Nonsens, Nazi-Exorzismus oder Kunst – was dürfen wir vom „Parsifal“ 2016 erwarten? Jonathan Meese spricht Fraktur

Michael Weiser
 Foto: red

Benötigt jemand ein wirklich angesagtes Enfant terrible? Dann wird er möglicherweise Jonathan Meese wählen. Der fällt mit dermaßen großer Zuverlässigkeit aus der Rolle, dass man ihm schon unterstellen darf, dass eben dies seine Rolle ist. 

 
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Man kann sich daher fragen, ob Jonathan Meese wirklich ein Enfant terrible ist, ein „schreckliches Kind“ im Sinne der Satzung. Man erschrickt irgendwann nicht mehr – eben weil man sich ja vorher drauf einstellen kann. Und ein Kind ist der Mann mit dem Rauschebart nun ganz offensichtlich nicht. Eher ein Profi, einer, der als Helge Schneider der Kunstszene in den vergangenen Jahren zur Marke – auf Englisch: brand – geworden ist.

Dieses Branding baute in den vergangenen Jahren darauf auf, dass er befremdete und provozierte. Wenn es sein muss, mit Hitlergruß. Gar nicht so untypisch sein Auftritt bei der Documenta in Kassel, als er furios vom Leder zog und über „Studentenfürze“ schwadronierte, über „Hämorrhoiden am Arsch des Staates“. Riesen-Bohei im Saal, am Ende flogen Gläser.

Meese macht Performances. Meese macht Installationen und Bilder, gerne auch mal für eine Inszenierung von Frank Castorf. Und Meese macht Krawall. Er ist damit etwas geworden: für einige der gröbste, für andere der größte Künstler der Gegenwart. 2016 wird er Bayreuth zeigen, wo’s langgeht.

Die Nachricht von seinem „Parsifal“-Projekt verkündet er auf seiner Homepage. Er tut dies in Worten und Gesten, mit einem Schriftbild und einer Farbkombination, die andere Künstler in Teufels Küche (oder heim nach St. Petersburg) bringen würden. In Fraktur, in Schwarz, Rot, Weiß, mit Eisernen Kreuzen garniert, aber an sich gar nicht mal unwitzig.

Da baut er sich beispielsweise mit seiner tapfer dreinblickenden Mutter vorm Festspielhaus auf, salutiert militärisch und meldet (natürlich in Fraktur): „Wenn Mami sagt, ich soll Bayreuth machen, dann muss ich Bayreuth auch machen.“ Den Augenblick der Vertragsunterzeichnung schildert er in insgesamt fünf Bildern, betitelt mit „Meese ist überrascht“, „Meese sagt ja“, „Alle sind erleichtert“, „Meese unterschreibt“ und schließlich: „Die glücklichen Gesichter von Bayreuth: Meese macht Parsifal.“


Den ausführlichen Artikel lesen Sie in der Dienstagsausgabe (31. Juli) des Kuriers.

Foto: red