Immer mehr Bürger mit Waffen

Von Jürgen Umlauft
Foto: Oliver Killig/dpa Foto: red

Die zunehmende Selbstbewaffnung der Bürger sieht das bayerische Innenministerium mit Sorge: In Bayern ist die Zahl der kleinen Waffenscheine vergangenes Jahr um rund 30.000 auf mehr als 80.000 gestiegen - sie hat sich gegenüber 2015 versechsfacht.

 
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33.198 Personen erhielten vergangenes Jahr das Papier, 2015 waren es nur 5748. Schon dies bedeutete eine Verdoppelung im Vergleich zu 2014.

Auch in Oberfranken stieg ihre Zahl stark an. 2015 waren es 606 Neuausgaben, 2016 dann mit 3653 sechs Mal so viele. In den Jahren lag die Zahl jeweils deutlich unter 300.

Der kleine Waffenschein berechtigt dazu, Gas-, Signal- und Schreckschusswaffen - sogenannte SRS-Waffen - in der Öffentlichkeit mit sich zu führen.

Höchste Steigerungsrate im Landkreis Hof

Nach der aktuellen Statistik gab es in Oberfranken die höchste Steigerungsrate im Landkreis Hof. Dort stieg die Zahl der neuen Erlaubnisse um das 7,5-fache auf 388. Es folgen die Stadt Bayreuth mit einem Anstieg um das 7,3-fache auf 189 und die Landkreise Kulmbach und Bamberg mit einem Zuwachs jeweils um das Siebenfache auf 181 und 755.

In den Landkreisen Coburg und Wunsiedel erhöhte sich die Zahl jeweils um das 6,6-fache auf 237 und 197, im Landkreis Kronach um das 6,1-fache auf 252. Unter dem Durchschnitt blieben die Landkreise Lichtenfels mit einer Steigerung um das 5,7-fache auf 234 und Bayreuth mit einem Plus um das Fünffache auf 375 sowie die Städte Hof mit einem Zuwachs um das 5,5-fache auf 109 und Coburg mit einem Plus um das 3,4-fache auf 78.

"Gewisse Verunsicherung in Teilen der Bevölkerung"

Über die genauen Gründe für die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach kleinen Waffenscheinen hat das Innenministerium keine gesicherten Kenntnisse, da die Antragsteller bei den Landratsämtern keine Gründe für ihr Bedürfnis darlegen müssen.

"Allerdings liegt es nahe anzunehmen, dass die Zunahme Ausdruck einer gewissen Verunsicherung jedenfalls in Teilen der Bevölkerung ist", erklärte ein Ministeriumssprecher. Diese Verunsicherung stehe jedoch im Widerspruch zur objektiven Sicherheitslage im Freistaat.

Dem Vernehmen nach ist 2016 die Kriminalitätsbelastung in Bayern nach einem Rückgang 2015 zwar wieder leicht gestiegen; sie liegt aber wohl weiter deutlich unter den Werten aus der Zeit der Jahrtausendwende. Die konkreten Zahlen für 2016 sollen Ende März vorgelegt werden.

Gefahr der Eskalation

Der Umgang mit SRS-Waffen sei nicht unproblematisch, betonte der Ministeriumssprecher. Selbst beim berechtigten Einsatz in einer Notwehrsituation bestehe immer die Gefahr, selbst zu Schaden zu kommen. Sei es durch unsachgemäße Nutzung oder eine Eskalation der Lage, weil Schreckschusswaffen scharfen Schusswaffen oft täuschend ähnlich seien.

"Sollte jemand tatsächlich einmal ausnahmsweise in eine bedrohliche Situation geraten, ist es immer besser, die Polizei zu informieren, statt selbst aktiv zu werden", riet der Sprecher.

Info "Kleiner Waffenschein": Der kleiner Waffenschein berechtigt zum Führen von Schreckschuss- und Signalwaffen sowie Reizgassprühgeräten außerhalb der eigenen Wohnung. Eingesetzt werden dürfen sie nur in objektiven Notwehrsituationen. Die Mitnahme auf öffentliche Veranstaltungen und Versammlungen ist verboten.

Pfeffersprays sind auch ohne kleinen Waffenschein erlaubt. Bei der Ausstellung prüfen die Waffenbehörden wie bei jeder anderen Waffenerlaubnis auch, ob der Antragsteller zuverlässig ist; sie wiederholen diese Prüfung turnusmäßig spätestens alle drei Jahre. Ist jemand zuverlässig, müssen die Behörden den kleinen Waffenschein auf Antrag ausstellen, ein Sachkundenachweis ist nicht erforderlich. Die Kosten für die Ausstellung schwanken zwischen 30 bis 150 Euro.

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