Mit neuer Platte und den Jungs von Waste nehmen Jamaram Kurs auf Bayreuth "Jamaram" in Bayreuth

 Foto: red

Die Münchener von "Jamaram" haben ein neues Album und gehen auf Tour. Am 15. Mai machen sie Station in Bayreuth. Der Kurier hat sich vorab mit Schlagzeuger Maximilian „Murxen“ Alberti über den Sound von Manu Chao, ihre Reisen, warum das ZDF-"Morgenmagazin" für einen Auftritt strange ist und die Freundschaft zur Bayreuther Band "Waste" unterhalten.

 
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Ihr spielt zusammen mit Waste im Zentrum. Mit denen tretet ihr ja recht häufig zusammen auf. Wie kommt das?

Maximilian „Murxen“ Alberti: Wir spielen seit drei Jahren zusammen Konzerte. Wir waren sofort begeistert von denen. Die haben so eine Power und Energie – dazu haben sie noch einen eigenen Style entwickelt. Sie sind eine geile Rockband, aber trotzdem funky. Und die Typen sind lustig.Wir verstehen uns menschlich einfach super. Der rockige Sound und unser Reggae, das passt einfach gut zusammen.

Habt ihr dann schon in die neue EP von Waste reingehört?

Alberti: Nein, tatsächlich noch nicht, da bin ich schlecht vorbereitet. (lacht)

Das macht nichts. Neue Alben haben aber gerade beide Bands veröffentlicht. Besprecht ihr die neuen Songs von Band zu Band?

Alberti: Nicht so sehr die Alben, sondern vor allem die Live-Shows. Wir sind ab und zu im Publikum zu finden, wenn Waste spielt. Im Gegenzug können wir uns auch sicher sein, dass sie bei uns im Publikum stehen.

Also gibt’s danach eine Bühnenkritik von den Kollegen?

Alberti: Ja. Bisher waren sie noch Fans von uns. Mal schauen, wie es nach der neuen Show aussieht.

Gutes Stichwort! Zur neuen Show gibt es natürlich ein neues Album. Das habt ihr zusammen mit den Acoustic Night Allstars aus Simbabwe aufgenommen. Wie kam der Kontakt zustande?

Alberti: Wir waren in Harare, der Hauptstadt von Simbabwe, auf dem HIFA (Harare International Festival of the Arts, Anmerkung der Redaktion). Das ist ein riesiges Festival. Die ganze Stadt steht da Kopf und man trifft viele Künstler von dort. Dort haben wir sie kennengelernt und mit ihnen ein paar Songs vorbereitet.

War das Zufall?

Alberti: Das machen wir eigentlich immer so. Egal, ob wir in Brasilien, Kenia oder Uganda sind: Wir versuchen nicht nur, unser Ding dahin zu bringen, sondern uns auch umzusehen, was es vor Ort an Musik gibt. Die Zusammenarbeit war gleich so gut, dass wir ein paar Tage später gemeinsam ein Konzert gegeben haben. Drei von denen sind dann im Winter zu Besuch nach Deutschland gekommen, und wir sind mit ihnen auf eine 20-Tages-Tour gegangen. Für die war es ganz spektakulär, zum ersten Mal Schnee zu sehen.

Wie haben sie reagiert?

Alberti: Erst waren sie so begeistert, dass sie mit dem Schlafanzug durch den Garten gerannt sind. Dann haben wir eine Schneeballschlacht gemacht. Nach zehn Minuten haben sie aber gemerkt, dass es schweinekalt ist.

Merkt man in Simbabwe als Künstler, dass Robert Mugabe immer noch sehr restriktiv herrscht?

Alberti: Ja, das merkt man schon. Ein kleines Beispiel: Das Festival geht zehn Tage lang. Wir waren für den vierten Tag gebucht und haben noch zwei kleinere Konzerte gegeben. Als Headliner am letzten Tag war eigentlich eine südafrikanische Band gebucht. Die hatten allerdings in der Vergangenheit einen Mugabe-kritischen Song veröffentlicht. So sind sie zwar am Flughafen gelandet, durften dann allerdings nicht einreisen. Also mussten sie unverrichteter Dinge wieder nach Hause fliegen. Wir waren gerade selbst auf dem Weg zum Flughafen, als wir erfuhren, dass wir die Abschlussband auf der Hauptbühne für den letzten Abend sein sollen.

Überlegt man da als Band, den Auftritt überhaupt zu machen?

Alberti: Die Leidtragenden wären in diesem Fall die Festivalveranstalter gewesen. Es waren ja schon 4000 Tickets verkauft. Außerdem hätten die Leute keinen schönen Abschlussabend mehr gehabt. Da trifft man dann die Falschen, wenn man sagt, man würde aus Protest keine Musik machen. Für uns ist es natürlich auch schön, am Abschlussabend zu spielen. Das muss man auch sagen.

Habt ihr dann auf der Bühne etwas dazu gesagt? Oder ist man da eher vorsichtig?

Alberti: Wenn man da als kleines Weißbrötchen, das für fünf Tage in Harare ist, die Klappe aufreißt, ist das schwierig. Man ist nicht so drin in der Situation. Ich käme mir etwas arrogant und überheblich vor, die politische Situation eines Landes zu kritisieren, in dem ich noch nicht einmal fünf Tage war. Wir haben uns also ruhig verhalten und den Abend so schön gemacht, wie es eben ging. Es war dann auch eine schöne Veranstaltung.

Im Gegensatz zu „Jameleon“ und „Jamaram in Dub“ kommt die neue Scheibe musikalisch sehr leicht daher. Wieso heißt sie dann „Heavy Heavy“?

Alberti: Ja, „Heavy Heavy“ darf man nicht wörtlich nehmen. Das hört sich ja eher so an, als wäre richtig schweres Zeug drauf. Mit „Heavy Heavy“ ist hier ein Ausdruck aus Simbabwe gemeint. Wenn man zum Beispiel jemanden fragt: „Na, alles klar?“, dann bekommt man oft die Antwort „Hey, heavy heavy!“. Das heißt: „Passt, es ist alles gut!“

Wenn ihr auf Tour seid, gondelt ihr ja durch die ganze Welt. Was war bisher der seltsamste Auftrittsort?

Alberti: Der krasseste Auftritt war irgendwo im brasilianischen Dschungel auf einem Dorfplatz. Da gab es nicht einmal Elektrizität. Wir sind da mit drei Autos hingefahren und haben die Scheinwerfer der Autos als Bühnenlicht benutzt. So etwas gab’s da noch nie. Erst war da niemand, dann kamen die Kinder an. Später kamen dann alle vier Generationen zusammen auf den Platz und es wurde Capoeira getanzt.

Was war das seltsamste Konzert bisher in negativer Hinsicht?

Alberti: Scary? (überlegt) Ja, wir haben einmal im ZDF-Morgenmagazin gespielt. Das war ganz schön scary. (lacht)

Wieso das?

Alberti: Ja, das ist zwar nett, und wenn man eingeladen wird, muss man es auch machen. Aber dann sitzt man da im Studio. Es ist sieben Uhr morgens, denn es wird ja live gesendet. Dann hatte Sam (Samuel Hopf, Anmerkung der Redaktion) auch noch seine Gitarre vergessen und musste auf einer totalen Scheiß-Gitarre spielen. Das war alles andere als „frisch“ von unserer Seite her.

Um zum neuen Album zurückzukommen: Du hast vorher gesagt, die Platte sei „wie der Wind“. In ihrer Leichtigkeit erinnert sie an Manu Chao. Ist das gewollt?

Alberti: Es treffen, ähnlich wie bei ihm, so viele verschiedene Kulturen aufeinander. Die Leichtigkeit würde ich mir anlasten. Diesmal hab ich den musikalischen Leiter gegeben. Ich bin ein großer Fan von Manu Chao und habe mir gedacht: Lassen wir den Reggae mal außen vor. Wir haben schon viele Reggae-Platten gemacht. Es gibt so viele andere Rhythmen, geben wir denen doch einmal Raum.

Zum Schluss: Was können wir in Bayreuth von Waste und Jamaram erwarten?

Alberti: Zwei Bands, die voll auf die Kacke hauen!

Das Gespräch führte Wolfgang Karl.

Zur neuen EP von "Waste" gibt's hier was.

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