Zudem verfügt die IS-Miliz dort womöglich über einen größeren Rückhalt in der Bevölkerung als im Ostteil der Stadt. "Der Widerstand des IS könnte in dieser Gegend größer sein und es wird schwieriger, aber umso wichtiger sein, die Netzwerke der Dschihadisten nach der Rückeroberung zu zerstören", erklärte die Irak-Expertin Emily Anagnostos vom Institute for the Study of War in Washington.
Die neue Offensive verstärkt die Sorgen um die Zivilbevölkerung in West-Mossul, deren ohnehin prekären Lebensbedingungen sich durch die bevorstehenden Kämpfe oder eine Belagerung nochmals verschlechtern dürften. Die Vereinten Nationen rechnen mit einer Massenflucht. "Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit, um südlich von Mossul Notunterkünfte für vertriebene Familien zu errichten", erklärte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Irak, Lise Grande.
Die Kinderschutzorganisation Save The Children warnte, es säßen etwa 350.000 Kinder im Westteil der Stadt fest. Für die meisten Familien sei eine Flucht zu gefährlich, sagte Crivallero. Es gebe Scharfschützen und Landminen, und falls die Flüchtenden entdeckt würden, drohe ihnen die Hinrichtung durch IS-Kämpfer.
"Die Kinder in West-Mossul stehen vor einer makaberen Wahl: Bomben, Feuergefechte und Hunger, wenn sie bleiben - oder Hinrichtung und Scharfschützen, falls sie versuchen zu fliehen", erklärte Crivallero.
Die Armee rief die Einwohner auf, in ihren Häuser zu bleiben. "Wir wissen, dass der IS Menschen angreift, die versuchen zu fliehen", sagte Abdulwahab al-Saadi von der irakischen Anti-Terror-Einheit. "Wir sind davon überzeugt, dass sie besser geschützt sind, wenn sie zu Hause bleiben." Beim Kampf um Ost-Mossul habe diese Strategie geholfen, die Zahl der zivilen Opfer zu begrenzen.
AFP