Neue Servicestelle des „Familienpakts Bayern“ - Beispiele aus der Region, wie betriebliches Familienbewusstsein in der Praxis funktionieren kann Job und Familie - wie kann das gelingen?

Von Anne Müller

Familienfreundlichkeit im Betrieb ist ein Überbegriff für viele Möglichkeiten, die ein Unternehmen seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in punkto bessere Vereinbarkeit und Familie und Beruf bieten kann. Hier waren die Unternehmen bisher mehr oder weniger auf sich allein gestellt und mussten grundlegende Informationen für familienfreundliche Maßnahmen selbst zusammenstellen. Dies soll sich nun ändern: Die Servicestelle des Familienpakts Bayern will die Vernetzung der Unternehmen zum Thema Familienfreundlichkeit vorantreiben.

 
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Sowohl Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe als auch Christi Degen, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken und Thomas Zimmer, Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken waren sich einig darüber, dass es für die Region unglaublich wichtig ist, Fachkräfte zu halten und sie zu unterstützen, wenn sie sich zeitweilig mehr für die Familie engagieren wollen oder müssen. Dabei wurde auch sehr schnell klar, dass die Kinderbetreuung nicht die größte Herausforderung ist, sondern die Pflege kranker Angehöriger.

Prof. Dr. Irene Gerlach vom Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik der Wilhelms-Universität Münster stellte in ihrem Vortrag genau diese Themen sehr eindringlich und anschaulich vor. In den vergangenen Jahren hatten ihre Forschungen eindeutige Meinungsänderungen belegt, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betreffen. Beispielsweise ist es Männern und Frauen etwa gleich wichtig, dass sie genügend Zeit für ihre Familie haben und dass sie innerhalb ihres Unternehmens flexibel ihre Arbeitszeiten anpassen können, sofern es eine Situation erfordert.

Damit eine solche familienfreundliche Anpassung überhaupt geschehen kann, ist es laut Prof. Gerlach notwendig, dass die Unternehmenskultur von einer offenen Kommunikation geprägt ist. „Es nützt ja nichts, wenn die Arbeitnehmer flexiblere Arbeitszeitmodelle bräuchten und der Arbeitgeber nichts davon weiß. Sobald aber offen darüber geredet werden kann, ist der erste große Schritt in die richtige Richtung getan.“

Dies bestätigten auch vier Frauen, die in Vertretung ihrer Unternehmen den mehr als 40 Teilnehmern der Informationsveranstaltung von ihren firmeneigenen familienfreundlichen Maßnahmen berichteten. Im Prinzip, so Michael Birlbauer und Veronika Schandl von der Servicestelle des Familienpaktes, sei diese Diskussion eine 1:1-Übertragung dessen, was die Servicestelle für die Unternehmen leisten wird: „Die Vernetzung der Unternehmen untereinander und die vielen Ideen, wie Familienfreundlichkeit umgesetzt werden kann, ist der Kernpunkt unserer Arbeit.“ Unter anderem stellte Kerstin Heim vor, wie medi-Arbeitnehmerinnen während der Schwangerschaft und gegen Ende der Elternzeit gemeinsam mit dem Arbeitgeber ihre Arbeitszeiten planen und die Arbeitszeitmodelle nach ihren Bedürfnissen ausrichten können.

„Die Teilzeitthematik wird unserer Erfahrung nach immer wichtiger, doch am allerwichtigsten ist die Kommunikation, damit wir wissen, wo der Schuh drückt und dort ansetzen können.“ In einer Befragung zu einer Bachelor-Arbeit zum Thema pflegende Angehörige hatte sich beispielsweise ein Arbeitszeitmodell herauskristallisiert, das bis dato noch nicht realisiert worden war. „Solche Informationen sind uns natürlich höchst willkommen, da wir davon ausgehen, dass das Thema Pflege in den nächsten Jahren noch wichtiger werden wird.“

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