Die Zeitschrift Capital hat deutschlandweit Immobilienpreise ausgewertet Interaktive Karte zeigt: So wohnt es sich in der Region

Von Sarah Bernhard

Die Zeitschrift Capital hat auf ihrer Website gängige Immobilienportale ausgewertet und zeigt auf einer interaktiven Karte, wie attraktiv es ist, in einem bestimmten Straßenzug zu wohnen. Was auf den ersten Blick ideal erscheint, ist aber nicht uneingeschränkt zu empfehlen.

 
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Die Karte

Fünf Wohnlagen gibt die Immobilien-Karte an: einfach bis top. Sie errechnen sich zu 30 Prozent durch die Preise, die auf Immobilienportalen verlangt werden, der Arbeitslosenquote, dem Einkommen der Anwohner und dem Alter der Häuser.

Mit 70 Prozent gewichtet wurden laut Anbieter die vorhandene Infrastruktur, etwa Nahverkehrsanbindung, Schulen und Supermärkte sowie Leerstände, Grünflächen und Verbrechensrate. Neben der Wohnqualität wurden Durchschnitts-Kaufpreise ermittelt – ob für eine Mietwohnung oder den Hauskauf, kann der Anwender selbst bestimmen.

Die Gewinner

Am besten wohnt man laut Capital in der Stadt oder in ganz kleinen Dörfern: Neben Teilen Bayreuths und Kulmbachs gehören das nordöstliche Creußen sowie Ottmannsreuth und Neuenreuth (beide Creußen) zu den Top-Wohnlagen, außerdem Wiesentfels, Loch und Freienfels (alle Hollfeld), Hochstahl, Dörnhof und Kobelsberg (alle Aufseß) und Teile Bindlachs. Im Landkreis Kulmbach wohnt man besonders gut in Wehelitz (Neudrossenfeld), Lochau und Tannfeld (beide Thurnau) und Lindau (Trebgast).

Bei den Mietwohnungen steht mit 7,25 Euro pro Quadratmeter Neustadt am Kulm an der Spitze, gefolgt von Bindlach (7,06 Euro). Das sei sicher ein statistischer Fehler, sagt Wolfgang Haberberger, Bürgermeister von Neustadt am Kulm: Die Mietpreise lägen eher bei vier, denn bei sieben Euro.

Am meisten für sein neues Haus bezahlt man in Eckersdorf (2421 Euro pro Quadratmeter) und Bindlach (2023 Euro). „Eckersdorf hat wunderschöne Lagen Richtung Fränkische Schweiz. Bindlach ist laut und voll“, begründet Roland Schramm von der Bamberger Joseph-Stiftung die deutliche Differenz. Die Stiftung vermietet Wohnungen in der gesamten Region.

Die Verlierer

Besonders einfache Wohnlagen gibt es überall im Landkreis, verstärkt aber im Fichtelgebirge. Die niedrigsten Mieten bezahlt man in Neuenmarkt, wo ein Quadratmeter 3,71 Euro kostet, und in Fichtelberg mit 3,87 Euro. Der niedrige Preis könnte an den alten Eisenbahner-Sozialwohnungen liegen, die teilweise sehr renovierungsbedürftig seien, sagt Neuenmarkts Bürgermeister Siegfried Decker. Denn Leerstand habe man im Ort eigentlich nicht.

Das günstigste Haus kann man in Gefrees (911 Euro pro Quadratmeter) und Mehlmeisel (1381 Euro) bauen. Die niedrigen Preise bekam der Gefreeser Bürgermeister Harald Schlegel schon selbst zu spüren, als er das Haus seiner Eltern verkaufen wollte: „Wir sind unter das Wertgutachten gegangen, weil wir sonst nie verkauft hätten.“

Die Gemeinde habe das Problem aber erkannt und angepackt: „Wir haben die Lebensbedingungen verbessert, haben zum Beispiel eine hervorragende Kinderbetreuung und ein modernes Seniorenheim. Was wir tun konnten, haben wir getan.“

Die Probleme

Selbst wenn vorhandene Grünflächen eine sehr wichtige Rolle spielen, scheint es unwahrscheinlich, dass man in einem Weiler in der Fränkischen Schweiz fünfmal so gut leben können soll wie im Weidenberger Untermarkt.

Und auch sonst hat die Karte einige Mängel, sagen Makler aus der Region: Weil sie sich auf Immobilienportale stütze, zeige sie nur die verlangten Preise, nicht aber die tatsächlichen Kaufpreise, sagt Alexander Thiem aus Mistelbach.

Und weil es in kleinen Orten zu wenige Vermietungen gebe, oder die Immobilien über Zeitungsannoncen den Besitzer wechselten, seien die Statistiken für diese Fälle nicht zu gebrauchen, sagt Roland Schramm. „Auf die Daten 15 Kilometer um Bayreuth herum kann man sich verlassen, danach sieht’s düster aus“, sagt er.

Die Einordnung

Stimmen die errechneten Preise, liegt die Region bayernweit im unteren Mittelfeld, deutschlandweit im Mittelfeld. „Ein Münchner lacht uns aus, aber im Vergleich zum Norden oder zum Osten ist das schon wieder anders“, sagt auch Alexander Thiem.

Tatsächlich seien die Hauspreise in den vergangenen Jahren sogar leicht gestiegen, da die Zinsen niedrig seien: „Viele Leute verändern sich deshalb im Moment von Miete auf Eigentum.“ Knapp seien Bauplätze in der Region dadurch aber nicht. „Ich habe immer wieder was“, sagt Thiem.

Und auch ein Leerstand bei den freigewordenen Mietwohnungen fürchtet der Makler nicht. „Da kommen immer wieder Leute nach.“ Roland Schramm schränkt allerdings ein: „Gut vermieten kann man nur da, wo Arbeitsplätze sind. Fehlen die, wird’s schwierig.“

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