weil es unter anderem um die Missachtung von Urheberrechten geht (die zu schützen für die Mutter-Partei CDU ja im Landtags- und Bundestagswahlkampf 2013 Thema war), schaffte es die Geschichte auch in Musikkreise und auf die Webseite des Musikmagazins „Rolling Stone“.

„Der Tourist“ erklärten auf ihrer Facebook-Seite: „Ihr Hupen von Junge Union Darmstadt ... wir haben bisher wirklich JEDEM erlaubt, unseren Song zu covern. (..) Aber Euch haben wir das nicht erlaubt. Warum? Weil ihr nicht gefragt habt. Und wir hätten das auch nie erlaubt. Warum? Weil ihr die Junge Union seid“.

Daraufhin verschwand das Video wieder. Die JU Darmstadt zeigte sich aber verwundert. "Zum einen wird der Beat frei zur Verfügung gestellt, zum anderen haben wir einen anderen Beat als Grundlage genommen, um Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden." Der Tonfall der Mitteilung sei zudem befremdlich: „Ein freundlicher Hinweis, dass das Lied nicht für politische Zwecke verwendet werden darf, hätte auch gereicht.“ (Von Kerstin Fritzsche)

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