Neue Kurier-Serie: Die Mittelpunkte unserer Gemeinden Immer auf der Suche nach der Mitte

Von Andrea Pauly

Die Kirche, die Gerichtslinde, das Rathaus, der Brunnen – solche Orte gelten als Mittelpunkte einer Gemeinde. Doch sie liegen zwar oft in Ortskernen, der ist aber nicht der Mittelpunkt. Der Kurier schaut in einer neuen Serie in jeder Gemeinde des Landkreises zentimetergenau auf die Punkte, die in der Mitte einer Gemeinde liegen. Und um es vorweg zu nehmen: Rathaus oder Kirche sind es nicht.

 
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Die Mitarbeiter im Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung haben für die neue Kurier-Serie die Mittelpunkte von 33 Städten und Gemeinden ausgerechnet. Sie sind Profis, wenn es um die Ermittlung von Grenzen und Grundstücken geht. „Aber die Suche nach den Mittelpunkten war auch für uns ungewöhnlich“, sagt Vermessungsamtmann Stephan Scholz. „Das war ein forderndes Thema. Es hat schon fast etwas Philosophisches, die Mitte zu suchen.“

Doch wie geht das? Eine Linie vom nördlichsten zum südlichsten Zipfel, vom östlichsten zum westlichsten – und der Punkt, an dem sie sich kreuzen? Das war Stephan Scholz lange nicht genau genug.

Zwei Möglichkeiten haben die Experten aus dem Bayreuther Amt in Erwägung gezogen: Die erste Version ist, das gesamte Gemeindegebiet in ein Rechteck zu fassen und dessen Mittelpunkt zu errechnen. „Das ist aber sehr waghalsig. Damit waren wir nicht zufrieden“, sagt Scholz. „Das ist geografisch nicht genau.“

Deshalb haben die Vermesser den theoretischen Schwerpunkt errechnet. Um zu zeigen, wie das funktioniert, nimmt Scholz eine ausgestanzte Karte, die die Umrisse der Pegnitzer Gemarkung hat. Er fasst die Schablone an der Kante und lässt von dort einen Faden im Lot hinabhängen. „Das haben wir mit jeder Ausbuchtung, jedem Zipfel gemacht. Dort, wo sie sich die Linien treffen, ist der Schwerpunkt und auch der geometrische Mittelpunkt.“

Bei der Ermittlung dieser Punkte mussten die Vermesser ungewöhnliche Situationen bedenken, „gerade bei zweigeteilten Gemeindegebieten wie Bischofsgrün. Da liegt Wülfersreuth daneben und fließt in die Berechnung ein.“ Die kreisfreie Stadt Bayreuth hat eine kleine Exklave im Heinersreuther Forst, die keine Anbindung zur Stadt hat – da hat das Amt beide Mittelpunkte ermittelt, einmal mit und einmal ohne Exklave. In vielen Fällen liegen die Mittelpunkte „ganz unspektakulär“ in einem Feld oder einem Wäldchen, sagt Scholz, mal liegt der Mittelpunkt einer Gemeinde in einem Wohnhaus – ohne dass die Besitzer das auch nur ahnen – oder in einem Weiher. Nicht nur den Mittelpunkt der einzelnen Gemeinden, sondern auch des Landkreises hat das Amt ermittelt. Er liegt im Gemeindegebiet von Haag, in der Nähe eines Feldwegs nördlich der A 9 am Sophienberg.

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