Im SpVgg-Team zeichnet sich Umbruch ab

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Hoffnungsträger: Dem neuen Trainer Josef Albersinger (rechts) traut die SpVgg-Führung um Mathias Fleischmann (links) zu, die Weichen zu einem nachhaltigen Aufschwung zu stellen. Foto: Peter Kolb Foto: red

Jubelfotos nach dem glücklichen Ende der Relegation um den Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern bringen nur einen Teil der Stimmung bei der SpVgg Bayreuth zum Ausdruck. Die Saisonbilanz des Geschäftsführers Mathias Fleischmann fällt differenzierter aus.

 
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„Die Liga gehalten und das bayerische Pokalfinale erreicht – da kann man ja sagen, man hat die Ziele erreicht“, beginnt Fleischmann sein Fazit, um dann allerdings ein deutliches „Aber“ folgen zu lassen: „Die Erleichterung darüber ist allerdings sehr gepaart mit der Enttäuschung über die Leistung der Mannschaft in der Liga. Sie hat in vielen Spielen nicht ihre wahre Leistungsfähigkeit gezeigt. Das lag an einer Verkettung individueller Fehler, aber auch an einem Mangel an Mannschaftsleistung, am Auftreten als Mannschaft.“ Bei der Zufriedenheit mit dem Saisonabschluss dürfe man die Unzufriedenheit nicht vergessen, überhaupt in so eine Situation gekommen zu sein.

Folglich lässt er schon wenige Tage nach dem Abschluss der Saison keinen Zweifel daran, dass sich die Besetzung des SpVgg-Teams stark verändern wird: „Es wird einen Umbruch geben. Wir diskutieren gerade nur noch darüber, wie radikal dieser ausfallen wird.“ Dass mit Kristian Böhnlein und Tobias Ulbricht zwei Leistungsträger ohnehin ersetzt werden müssen, sei dabei kein Problem: „Das ist schon lange bekannt und entsprechend einkalkuliert.“

Weniger Einnahmen nach Aufstieg von 1860 München

Mehr Gedanken macht sich der Geschäftsführer über die finanziellen Rahmenbedingungen: „Die haben sich durch den Aufstieg von 1860 München in die 3. Liga nicht gerade verbessert.“ Wie wertvoll der Meister als Zuschauermagnet war, erklärt er anhand des Viertelfinales im bayerischen Pokalwettbewerb: „7000 Zuschauer bedeuten eine Einnahme von 80 000 bis 90 000 Euro brutto.“ Bei einem Saisonetat für die erste Mannschaft in der Größenordnung von 600 000 Euro kann so ein Spiel also schon allein fast 15 Prozent ausmachen. Das Punktspiel gegen die Löwen habe dagegen in dieser Hinsicht nicht alle Erwartungen erfüllt: „Da wäre ein anderer Zeitpunkt als der letzte Spieltag wahrscheinlich besser gewesen.“

Im Liga-Alltag ohne Höhepunkte wie Löwen-Gastspiele oder Relegation war laut Fleischmann eine leichte Verbesserung der Zuschauerzahlen zu verzeichnen: „Das ist auch für meine persönliche Motivation ein ganz wichtiger Aspekt.“ Trotzdem sei man mit dem Besucherschnitt insgesamt nicht glücklich: „Die Kalkulationsansätze wurden nicht erreicht.“

Viel Verantwortung für Trainer Josef Albersinger

Dass sich die Altstädter Führung trotz dieser Voraussetzungen viel von der neuen Zusammenstellung des Kaders verspricht, liegt am neuen Trainer Josef Albersinger, der in den wichtigen letzten Saisonspielen bereits vorzeitig sein Amt angetreten hat. „Jetzt haben wir einen Vollprofi-Trainer, der versteht, worum es für uns geht“, sagt Fleischmann. „Er wird an der Zusammenstellung der Mannschaft sehr federführend beteiligt sein. Sie wird seine Handschrift tragen.“ Zu den Aufgaben des Trainers gehöre es dabei auch ausdrücklich, „in zweite Mannschaft und Jugend hineinzuwirken, um dort Potenzial zu fördern“.

Nicht nur deswegen werde sich unter Albersingers Regie auch in der Organisation manches verändern: „Der Trainer selbst übernimmt mehr Aufgaben, und er wünscht sich ein zusätzliches Netzwerk von Beratern“, erklärt Fleischmann. In welchem Umfang sich das sofort in die Tat umsetzen lässt, hänge zwar noch vom Finanzrahmen ab, aber grundsätzlich teilt Fleischmann das Ziel einer Professionalisierung auch für die Geschäftsführung: „Ehrenamtliche Strukturen sind in diesem Bereich nicht zukunftsfähig“, sagt er mit Blick auf die Millionenbeträge, mit denen bei anderen Viertligisten gewirtschaftet wird. „Nebenbei ist das nicht mehr zu bewältigen.“ Ohnehin sei noch gar nicht sicher, ob er und sein Mit-Geschäftsführer Wolfgang Gruber ihr Engagement im bisherigen Umfang fortführen können: „Aber selbst wenn es bei dieser Struktur bleibt, stellen wir uns wenigstens im Marketingbereich eine teilweise Professionalisierung vor.“

Planung für Sanierung der Jakobshöhe steht

Eine vorrangige Aufgabe sieht Fleischmann im Ausbau der Infrastruktur: „Das ist die Voraussetzung für alle anderen Verbesserungen. Höhere sportliche Ziele sind ohne eigenen Trainingsplatz nicht möglich.“ Die Planung für die Sanierung der Jakobshöhe, einschließlich Flutlicht und Kunstrasenplatz („Ein Volumen von 1,5 Millionen Euro.“), sei so weit abgeschlossen, um „abrufbereit“ zu sein. Die Suche nach Investoren für die praktische Umsetzung sei allerdings noch einmal eine andere Aufgabe: „In einer Stadt wie Bayreuth, in der die Förderung der Hochkultur ganz oben steht, sind wir da vielleicht am falschen Ort.“

Die kurzfristigen sportlichen Erwartungen formuliert Fleischmann daher noch relativ bescheiden: „Nach einer Saison wie der vergangenen und auch der vorherigen ist es ein realistisches Ziel, erst einmal stabil in der Regionalliga zu bleiben und möglichst nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben.“ Und schmunzelnd fügt er hinzu: „Sollten wir die ominösen 42 Punkte schon nach der Vorrunde erreicht haben, kann man sich ja immer noch neue Ziele setzen.“

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