Immer mehr Tschechen arbeiten in Bayern

Die tschechische und bayerische Flagge. Foto: Frank Leonhardt / dpa Foto: red

In vielen Unternehmen im Grenzgebiet sind Arbeitnehmer aus Tschechien gar nicht mehr wegzudenken. Und sie werden dringend gebraucht, um eine Lücke zu stopfen. Nach Berechnung der IHK Oberfranken fehlen allein in diesem Regierungsbezirk 18.000 Fachkräfte. Und es wären wohl noch Tausende einige mehr, wären die Arbeitnehmer aus dem Nachbarland nicht hier.

 
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In Bayern arbeiten immer mehr Bürger aus Tschechien. Nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit waren im Vorjahr 25.387 tschechische Arbeitnehmer im Freistaat gemeldet. 2010 waren es gerade einmal rund 7900 - allerdings wurde auch erst danach die Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU auch auf die osteuropäischen Mitgliedsstaaten ausgedehnt.

Grenzüberschreitende Arbeit wird zur Normalität

Knapp 16.000 Tschechen pendeln tagtäglich zu ihrem Arbeitsplatz nach Bayern. Und immerhin rund 1800 deutsche Arbeitnehmer waren im vergangenen Jahr in Tschechien tätig. Grenzüberschreitende Beschäftigung sei zur Normalität geworden, teilte Manfred Stamm mit, Koordinator des europäischen Netzwerks der Arbeitsmarktservices (Eures) in Bayern.

Hatte es mit der Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit noch vielerorts Ängste gegeben, Arbeitnehmer aus Tschechien könnten den heimischen Kräften ihre Jobs streitig machen, so ist davon nichts mehr zu hören. Etliche Firmen suchen Fachkräfte - und sind froh, wenn sie in Tschechien fündig werden. Nach Berechnungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) fehlen alleine in Oberfranken 18.000 Fachkräfte.

IHK-Präsidentin: Tschechen "haben einen sehr guten Ruf in der Region"

"Unseren Mitgliedsunternehmen fällt es immer schwerer, ihren Fachkräftebedarf zu decken", sagte die oberfränkische IHK-Präsidentin Sonja Weigand der Deutschen Presse-Agentur. "Tschechische Arbeitnehmer haben einen sehr guten Ruf in unserer Region. Kein Wunder also, dass gut ausgebildete Fachkräfte aus Tschechien im Fokus der Personalabteilungen oberfränkischer Unternehmen stehen."

In allen Landkreisen in der Grenzregion stieg die Zahl der Beschäftigten aus Tschechien von 2012 bis 2016 deutlich an. Insbesondere in der Oberpfalz und in Oberfranken verdoppelte sich die Zahl der Arbeitnehmer aus dem Nachbarland auf knapp 9100 beziehungsweise 3100. Auch in Niederbayern zählen die Arbeitsagenturen immer mehr tschechische Beschäftigte. Vergangenes Jahr waren es knapp 6000.

Unterstützung für Bewerber

Deutsche Arbeitsvermittler, aber auch Kammern und Gewerkschaften engagieren sich auf dem tschechischen Arbeitsmarkt: Seit sechs Jahren unterhält die bayerische Arbeitsverwaltung ein Beratungs- und Informationsbüro im Arbeitsamt Pilsen. Gewerkschaften und Kammern helfen regelmäßig tschechischen Arbeitnehmern, die an einem Job in Deutschland interessiert sind.

Seit 2015 können sich interessierte Arbeitnehmer in zweisprachigen Welcome-Centern über die Arbeits- und Lebensbedingungen im Nachbarland informieren. Zudem werden Seminare angeboten - etwa zu Bewerbungsverfahren, Besteuerung und Sozialversicherung.

Ein wichtiges Feld ist jedoch die Sprache: Gerade ältere Arbeitnehmer aus Tschechien könnten bereits Deutsch, haben die Experten der Regionaldirektion beobachtet. Dennoch sei die Sprache bei einigen Arbeitnehmern ein Hindernis. Deshalb wolle man im kommenden Jahr hier gezielt ansetzen und mit finanzieller Unterstützung der EU-Kommission die Sprachbarrieren abbauen. dpa

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