Historie auf der Kippe: Das Gebäude ist marode und dem Trägerverein fehlen die Mittel für eine Sanierung Ist das Weidenberger Glasmuseum bald Geschichte?

Von Moritz Kircher
Klaus Hübner und Nobert Lang bangen um den Erhalt ihres Museums. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Klaus Hübner und Norbert Lang wollen für ihr Museum kämpfen. Die beiden gehören dem Vorstand des Vereins Werkssiedlung an, dem Trägerverein des Glas- und Knopfmuseums in der Kristallstraße. Sie wollen bei der Mitgliederversammlung am 13. März auf die dramatische Situation von Verein und Museum aufmerksam machen. Das einzige in der Region, das den kompletten Produktionsprozess des Glasdrückerhandwerks noch originalgetreu vorführen kann.

 
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Das Glas- und Knopfmuseum in Weidenberg hält die Erinnerung an einen längst vergangenen Gewerbezweig in Weidenberg aufrecht. Das Wohnviertel an der Gablonzer Straße lebte nach dem Zweiten Weltkrieg davon, aus Glas Knöpfe und andere Gebrauchswaren herzustellen. Dann kam der Kunststoff und mit ihm das Aus für die Weidenberger Glasdrücker. Und bald gibt es vielleicht nicht einmal mehr die Erinnerung an dieses Stück Ortsgeschichte. Das Museumsgebäude ist marode. Die Finanzen des Vereins Werkssiedlung, der das Museum trägt, auch. Eine Mitgliederversammlung soll nun klären, wie es weitergeht – und ob überhaupt.

Alle Geräte im Museum sind noch funktionstüchtig

Klaus Hübner und Norbert Lang zeigen gerne her, was das Glas- und Knopfmuseum zu bieten hat. Hier gibt es nicht nur Glasknöpfe, kunstvoll gearbeitete Pfefferstreuer aus Glas, Geschirr und Glasschmuck in Vitrinen zum Anschauen. Hier können Besucher das fast ausgestorbene Handwerk der Glasdrückerei erleben. „Alle Geräte hier sind noch voll funktionstüchtig“, sagt Hübner. Er ist der zweite Vorsitzende des Vereins und leitet die Geschäfte, seit der Vorsitzende Heinz Schimek im vergangenen Jahr gestorben ist.

Sauber aufgereiht an der Wand in der Werkstatt stehen Dutzende bunte Glasstangen. Der Rohstoff für die Glasknöpfe, die in der Glasfabrik Max Bernt, in der sich das Museum befindet, einst hergestellt wurden. Schriftführer Norbert Lang zeigt Schritt für Schritt, wie die Knöpfe gepresst, entgratet, geschliffen poliert und immer wieder erhitzt wurden, bis sie glänzten. Die Öfen feuert er aber nur noch, wenn Gruppen kommen. „Wenn das alles laufen würde, und hier jeden Tag zwei Busse voll Leute kommen, dann würden wir das alles auch regelmäßig anschmeißen“, sagt er. Schließlich sei das Weidenberger Museum das einzige weit und breit, das noch den kompletten Produktionsprozess zeigen kann.

Der Verein muss seine Einnahmesituation verbessern

Lang zieht ein Werkzeug aus der Schublade, das entfernt an eine überdimensionierte Rohrzange erinnert. Es ist eine Presse, mit der in einem Arbeitsschritt gläserne Aufsätze für Salz- und Pfefferstreuer gefertigt werden können – inklusive Gewinde. Ein feiner Mechanismus macht es möglich, das sich das Gewinde beim Öffnen aus der Presse dreht und löst. Ein Weidenberger Patent. Denn die Presse hatte ein Maschinenschlosser aus der Werkssiedlung entworfen und gebaut.

Glühende Öfen, schmelzendes Glas, gusseiserne Pressen und Schleifmaschinen – und am Ende dieser Kette kommen filigrane Knöpfe und Glaswaren heraus. Ein faszinierender Prozess. Aber die Busse voller Besucher kommen nicht. Und das, obwohl der Eintritt ins Museum pro Person gerade einmal 1,50 Euro kostet. Die etwa 100 Mitglieder des Vereins Werkssiedlung zahlen je sechs Euro Jahresbeitrag.

Wenn das Museum eine Zukunft haben soll, wird sich das ändern müssen. Eintrittsgelder und Beiträge reichen nicht aus, um die laufenden Kosten für den Museumsbetrieb zu decken. „Deshalb machen wir jetzt die Mitgliederversammlung“, sagt Hübner. Die erste seit vier Jahren. Die Vereinsmitglieder sind aufgerufen, einen neuen Vorstand zu wählen. Klaus Hübner wünscht sich eine Zukunft für den Verein Werkssiedlung und damit für das Museum. Er sagt: „Wenn sich niemand für den Vorstand meldet, gibt es in vier Wochen noch einmal eine Mitgliederversammlung.“ Und wenn diese wieder ohne Ergebnis verläuft? „Dann beantragen wir die Auflösung des Vereins“, sagt Hübner.

Mitgliederversammlung

Info: Die Mitgliederversammlung des Vereins Werkssiedlung findet am 13. März um 19 Uhr im Gasthof Kolb statt. Eingeladen sind auch Nichtmitglieder, die an einer Mitarbeit im Verein interessiert sind.

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