"Schauspielerei" in Bindlach bereitet sich auf ihre erste Komödienpremiere vor "Jeder Schauspieler ist eine Rampensau"

Von Michael Weiser
Engagiert dabei bei den Proben: Karin Meyer, Theresa Fischer und Christian Doser. Foto: Michael Weiser Foto: red

Theater macht nicht nur Spaß, sondern auch Arbeit - weswegen schon eine funktionierende Truppe ein Segen für ein Dorf ist. Bindlach hat nun deren zwei, Ergebnisse eines Streits innerhalb der TSV-Theaterabteilung. Die Reibereien sollen nun künstlerischen Funkenflug erzeugen: Am 9. März feiert die neue "Schauspielerei" ihre erste richtige Premiere.

 
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Der Mann, Michael heißt er laut Textbuch, hat sich von seinem Bruder Fridolin über den Tisch ziehen lassen, mal wieder. Seine Frau Sonja zürnt ihm. Man streitet. „Er wird es uns schon geben – irgendwann“, ruft Michael. Sonja antwortet: „Auf dieses Irgendwann warte ich schon seit Jahren.“ Susanne Grömer  sitzt an einem Tisch, beobachtet das Geschehen, grunzt laut in den Dialog hinein und erklärt dann leise, um nicht zu stören: „Ich bin die Sau!“

Grömer darf das, die Sau rauslassen. Nicht nur, weil sie die Regisseurin ist, sondern vor allem, weil die Akteure der Bindlacher „Schauspielerei“ einen derben Schwank einstudieren, „Adel, Tadel und Verdruss“. Die Geschichte spielt auf einem Hof, und da gehören Schweine und Kühe natürlich zur Geräuschkulisse.

Seit Januar proben die Akteure der „Schauspielerei“, und das „vier-, fünfmal die Woche“, wie Thomas Wilfert sagt, der den Michael spielt. Die Bindlacher proben für die Premiere einer Premiere.  Am Freitag,  9. März, soll die Komödie erstmals über die Bühne der Panzerhalle gehen. Und es wird – nach einem Jugendstück im vergangenen Jahr – das erste Erwachsenenstück der „Schauspielerei“ sein.

Zeit für was Neues

15, 16 Männer und Frauen gehören zu der neuen Gruppe,  „die unentbehrlichen Helfer hinter den Kulissen“ eingeschlossen, wie die Vorsitzende Karin Meyer sagt. Fast alle von ihnen haben schon Theatererfahrung gesammelt, die meisten bei der Schauspielabteilung des TSV Bindlach.  Warum sie sich selbstständig gemacht haben, auf eine Art und Weise, die einem TSV-Mitglied den gar nicht mal spaßig gemeinten Ausdruck „Abtrünnige“ entlockt: auf diese Frage hin zuckt Karin Meyer  mit den Schultern. „Es war an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren“, sagt sie.

Zur „Schauspielerei“ kam es, „weil einige von uns ein neues Bühnenzuhause gesucht haben und nicht auf den Spaß am Theaterspielen verzichten wollen“. So steht es auf der Homepage  der Truppe zu lesen. Eben den Spaß scheint man zuvor beim TSV nicht mehr gehabt zu haben. Es habe „interne Reibereien“ gegeben, bestätigt Peter Leicht, stellvertretender Vorsitzender des TSV. „Wie’s halt so ist“, sagt auf der anderen Seite Thomas Wilfert, stellvertretender Vorsitzender der neuen „Schauspielerei“: „In jedem Verein gibt’s mal Ärger.“

"Komplett in der Findungsphase"

Also ging man auseinander, was TSV-Theaterchefin Angela Kolb so quittiert: „Sicher haben wir uns nicht gefreut, aber ich bin nicht angefressen. Die Situation ist vorbei, das wird akzeptiert.“ Überhaupt bemüht man sich auf beiden Seiten, die Bälle flach zu halten. Eine Konkurrenz wolle man nicht aufziehen, sagt Thomas Wilfert, während Angelika Kolb betont: "Konkurrenz belebt das Geschäft."

Jetzt gibt es also zwei Theatergruppen in Bindlach, eine sehr alte mit über hundert Jahren Tradition, und eine sehr junge mit einigen Monaten Geschichte. „Wir sind noch komplett in der Findungsphase“, sagt Karin Meyer, „aber es läuft sehr harmonisch.“ „Und niemand meckert“, sagt Angelika Steininger. Ob das erste Stück ein Erfolg wird, wer kann das schon vorhersagen. Jedenfalls: Die Stimmung ist gut, die Vorfreude auf die Panzerhalle groß, die Chance bestens, dass sich der Aufwand auch lohnt: rund 800 Karten sollen im Vorverkauf  schon weggegangen sein, für gerade mal vier Vorstellungen.

Lampenfieber wie ein Junger

Der Älteste – Rudi Fudalla – ist 70, gibt aber zu, vor seiner Rolle als Vater Paul Lampenfieber wie ein Junger zu haben. Christian  Doser, der Taugenichts Fridolin, ist schon ein Routinier und freut sich auf die erneute Möglichkeit, „einfach wieder in neue Rollen zu schlüpfen“. Karin Meyer, die schon auf 40 Jahre auf der Bühne zurückblickt, scheint sich schon gar nicht mehr zu fragen, warum sie so gerne spielt. „Jeder Schauspieler ist irgendwie eine Rampensau, vermutet sie.

INFO: Termine am 9. 10., 17. März um 20 Uhr, am 18. März um 19 Uhr, Panzerhalle, Vorverkauf bei Therapiezeit, Raiffeisenstraße 10 a, Bindlach, weitere Infos unter 0176 / 523 47 111.

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