Die Lichter an Silvester werden in Nankendorf seit Silvester 1950 angebrannt, die ewige Anbetung stammt aus dem Jahr 1759 – Eine Spurensuche Irrungen und Wirrungen um das Lichterfest

Von Reinhard Löwisch
Immer ein idyllischer Anblick auch ohne Schnee: Das Nankendorfer Lichterfest 2015. ⋌Foto: Reinhard Löwisch Foto: red

Ja, sie haben Recht – aber auch wieder nicht. Manche Leute behaupten, das Nankendorfer Lichterfest wird seit den 20er Jahren gefeiert. Und die mehrfach genannte Jahreszahl 1948 stimmt ebenfalls nicht. Richtig ist: Das Abbrennen der Lichter an Silvester wird in Nankendorf seit Silvester 1950 durchgeführt. Heuer also zum 66. Mal. Die ewige Anbetung an sich stammt dagegen schon, wie bei allen anderen katholischen Gemeinden im Bistum Bamberg aus dem Jahre 1759, ist also viel älter.

 
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Das ist das Ergebnis der Recherche im Pfarrarchiv von Nankendorf. Dort gibt es ein „Tagebuch der Kuratie Nankendorf“, in dem seit 1927 alle wichtigen Ereignisse der Pfarrgemeinde festgehalten werden. Es war eine spannende Suche nach der Frage, wie lange es das Lichterfest schon gibt. Sie begann mit der Befragung älterer Bürger in Nankendorf. Keiner erinnerte sich daran, dass während oder vor dem Zweiten Weltkrieg Lichter in den Hängen entzündet wurden, obwohl in einigen Veröffentlichungen behauptet wurde, schon 1927 habe das erste Lichterfest stattgefunden. Es hat eines stattgefunden damals, das ist nachweisbar. Aber nicht anlässlich der ewigen Anbetung an Silvester. 1927 wurde Nankendorf zur Kuratie ernannt, ein Pfarrhaus gebaut, ein Pfarrer installiert – nach Hunderten von Jahren ohne eigenen Seelsorger. Um das Ereignis gebührend zu feiern, führte am 1. Mai eine Prozession durchs Dorf zur Pfarrkirche. Darüber schrieb der Wiesentbote am 3. Mai: „Es zog eine schier endlose Menschenreihe von der Aukapelle mit Fackeln zur Kirche, wo ein feierlicher Segen den historisch denkwürdigen Tag beschloss. Dabei loderten rings auf den Felszacken gespenstisch schöne Leuchtfeuer und die Kirche wie das Tal waren in rotes Licht getaucht“.

1948 war für Nankendorf ein ebenso wichtiges Jahr: Die barocke Pfarrkirche, mächtiges Sinnbild für die Urpfarrei und damit viel älter als das Bistum Bamberg, feierte am 10. Oktober 200.Geburtstag. Und wieder erhöhten die Nankendorfer das Fest mit einer Lichterprozession. In der Lokalpresse stand: „Unter Glockengeläute, Böllerschüssen und den Klängen einer Musikkapelle zog eine beträchtliche Menschenmenge durch das Wiesenttal, das im Widerschein unzähliger bengalischer Feuer einen unbeschreiblich romantischen Anblick bot. Am hohen Brunnstein erstrahlte das beleuchtete Missionskreuz. Am Talrand leuchteten die Jahreszahlen des Jubiläums. Alle Häuser erstrahlten im Lichterglanze, die Kirche selbst glänzte im Scheinwerferlicht. Wohl kaum hat das Wiesenttal eine solche eindrucksvolle und erhebende Feierstunde je erlebt“. Dem ist aus heutiger Sicht nichts hinzuzufügen – außer dem Satz: Noch schöner schaut das Ganze aus, wenn die Hänge mit blendend weißem Schnee bedeckt sind, die Flammen dadurch reflektieren und den Lichterglanz verstärken.

Warum die Nankendorfer ein Lichterfest als Krönung der ewigen Anbetung veranstalten, darüber kann nur spekuliert werden. Ein möglicher Grund ist die Konkurrenz zur Kirchengemeinde Plankenfels. Ebenfalls im Tagebuch nachzulesen ist dass der damalige Waischenfelder Stadtpfarrer Schütz die Kuratiekirche lieber in Plankenfels eingerichtet hätte als in Nankendorf. Die Nankendorfer setzten sich aber mit dem Hinweis auf ihre uralte Kirchengeschichte beim Bischof in Bamberg durch. Der Wirkungsbereich der Pfarrei Nankendorf erstreckte sich rings um die Stadt Waischenfeld. So kam es beispielsweise zu der kuriosen Situation, dass Leichenzüge aus Hannberg, die zur Pfarrei Nankendorf gehörten, in Waischenfeld nur „durchgeläutet“ wurden. Die Beerdigung fand im Nachbarort Nankendorf statt.

Auch die Plankenfelser kämpften. Zuerst um eine eigene Kuratie (1939), dann holten sie 1949 ohne Zustimmung des Nankendorfer Pfarrers einen „Kommoranten“, einen Geistlichen, der ohne Ausübung der Seelsorge an einem Ort ansässig war, ins Dorf, was die Kirchengemeinde laut Tagebuch „spaltete“. So „kippelten“ sich die Kirchengemeinden immer wieder gegenseitig an und versetzten sich Nadelstiche. Einen Höhepunkt erreichten die Streitigkeiten, als die Nankendorfer vom Bamberger Bischofstuhl darüber informiert wurden, dass Plankenfels auf eigenen Wunsch zwei eigene Betstunden am Silvesterabend zugesprochen bekam. Das war ebenfalls 1949 und ein Sturm der Entrüstung ging durchs Dorf. Gut möglich, dass die Nankendorfer als Reaktion auf die Mitteilung in der Plankenfelser Betstunde eine Bedrohung ihrer Silvester-Beststunden sahen und ein Jahr später mit einem Lichterfest darauf reagierten. Apropos Lichterfest: Mancher Pfarrer hört dieses Wort heute nicht mehr gerne, weil es an Bratwurst- und Glühweinbuden entlang des Prozessionsweges erinnert. Im Nankendorfer Kuratietagebuch ist ausdrücklich die Rede von einem Lichterfest. Offensichtlich hat man damals unterschieden zwischen den streng kirchlichen Betstunden in der Kirche und dem anschließenden Fest zum Abschluss der ewigen Anbetung. Der Bamberger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim führte die ewige Anbetung im Bistum Bamberg zum 1. Januar 1759 ein. Sein Wunsch damals: Jeden Tag sollte in einer der Kirchengemeinden des Bistums ein Tag des Gebetes abgehalten werden.