Premiere mit DJs und einer Ausstellung, die Gegenwart und Erinnerung verbindet Iwalewahaus: Party zur Eröffnung

Von Michael Weiser

Das Iwalewahaus öffnet seine Pforten am Samstag, 30. Mai, auch offiziell. Mit Grußworten, logisch. Aber auch mit Party. Und mit Kunst: Mit einer Ausstellung, die Erinnerung und Kreativität verbindet.

 
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Die Sache ist einigermaßen kompliziert, doch Sam Hopkins hat eine Formel, mit der er das Ganze auf den Punkt bringen kann. Er spricht von einem "Grauen Album". Und mit Hilfe der Beatles und des Rappers Jay-Z will er klarmachen, was da in den letzten Tagen vor der Eröffnung des Iwalewahaus passiert ist.

Also, das "Grey Album": Man nehme das "Weiße Album" der Fab Four (genauer:  die Instrumentalversionen der Songs), und kombiniere es mit den A-cappella-Versionen vom "Black Album" des Rappers Jay-Z. Ergebnis ist eben das "Grey Album", das Produzent Danger Mouse, alias Brian Joseph Burton, damit über Nacht berühmt machte. "Das ist Mashup", sagt nun der Kenianer Sam Hopkins: "wenn du zwei Sachen aus verschiedenen Bereichen kombinierst und ein neues Kunstwerk daraus machst."

"Mash up the Archive" heißt die Ausstellung, die mit der Eröffnung des Iwalewahauses am Samstag startet. Und sie kombiniert sozusagen das Gedächtnis des Iwalewahauses mit der Kreativität der Gegenwart. "Wir kombinieren verschiedene Dinge aus dem Archiv, Bilder, Filme, Musikaufnahmen, Plastiken und Stoffe mit der Arbeit von Künstlern."

Sechs Künstler machen sich ans Archiv ran

Im Mittelpunkt des Projektes stehen sechs bildende Künstler aus Afrika, die nach Bayreuth eingeladen wurden, um das Archiv und die Kunstsammlung des Iwalewahauses zu erkunden. Kevo Stero und Otieno Gomba zum Beispiel, die wie auch Sam Hopkins aus Nairobi stammen, haben sich auf eine Maske aus der Sammlung des Hauses konzentriert. In einem "virtuellen Raum aus Filmmaterialien, Installationen und Gemälden", so eine Pressemitteilung, stellen die beiden traditionelle Vorstellungen vom Maskentanz auf den Prüfstand. 

Filme, Objekte und Kunstwerke bilden auch den Rahmen für "Disrupter - this is Disrupter X", einer Antioper von Niki Nkosi und Pamela Phatsimo Sunstrum. Das umfangreiche Archiv des Iwalewahaus-Gründers Ulli Beier arbeitete der Angolaner Délio Jasse durch, um aus seinen Fundstücken und eigenen Motiven UFotomontagen zu schaffen. Uche Uzorka aus Lagos in Nigeria wiederum geht von der Feststellung aus, dass die Offenheit des Archiv trügerisch sei. Er schredderte Stücke aus dem Archiv, um sie zu Collagen zusammenzufügen.

Natürlich geht es auch um das Verhältnis von Afrika und Europa, um das, was sich in der Vergangenheit ereignet hat, und darum, wie es heute gesehen wird. Und natürlich geht es auch um Kolonialismus, und über die Sammelleidenschaft der Leute, die sich in den Nachwehen des Kolonialismus mit Afrika beschäftigt haben - aus welchen Gründen auch immer.

Afrika in Bayreuth

"Sehr wichtig: Wir wollen Wissen schaffen", sagt Hopkins. "Wissen über die Objekte. Und wir wollen zum Nachdenken darüber anregen, wer an dem Archiv forscht? Normalerweise sind das europäische Akademiker." Man wolle sich mit diesen problematischen Projekten beschärftigen, ohne die "Machtstrukturen zu verschweigen, aber auch ohne sie zu betonen und wie ein Banner vor uns herzutragen", sagt Hopkins. "Es ist auch ein spielerischer Ansatz für diese Diskussion."

Die Ausstellung ist so etwas wie ein Versprechen auf überraschende Begegnungen. Man kann ja mit Fug und Recht sagen, dass das ganze Iwalewahaus  ein Mashup ist: untergebracht ist es im ehrwürdigen Gebäude einer königlich-bayerischen Bank, das später eine Forstbehörde und dann das Vermessungsamt beherbergte. Als Heimstätte des Museums für afrikanische Kunst ist es jetzt in einen vollkommen neuen Zusammenhang gestellt - sozusagen als Element internationalen akademischen Lebens in einer der lauschigsten Ecken der alten oberfränkischen Residenzstadt Bayreuth. "Es kann schon sein, dass der eine oder andere Besucher von unserer Ausstellung ein wenig verwirrt sein wird", sagt der schlaksige Sam Hopins und lacht.

Spaß soll es aber auch machen, am besten mit einer richtigen Party ztur Eröffnung. Am Samstag abend wird aufgelegt werden. Ein Stargast werde auflegen, sagt Hopkins, dazu zwei weitere namhafte DJs. DJ Raph, der Tracks aus dem Musikarchiv neu zusammenmischt, dazu DJ Zhao, ein in Berlin lebender Chinese, der als einer der Experten überhaupt weltweit für afrikanische Musik gilt.

INFO: Zeitplan am Samstag, 30. Mai: 16 Uhr Kuratorengespräch; 17 Uhr Künstlergespräch. Eröffnungsfeier ab 19 Uhr, nach den Grußworten legen DJs auf.

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