Doch die Busse bis zum Morgengrauen fahren lassen, das gehe nicht, sagt Schmidt. Denn dann müsste er die Fahrgäste auch bis zum Morgengrauen in Bayreuth sammeln und auf andere Busse verteilen, damit sie nach Hause auf die Dörfer kämen. Das könnte keiner organisieren – oder bezahlen. „Irgendwann ist zeitlich die Grenze erreicht. "Etwa 110.000 Euro ist das Defizit, das der Freizeitbus jährlich verursacht. Die Stadt Bayreuth unterstützt das Projekt mit etwa 20.000 Euro; vom Rest zahlt der Staat etwa zwei Drittel, am Landkreis bleiben noch etwa 30.000 Euro hängen. Diese Zahl dürfe man nicht nur vor den angeblich leeren Sitzreihen sehen, warnt Schmidt, der Vater des Freizeitbusses.
Tatsächlich sind die Busse nicht hauptsächlich leer. Von den zwei Linien, auf der die Firma Heser-Bus aus Warmensteinach Samstagnacht fährt, rentiere sich eine, sagt eine Sprecherin: die Linie von Kirchenpingarten über Bayreuth nach Trockau. „Die ist eigentlich gut besucht." Am Monatsanfang und im Winter sei natürlich mehr los. Das bestätigt auch der Fahrer der Linie, Klaus-Dieter Ernst (50). Die erste Fahrt um 19.05 Uhr sei relativ leer, die zweite um 21.15 Uhr „ist einigermaßen belegt", aber bei der dritten um 22.15 Uhr „gibt es nur noch Stehplätze". Auch von Pegnitz aus fahren „immer viele mit", sagt Ernst. Natürlich gingen die Jugendlichen im Vergleich zu früher später auf Tour. Wenn Ernst gegen 22.30 Uhr in Trockau an der Disco ankomme, sei der Parkplatz oft noch leer. Das gleiche Bild ist auch in Breitenlesau beim Tanzsaal Krug. Früh am Abend ist noch keiner auf der Tanzfläche. Wenn der erste Disco-Bus um 19.30 Uhr kommt, sei alles noch leer, sagt Conny Krug (60), der den Tanzsaal seit 33 Jahren betreibt. Der entscheidende Bus komme gegen 22 Uhr, aber viele Leute seien nicht drin. Trotzdem will Krug nicht aus dem System aussteigen – und zahlt brav eine Interessensquote von 80 Euro pro Abend an das Landratsamt. „Aus Solidarität." Im Gegensatz zu ihm zahlt das Halifax in Himmelkron schon seit einiger Zeit nicht mehr den Beitrag. Weil man, so drückt es Chef Sameth aus, „null Kooperations-Bereitschaft empfunden" habe auf dem Landratsamt. Conny Krug aus Breitenlesau dagegen warnt davor, den Disco-Bus zu „verteufeln". Es gehe auch darum, Jugendliche nach dem Feiern in der Disco vor Unfällen zu schützen. Da sollte es nicht nur ums Sparen gehen.
Ein Luxus des Landkreises
Ein Blick in die Nachbarlandkreise zeigt: Bayreuth leistet sich einen Luxus. Forchheim hat den Discobus schon seit Jahren eingestellt, in Erlangen-Höchstadt ist auch nachts nur Linienverkehr unterwegs. Die einzige Disco auf dem Land, das „Puls" in Höchstadt, zahlt sich selbst einen Discobus. Auch der Landkreis Bamberg hat vor zehn Jahren seine Discobusse eingestellt. Kein Bedarf mehr, heißt es auf den Landratsämtern. Schmidt will das „Produkt" weiter anbieten, auch über die Landkreisgrenze hinweg. Aber es solle nicht „starr" halten. Die Fahrpläne sollen geändert werden, vor allem im südlichen Landkreis Richtung Trockau sollen die Linien „überplant" werden, sodass die Busse später in Trockau ankommen, gegen 21 Uhr. Aber für die Rückfahrt bleibt Schmidt dabei: 2, höchstens 2.30 Uhr sei die „Obergrenze Fahnenstange". Das Landratsamt sollte auch keinen Anreiz setzen, das Jugendliche die Möglichkeit hätten, noch später nach Hause zu kommen. Und das Bus-System, das der Landkreis freiwillig unterhält, sei nicht grenzenlos zu flexibilisieren. Eines aber will Schmidt auf jeden Fall verbessern: die Werbung für den Discobus. Dass überhaupt einer fährt, werde „nicht von Generation zu Generation weitergegeben".
Foto: Harbach
Kommentar von Otto Lapp