ITB: Endlich was anderes als Wagner

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Nur noch knapp vier Wochen, dann ist sie vorbei: die welterbelose Zeit für die Welterbestadt Bayreuth. Am 12. April wird das Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus nach sechs Jahren der Restaurierung wiedereröffnet. Das Interesse daran ist groß, nicht nur in Bayreuth. Weltweit. Wie groß, das zeigt sich auf der internationalen Tourismus-Börse Berlin, der ITB, wo Bayreuth sich und seine Schätze seit Mittwoch präsentiert.

 
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Der Weg nach Bayern führt, je nach dem Weg, den man nimmt, zum Beispiel über Baden-Württemberg. Dort, in der Halle vor der Bayernhalle, riecht es nach Benzin, nach Technik, nach Geschwindigkeit. Klar, Porsche ist in Stuttgart. Schwäbisch. Bayern spielt Natur. Hier riecht es nach viel Holz. Man fühlt sich im Gewimmel der ITB, der Leitmesse der Touristiker, ein wenig wie im Oktoberfest. Holzemporen. Gartentische mit Holzstühlen statt Bistrobestuhlung. Lederhosen statt Business-Sakko. Mittendrin, an einem großen Eck-Stand mit Besprechungsplatz: Bayreuth, mit der Bayreuth Marketing- und Tourismus GmbH (BMTG). Alt-Bayreuther Tracht darf nicht fehlen, man will hier mit Authentizität punkten.

Bayreuth punktet

Bayreuth punktet in der Bayern-Halle aber auch anders: als erste Stadt, die am ersten Fach-Publikumstag der ITB die Event-Area in Beschlag nimmt. Mit einem Thema, das die Weichen neu stellt für Bayreuth: Appetit machen auf die Wiedereröffnung des Markgräflichen Opernhauses, Weltkulturerbe der Unesco seit 2012. Auf dem großen Bildschirm ein spektakuläres Foto des restaurierten Innenraums. Eines Innenraums, der "dieses unglaubliche Strahlen hat", wie es die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe im Gespräch mit dem Kurier nennt.

Große Spannung bei den Journalisten

Die Spannung ist groß, das Interesse auch, sagt Anja Graf von der Agentur Wilde und Partner, die fü die BMTG die Einladung für diese Premieren-Veranstaltung auf der ITB gemacht hat. "Gut 30 Journalisten aus ganz Deutschland sind da. Die ganzen großen Titel. Tageszeitung, Magazine, Kultur-Titel. Wir haben auch viel Material schon weitergeleitet an die, die gern gekommen wären." Viele, sagt Graf, sind nicht nur wegen des Welterbe-Titels angetan. "Viele sagen: Endlich mal was anders als Wagner."

"Ein Highlight"

Der Unesco-Spezialist Joachim Mohr aus Bonn beispielsweise hat einen Termin, den er eigentlich am Mittwoch um 12 Uhr mit Touristikern aus Korea hatte, sausen lassen: "Für dieses Thema, das mich fasziniert", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. "Ich war schon so oft vor der Tür des Opernhauses gestanden, nie bin ich reingekommen. Die Leute vom Bau sind da hart." Mohr besucht für den WDR und Phoenix Welterbestätten, "um zu prüfen, ob wir eine Sendung darüber machen können". Das Opernhaus sei "durch seine Einmaligkeit ein absolutes Highlight, das ragt aus den Welterbestätten heraus".

Perfekter Anlass auf der ITB

Annette Klemm, die für die Unesco-Welterbestätten die Pressearbeit für Deutschland macht, nennt die ITB "den perfekten Anlass für die Wiedereröffnung des Opernhauses zu werben. Hier ist es genau richtig, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit darauf zu lenken." Sie sei - wie auch Joachim Mohr - "sehr gespannt darauf, das Opernhaus zum ersten Mal zu erleben". Annette Klemm wird die Chance Mitte Mai haben, "wenn die Welterbe-Familie zur Jahrestagung zu Gast in Bayreuth ist". Klemm betont das Wort Familie, denn: "Konkurrenz zwischen den Welterbestätten gibt es keine. Aufgabe des Marketings sei es, alle interessant zu machen für die Besucher".

"Wir haben ja wirklich alles"

Die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und BMTG Geschäftsführer machen den Journalisten und Vertretern aus der Touristik Bayreuth schmackhaft. Im Wortsinn: Denn fränkische Spezialitäten "aus dem Cholesteringürtel Bayerns", wie Bürgermeister Thomas Ebersberger mit einem breiten Grinsen im Gespräch mit den Fachbesuchern sagt, gibt es zum fachlichen Welterbe-Austausch dazu. Wer Bayreuth denke, sagt Merk-Erbe, der denke - zumindest bis jetzt - erst einmal Wagner. Aber: Bayreuth könne mit wesentlich mehr punkten. Landschaft, Essen, Trinken, der Universität, und natürlich mit dem, was Wilhelmine der Nachwelt hinterlassen habe. "Wir haben ja wirklich alles", sagt Merk-Erbe im Gespräch mit dem Kurier. "Die kommenden Tage auf der ITB haben wir die Chance, Bayreuth und das Welterbe zu präsentieren und mehr Touristen auf Bayreuth aufmerksam zu machen."

Mit den Pfunden wuchern

"Mit den Pfunden wuchern" könne Bayreuth, sagt Rainer Saalfrank, Geschäftsführer des Bayreuther Unternehmes AVS, der als Aussteller auf der ITB ist und als Mitglied des Aufsichtsrats der BMTG. AVS ist Marktführer bei der Abrechnung der Kurtaxe. "Sechs Leute haben wir hier. Und sind durchgetaktet von der ersten bis zur letzten Minute." Das Opernhaus, sagt Saalfrank, werde "ein Magnet, der Leute nach Bayreuth bringt, ein absoluter Türöffner, da bin ich mir sicher". Und nicht nur nach Bayreuth. "Wir machen in Weimar die Welterbe-Card, dort zeigt sich, das hat positive Auswirkungen auf die ganze Region. Bayreuth hat jetzt die besten Voraussetzungen."

Geschichten aus der Geschichte

Manuel Becher sieht das ähnlich. Und er verpackt sein Marketing für die Welt der Wilhelmine in Geschichten, die Lust machen, einzutauchen in diese Welt: Der Weg, auf dem Wilhelmine nach Bayreuth fand, wie sie begann zu bauen, wie sie aus der Stadt eine Stadt machte, auf die die Kulturschaffenden Europas blickten. Nicht zuletzt mit dem heutigen Weltkulturerbe. "Wir haben", sagt Becher, "die zwei wichtigsten Opernhäuser der Welt in Bayreuth. das mit der besten Akustik, das Festspielhaus. Und das schönste, das Markgräfliche Opernhaus." Und jetzt, sagt Becher, habe man - nach sechs Jahren als Welterbestadt ohne Welterbe wegen der 30-Millionen-Restaurierung - habe man auch die Chance, das zu zeigen.

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