Offizielle Eröffnung der Bayreuther Jugendherberge: Bayernweit einmalig durch Inklusionskonzept Jugendherberge: Die mit dem Wow-Effekt

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Die Bayreuther Jugendherberge, die am Freitagabend offiziell eröffnet wurde, vereint mehrere Alleinstellungsmerkmale auf sich. Allem voran ist das Haus eine Integrations-Herberge: Gebaut – auch – für Besucher mit Handicap. Konzipiert für ein Team, das sich aus Menschen mit und ohne Handicap zusammensetzt. Das ist bayernweit in de Form einmalig und setzt auch bundesweit Maßstäbe.

 
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„Gemeinschaft erleben“ ist das Motto des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH). „Gemeinschaft erleben geht nur, wenn nicht einzelne ausgeschlossen werden“, sagt die Präsidentin des DJH, Angela Braasch-Eggert am Freitagabend bei der Eröffnung. Die Bayreuther Jugendherberge sei „ein Flaggschiff mit Wow-Effekt“, weil „Inklusion die Haltung, die Überprüfung der Serviceleistung und die Rolle als Arbeitgeber“ voraussetze. An den Themen arbeite der Landesverband Bayern, der die Jugendherberge gebaut hat, schon lange. Ein Haus, das Braasch-Eggert als einen Beispiel gebenden „Leuchtturm im Netzwerk der Jugendherbergen“ bezeichnet.

„Wenn wir bauen, dann etwas außergewöhnliches“

Winfried Nesensohn, Vorstand im Landesverband Bayern des DJH, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung über einen der sehr seltenen Neubauten des bayerischen Landesverbands: „Als wir 2009 unseren ersten Termin mit dem damaligen Oberbürgermeister Michael Hohl hatten, haben wir gesagt: Wenn wir neu bauen, dann bauen wir etwas außergewöhnliches.“ Jetzt, nach gut zwei Jahren Bauzeit, sei „ein großer Wurf entstanden, dessen Standard für die nächsten vielleicht 20 bis 30 Jahre alle Innovationen in sich vereint“. Bei den Baukosten habe man die Punktlandung fast geschafft: „10,5 statt der veranschlagten zehn Millionen Euro. Im normalen Bereich“, sagt Nesensohn. Der Neubau – mit dem Abriss des Altbaus wird kommende Woche begonnen – soll dem DJH-Landesverband einen deutlichen Sprung bei den Übernachtungszahlen bringen. Von knapp 20 000 in der alten Herberge auf „rund 35 000 im Jahr, aber erst im dritten Jahr“, sagt Nesensohn.

Besonderes Flair

Die Jugendherberge mit der ausgefallenen Architektur des Berliner Architekturbüros Lava schaffe „ein besonderes Flair“, sagt der Moderator des Abends, Rainer Schmidt. Der Pfarrer und Kabarettist, der ohne Unterarme und mit einem verkürzten rechten Oberschenkel zur Welt kam, nimmt mit seiner Moderation dem Inklusionsgedanken jede Schwere, nennt die Jugendherberge einen Ort für „junge Menschen unterschiedlicher Nationen – für Hochbegabte, für Tiefbegabte. Ein buntes Haus“. Und ein Zeichen dafür, „dass die Jugendherbergen sich gewandelt haben“. Auch wenn die Jugendherbergen sich in einem Punkt treu geblieben sind, wie der Präsident des Landesverbands Bayern, Gerhard Koller, sagt: Vor 100 Jahren seien die Jugendherbergen aus der Taufe gehoben worden, um jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, wandernd ihre Heimat zu erleben und in günstigen Herbergen übernachten zu können. „Die Idee ist genauso aktuell wie damals. Nur weiter entwickelt für Schüler, junge Menschen, Familien aus der ganzen Welt, die sich ohne Barrieren austauschen können.“

Ein Meilenstein für die Jugendherbergen

Dass die Jugendherberge in Bayreuth „als Meilenstein ein neues Kapitel aufschlägt“, wie Sozial-Staatssekretär Johannes Hintersberger sagt, sei für Bayreuth in mehrfacher Hinsicht wichtig, sagt die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. „Sie hat Bedeutung für den Fremdenverkehr, für die Integration, für die kinder- und jugendfreundliche Stadt Bayreuth.“ Und sie verschaffe der Stadt bundesweit zusätzliche Aufmerksamkeit.

"Respekt und Applaus"

„Als ich von der Idee der inklusiven Jugendherberge gehört habe, habe ich gedacht: Respekt und Applaus“, sagt Irmgard Badura, die Beauftragte der Staatsregierung für Menschen mit Behinderung. Die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Handicap in dem 21 Mitarbeiter starken Team werde dazu beitragen, „dass über dieses Miteinander gar nicht mehr gesprochen werden muss“. Allerdings sei der inklusive Ansatz Aufgabe für die Stadt: Barrieren in der Stadt abzubauen, „damit sich alle Menschen in Bayreuth amüsieren und wohlfühlen können“.

Der Mann im Hintergrund, der die Fäden zog: Norbert Specht

Einer, der als Mann im Hintergrund nach Winfried Nesensohns Angaben großen Anteil am Bau der Jugendherberge hatte, hat dem Abend entgegen gefiebert: Norbert Specht (82), scheidender Bezirksbeauftragter für die Jugendherbergen in Oberfranken. „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass dieser Tag jetzt da ist“, sagt Specht im Gespräch mit unserer Zeitung. Specht hat den Freundeskreis der Jugendherberge ins Leben gerufen, dem er auch weiter treu bleiben wird. Die Bayreuther Herberge sei schon einmal Vorreiter gewesen: 2001, als sie als erste Jugendherberge Bayerns Europa-Herberge wurde. „Jetzt ist die neue Herberge ein Flaggschiff für Bayern und die ganze Bundesrepublik.“

Das Soft-Opening der Jugendherberge nach einem heftigen Schlussspurt

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