Vater Hans-Walter Hofmann ist Bürgermeister, sein Sohn Julian Marktgemeinderat Jeder hat seinen eigenen Kopf

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Eine seltene Konstellation: In Schnabelwaid ist Hans-Walter Hofmann (links), sein Sohn Julian rückte jetzt als in den Marktgemeinderat nach. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

Es ist schon etwas außergewöhnlich: In Schnabelwaid ist Hans-Walter Hofmann für die CSU Bürgermeister. Vergangene Woche vereidigte er seinen Sohn Julian, der auf der gleichen Liste nachrückt, als Mitglied des Marktgemeinderates.

 
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„Bis vor wenigen Jahren war es ja gar nicht erlaubt, dass zwei Familienmitglieder im Gemeinderat sein dürfen“, sagt Hans-Walter Hofmann. Es sollten so Klüngeleien verhindert werden. „Aber mit ihm kann man überhaupt keine Klüngeleien machen“, sagt er lachend. Sein Sohn habe einen eigenen Kopf. Das sagt auch Julian Hofmann, der schon bei der Vereidigung betont hatte, er sei selbst jemand und nicht nur der Bub des Bürgermeisters.

Zwei Listennachfolger sagten ab

Bei der ersten Sitzung vergangene Woche hat er sich erst mal alles angeschaut und beobachtet. „Die meisten Leute kenne ich ja“, sagt er. Um Weihnachten rum war das Thema, das er ins Gremium nachrückt, akut geworden. Eigentlich hatte er bei der Kommunalwahl ganz hinten kandidiert, damit er nicht rein gewählt wird. Doch jetzt war Ende vergangenen Jahres Katja Küffner zurückgetreten und die nächsten zwei Listennachfolger hatten das Amt aus persönlichen Gründen abgelehnt. Als der Vater ihn nun fragte, ob er das Amt annehmen würde, war für Julian Hofmann ganz klar, dass er das macht. Vor zwei Jahren, als er noch mitten im Betriebswirtschaftsstudium war, hätte er wahrscheinlich aus Zeitgründen auch abgelehnt, sagt er. Aber jetzt ist er fast fertig, hat im März seinen Bachelor.

Eigentlich hatte er ja vermutet, dass die anderen zwei abgelehnt haben, damit der Bürgermeistersohn ins Gremium kommt. Er selber hat keine Angst vor dem Amt, für ihn ist es ähnlich wie mit einem Vorstandsposten im Verein. Und da hat er schon Erfahrung. Julian Hofmann ist bei der Feuerwehr, war bei den Kerwabum, ist im CSU-Ortsverband und Kirchenvorstand sowie in einer Studentenverbindung. „Der Zeitaufwand ist jetzt halt größer“, sagt er. Seine Steckenpferde im Marktgemeinderat werden die Jugend und die Kirche sein. „Der Ort muss attraktiv für die junge Generation sein, damit sie da bleibt“, sagt der 30-Jährige. Die Kirche müsse als soziale Institution gesehen werden. Das sagt auch der Bürgermeister. Ohne die Kirche könnte gar nicht bezahlt werden, was sie ehrenamtlich leiste. Und die Betriebsträgerschaft, die die Kirche beim Kindergarten hat, hebt er hervor.

Keine Parteipolitik

Erst hatte Julian Hofmann Bedenken, dass er im Gemeinderat nicht ernst genommen wird. Aber er wird da sein Ding machen, sein Wissen und Können einfließen lassen. Nach der ersten Sitzung wurde über ihren Ablauf allgemein gesprochen, so wie es eigentlich immer ist – mit allen zusammen bei einem Bier im Wirtshaus. Das Parteipolitische gehört für ihn nicht in so ein Gremium, sagt der Nachrücker. „Das spielt im Marktgemeinderat keine Rolle“, so Julian Hofmann. Die Partei ist für ihn nur auf der Liste ein Instrument.

Kritisches Augenmerk

Wird der Bürgermeister mit seinem Sohn über Themen des Gemeinderates vorab sprechen? „Nur wenn es um grundsätzliche Fragen geht“, sagt Hans-Walter Hofmann. Aber Julian Hofmann sagt: „Ich würde in dem Fall eher die Verwaltung fragen.“ Beiden ist aber klar, dass auf die jetzige Konstellation ein besonderes und kritisches Augenmerk von außen gelegt werden wird. Und Julian Hofmann sagt, er werde bei Beschlüssen so abstimmen, wie er es für richtig hält und sich nicht nach dem Vater richten. Für Hans-Walter Hofmann ist das auch in Ordnung. Und so musste er gleich in der ersten Sitzung hinnehmen, dass sowohl im öffentlichen als auch im nichtöffentlichen Teil das gesamte Gremium jeweils einmal komplett gegen ihn stimmt. Auch der Sohn.

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