"Im Juca war alles viel lockerer"
Die Kinder, die bisher im Juca waren, weil sie keine Lust auf Schule hatten, gehen jetzt gleich nach Hause – oder weiter in die Schule. So wie die zwölfjährige Viviann, für die die Juca-Teammitglieder zu Freunden geworden sind. „Im Juca war alles viel lockerer“, sagt sie. „Und viel gemütlicher“, sagt Nicole (13). „Hier fühle ich mich manchmal wie im Kindergarten“, ergänzt Michaela (16). Denn die OGS ist vor allem für Fünft- und Sechstklässler gedacht.
„Ich vermisse die Kinder tierisch“, sagt Martina Herrmann bei einem Treffen im leeren Jugendcafé. Aber sie sagt auch: „Ich musste etwas ändern, weil ich sonst nicht überlebt hätte.“ Nicht nur, dass die alleinerziehende Mutter dreier Kinder immer nur Jahresverträge hatte. Nach dem Wegfall der OGS war auch die Zukunft des Juca ungeklärt. „Ich hätte wenigstens die finanzielle Sicherheit gebraucht, um meine Familie zu ernähren.“
Doch die war nicht in Sicht: Ein Gespräch zwischen Stadt, Schule und Juca blieb ohne Ergebnis. „Was wichtig gewesen wäre, wären tatkräftige Menschen vor Ort gewesen. Interessenbekundungen nützen nichts“, sagt Elsbeth Oberhammer, Sachbereichsleiterin Tageseinrichtungen bei der Geschwister-Gummi-Stiftung. Sie hält es für nicht ausgeschlossen, dass die Gummi-Stiftung sich engagieren könnte, auch wenn offene Jugendarbeit nicht „ihr Feld“ sei. „Aber letztendlich ist die Frage: Wer zahlt? Und bezahlen kann es die Stiftung nicht.“
Barwisch sieht das Problem eher darin, eine neue Aufgabe fürs Juca zu finden. „Denn die Schüler, die Bedarf haben, werden ja in der Schule betreut.“ Sie schlägt vor, die Angebote mehr in die Freizeit zu verlegen. Und auch das Juca selbst sieht darin vorerst einmal die Zukunft: Immer dienstags wird es zukünftig einen Spieleabend geben, der von Ehrenamtlichen betreut wird.
Martina Herrmann wird zunächst nicht mitspielen. Sie hat sich eine Stelle gesucht, auf die sie sich verlassen kann. „Ich habe mit Sicherheit viele vor den Kopf gestoßen, aber ich war einfach sehr enttäuscht darüber, dass die ganzen Versprechungen nur leere Versprechungen waren.“ Sie hofft darauf, dass sich verantwortungsvolle Jugendliche finden, die das Juca ab und zu stundenweise öffnen und den Jüngeren Angebote machen. Und darauf, dass in der OGS-Betreuung jedes Kind mit seiner Geschichte gesehen wird. Viel Hoffnung hat sie allerdings nicht. „Es tut mir in der Seele weh, dass es für manche Kinder so ausgegangen ist.“
INFO: Am kommenden Dienstag können Jugendliche kostenlos Skat lernen und spielen. Beginn um 19 Uhr.