Jonathan Meese an der Uni Bayreuth

Von Michael Weiser

Nun kommt er also doch nach Bayreuth: Der Künstler Jonathan Meese (47) tritt an der Uni Bayreuth auf. Zweieinhalb Jahre nach seinem viel diskutierten Rauswurf bei den Bayreuther Festspielen ist der Performer und Theatermann beim DLD-Campus zu erleben.

 
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Vor zwei Wochen landete sein „Mondparsifal Alpha I-8“ bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien (wir berichteten), als verrückter Mix von Mythen, Bildern und Filmzitaten. Jetzt ist Jonathan Meese im Anflug auf Bayreuth: Der 47-Jährige nimmt am DLD-Campus an der Bayreuther Uni teil. Gabi Czöppan vom Focus wird mit ihm ein Künstlergespräch führen. „Er soll sich seinem Publikum vorstellen können, in dieser Konferenz, in der es um Wirtschaft und Digitales, um Wissenschaft und Marketing und immer auch um Kunst geht“, sagt Czöppan. „Künstler sind ihrer Zeit oft voraus und erkennen die Zukunft oft früher als alle andere.“

Eklat in Bayreuth

Pikant: Beim DLD-Campus, den DLD Media GmbH und Uni Bayreuth gemeinsam ausrichten (DLD steht für Digital Life Design), wird auch Festspielechefin Katharina Wagner auftreten. Sie hatte Meese 2012 für den „Parsifal“ 2016 verpflichtet. Von Seiten der Festspielegeschäftsführung waren dann aber 2014 schwere finanzielle Bedenken geäußert worden. Schließlich wurde Jonathan Meese der Stuhl vor die Tür gesetzt – ein Eklat, dessen Urheber viele Beobachter der Festspiele bis zum heutigen Tag in München vermuten.

Jonathan Meese beim Literaturfestival in München.

Dem Freistaat als Gesellschafter der Festspiele war die Skandalgefahr bei Meese wohl zu groß gewesen. Schließlich hatte Meese bei Performances auch den Hitlergruß gezeigt. Unter anderem beim Literaturfestival in München wetterte Meese schwer gegen die Festspiele und den Einspringer, Uwe Eric Laufenberg, der den „Parsifal“ dann tatsächlich vergangenes Jahr in Bayreuth inszenierte.

Jonathan Meese wird kurz vor 17 Uhr erwartet, Katharina Wagner dagegen wird sich um kurz nach 15 Uhr mit Klöckner-Chef Gisbert Rühl unterhalten. Ein möglicherweise konfliktträchtiges Aufeinandertreffen zwischen den beiden sei nicht beabsichtigt, hieß es von Seiten der Veranstalter. Jonathan Meese, der den Rauswurf zunächst nur schwer verwunden hatte, scheint mit seinem Erfolg in Wien auch mit Bayreuth abgeschlossen zu haben.

Nicht gar so viel Anspielungen auf Bayreuth

Beim „Mondparsifal“ zeigten sich nur kleinere Anspielungen auf den Grünen Hügel. So etwa, als sich aus den Buchstaben „Haus Wahnfried“ das Wort „Hass Wahnfried“ bildete. Und es könnte ein Zeichen sein, dass Martin Winkler den Klingsor sang: Winkler war als Alberich ebenfalls 2014 geschasst worden. Drei-, viermal boxte Meese beim Schlussapplaus in die Luft - das war's mit Bayreuth und dem "Parsifal"-Trauma.

Karten für den Campus-Kongress gibt es nur über Internet, und zwar unter http://dld-conference.com/.