Unterkunft im ehemaligen Gasthaus Tiefer Brunnen schließt Junge Flüchtlinge verlassen den Ort

Von Luisa Degenhardt
Ein Teil der Mannschaft, die sich um die Flüchtlinge in Betzenstein gekümmert hat: Pädagoge Tom Frahm, Thomas Sonntag vom Jean-Paul-Verein und Gerhard Mayrhauser (von links) vom Unterstützerkreis. ⋌Foto: Archiv/Luisa Degenhardt Foto: red

Die Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im ehemaligen Gasthaus Tiefer Brunnen schließt zum 18. Mai. Helferkreis und Bürgermeister bedauern das.

 
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Die Notaufnahmegruppe wird geschlossen, weil zu wenig unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ankommen. Platz bietet das ehemalige Gasthaus eigentlich für 22 Personen. Helmut Raithel, Abteilungsleiter des Jugendhilfezentrums beim Jean-Paul-Verein, sagt, dass schon seit fast drei Monaten nur noch sieben Jungs dort leben.

Übergangslösung

Das sei zu wenig, um die Notaufnahme-Einrichtung weiter zu betreiben. Der Verein hat die Unterkunft geführt. Das Landratsamt weist darauf hin, dass die Notunterkunft „von vornherein als Übergangslösung für die Zeit bis zur Schaffung eines Regelplatzes geplant“ war. Der Platz in einer Regeleinrichtung der Jugendhilfe sei für den Jugendlichen nicht nur komfortabler, „sondern entspricht auch ansonsten umfassend dem Kindeswohl und unseren Jugendhilfestandards“.

Nach Speichersdorf

Am kommenden Mittwoch ziehen die Jugendlichen deshalb um nach Speichersdorf, wo es eine Wohngruppe gibt. Die existiert noch nicht allzu lange, genauso wie die Einrichtung in Betzenstein: Erst im vergangenen September waren hier die ersten Flüchtlinge angekommen. Raithel glaubt, dass die Einrichtung reaktiviert werden könnte, wenn der Strom an Flüchtlingen wieder zunimmt. In Speichersdorf können die Flüchtlinge laut Landratsamt weiter die Schule besuchen und ihre untereinander geknüpften Kontakte pflegen.

Am Dienstag wurde den Jugendlichen mitgeteilt, dass sie künftig woanders leben werden. Psychologin Stefanie Paslar erzählt, dass es „für die Jungs nicht so schlimm war“. Zwar nehme es sie mit, dass ihre Betreuer nicht mit ihnen umziehen. „Aber sie freuen sich darauf, dass sie in eine bisschen größere Stadt kommen“, sagt Paslar. Denn in Speichersdorf sind sie mobiler „und werden bestimmt schneller selbstständig“. Zurzeit sind mit Psychologin Paslar noch fünf Kräfte beschäftigt. Zwei davon kommen im Jean-Paul-Verein unter. Weil der Verein eng mit dem Diakonischen Werk Bayreuth verbunden ist, wird versucht, den übrigen Mitarbeitern dort andere Stellen anzubieten.

Einigen Betreuern wird gekündigt

Am Mittwoch hat der Helferkreis von der Schließung erfahren. „Was will ich sagen?“, sagt Gerhard Mayrhauser, der sich dort engagiert hat. Man habe schon damit rechnen müssen, dass die Einrichtung als Notunterkunft nicht mehr gehalten werde. „Wir sind schon ein bisschen traurig, weil wir uns doch an die Jungs gewöhnt haben“, so Mayrhauser. „Es ist halt doch ein Abschied, vielleicht einer für immer.“

Schnell eingespielt

Der Helferkreis hat sich in letzter Zeit nach Betrieben umgesehen, bei denen die Jugendlichen einen Tag lang in das Arbeitsleben hineinschnuppern können. Das sei jetzt hinfällig. Betzensteins Bürgermeister Claus Meyer war klar, dass die Unterkunft nicht dauerhaft betrieben wird. „Es war ja von Anfang an kommuniziert worden. Dass es dann irgendwie endlich sein wird, haben wir damals schon gedacht. Wobei nicht absehbar war, wann es umgesetzt wird.“ Trotzdem hätte er nicht gedacht, dass es so schnell geht. Er bedauert es, dass manchen Betreuern gekündigt werden muss, denn am Anfang habe man händeringend nach ihnen gesucht.

Der Rathauschef hatte gedacht, dass es mit den Minderjährigen mitten in der kleinen Stadt schwieriger würde – weil es Heranwachsende sind, die Herkunft spiele da keine Rolle. Am Anfang war auch „nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen“. Doch schnell hat sich alles eingespielt. „Es hat alles gepasst.“ So sehr, dass die Jungs mit ihren Fahrrädern für Meyer schon zum Marktplatz dazugehört haben. Was nun mit dem Gasthof Tiefen Brunnen passiert, weiß Meyer nicht. Er will sich aber bald mit dem Eigentümer unterhalten.

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