Auftakt für Bayreuther Aktionsplan bei den 22. Begegnungstagen im Gemeindehaus Inklusion als Gemeinschaftsprojekt

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Bayreuth soll einen Aktionsplan Inklusion bekommen, an dem alle Bürger mitarbeiten können. Foto: Archiv/dpa Foto: red

Die Hindernisse in Bayreuth sollen kleiner werden. Im Idealfall ganz verschwinden. Deshalb soll ein Aktionsplan Inklusion für die Stadt entwickelt werden. Der Startschuss für das Projekt, das Anfang November weiterentwickelt werden soll, ist bereits abgegeben: Beim 22. Bayreuther Begegnungstag für Menschen mit und ohne Behinderung.

 
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Barrierefreiheit, eines der Kernstücke der Inklusion, ist kein Thema, das "Menschen über 70 betrifft oder Menschen mit einer Behinderung. Barrierefreiheit ist auch für die wichtig, die sich nur den Fuß gebrochen haben und eine gewisse Zeit auf Krücken angewiesen sind", sagt Jürgen Wolff, Geschäftsführender Vorstand des Evangelischen Bildungswerks. Rund 100 Besucher waren am Samstagnachmittag beim Bayreuther Begegnungstag dabei, um den Aktionsplan Inklusion für die Stadt anzuschieben. "Viele ältere, aber auch einige jüngere Menschen sind gekommen", sagt Wolff im Gespräch mit unserer Zeitung. "Wir hätten uns ein paar Besucher mehr gewünscht. Aber wahrscheinlich waren wir Opfer des schönen Wetters." Das Thema an sich interssiere die Menschen aber, denn: "Wir hatten schon Begegnungstage, die schlechter besucht waren."

Alle sollen daran mitarbeiten

Die Idee hinter dem Aktionsplan Inklusion: "Das ist ein breit angelegtes Projekt, an dem die ganze Bevölkerung mitarbeiten soll. Nicht nur ein paar Eingeweihte aus den Verbänden." Dass Barrierefreiheit auch nicht teurer sein müsse und nur im Vorfeld ein paar Gedanken mehr kostet, hätten Vorträge wie die des Architekten Markus Donhauser aus Regensburg von der Beratungsstelle Barrierefreies Bauen der Architektenkammer gezeigt: "Eine Tür 20 Zentimeter breiter als die normalen 80 Zentimeter zu bauen, damit man auch ganz einfach mit dem Rollstuhl durchfahren kann, kostet unterm Strich sechs Euro mehr", sagt Wolff. Und wenn man Fenster bis zum Boden durchzieht, "dann haben nicht nur Menschen, die im Rollstuhl sitzen, etwas davon. Nein, auch Kinder haben etwas davon". Oder: Die Bamberger Gruppe Sophia, eine Tochter der Joseph-Stiftung, entwickle Modelle für ein selbstbestimmtes Leben im Alter. "Viele der Ideen, die dahinter stecken, kommen aus Finnland. Dort setzt man sich ganz anders mit dem Thema auseinander." 

Sechs Workshops, die die Augen öffneten

In insgesamt sechs Workshops konnten die Teilnehmer am Samstagnachmittag erste Ideen entwickeln, wie Barrieren in Bayreuth beseitigt werden können. Wolff sagt, viele Projekte würden auch von Betroffenen selber angestoßen, um die Barrieren aufzuzeigen. Und sie kleiner zu machen. "Wheelmap ist so ein Projekt: Rollstuhlfahrer können in einer Karte die verschiedenen Punkte, an denen sie auf Hürden stoßen, eintragen. Über eine App werden diese Stellen dann für alle abrufbar. So können Menschen mit Behinderung besser Besuche in verschiedenen Städten planen." 

Umdenken und Schwachstellen benennen

Der Aktionsplan Inklusion, der "als Agenda für die Stadt Bayreuth aufgestellt werden und ab November fortgeschrieben werden soll", soll ein Umdenken erreichen. "Behinderung, auch temporär, kann kann jeden Treffen. Es profitieren ja auch alle davon: Eine Rampe macht das Erreichen eines Gebäudes ja nicht nur für Rollstuhlfahrer einfacher, sondern auch für Mütter mit Kinderwagen oder Nutzer von Rollatoren komfortabler." Und das Benennen von Schwachstellen oder Stolperstellen soll auch helfen, Geld locker zu machen, denn: "Inklusion in der Schule geht beispielsweise nur dann, wenn man die entsprechend ausgebildeten Lehrer hat. Damit nicht ein Kind die komplette Aufmerksamkeit des Lehrers auf sich zieht. Dann erreicht man durch ein Handicap auch den pädagogischen Fortschritt für die ganze Klasse", sagt Wolff.

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