Impfen: Jede Entscheidung ist gut

Von Renate Allwicher
Leidiges Thema: Sollen Eltern ihre Kinder impfen lassen oder nicht. Foto: dpa Foto: red

In Baby-Gruppen und Eltern-Treffs wird über kaum ein Thema derart heftig diskutiert wie über das Impfen. Nicht-impfende Eltern werden als Nutznießer der Solidargemeinschaft beschimpft. Der Gegenseite wird unterstellt, obrigkeitshörig Impfkomplikationen bei den eigenen Kindern in Kauf zu nehmen oder schlicht Ärger mit dem Arbeitgeber wegen kranker Kinder aus dem Weg gehen zu wollen.

 
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Fakt ist aber: Es gibt keine Impfplicht, jeder hat das Recht auf eine eigene Entscheidung. Eltern müssen diese Entscheidung für ihre Kinder treffen. Uns bleibt ein Maß an Freiheit, das jeder nutzen kann, wie er möchte. Gerade Eltern, die sich gegen die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts stellen, informieren sich meist intensiv. Denn ganz ohne Impfung bleiben die wenigsten Kinder: Tetanus und Polio stehen in der Regel außer Frage. Bei den klassischen Kinderkrankheiten hingegen scheiden sich die Geister. Ziel des Robert-Koch-Instituts ist, dass so viele Menschen geimpft sind, dass die Krankheit nicht ausbrechen kann. Wenn nicht-impfende Eltern sich aber nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, Nutznießer der Solidargemeinschaft zu sein, kann ihr Ziel nur sein, dass ihre Kinder erkranken. Was, anders als das Impfen, eine verlässlichere und lebenslange Immunisierung zur Folge hätte.

Absurd

Das Absurde daran: Die wenigsten erkranken tatsächlich, viele Kinder müssen im Jugendalter nachgeimpft werden, um vor den für Erwachsene teils gefährlichen Kinderkrankheiten geschützt zu werden. Sich anzustecken ist sogar äußerst schwierig, weil das Robert-Koch-Institut den Gesundheitsämternoffenbar die Vorgabe gegeben hat, in Einrichtungen mit kranken Kindern, deren nicht-geimpfte Kita- oder Klassenkameraden auszuschließen. Dies gilt aktuell im Bayreuther Waldorfkindergarten undfür eine Klasse der Jean-Paul-Schule, in denen drei beziehungsweise ein Fall von Mumps auftraten. Diese Kinder müssen 18 Tage lang zu Hause betreut werden. Es gibt keine Impfpflicht, ordentlich Druck gibt es schon: Damit haben wohl die wenigsten gerechnet, als sie sich gegen Impfungen entschieden haben.

renate.allwicher@nordbayerischer-kurier.de