Im Prüflabor für Drohnen

Von Gerd Landgraf
 Foto: red

Noch hat Marco Brust, Geschäftsführer der Firma dronesecure in Schweinfurt, in Deutschland keine Konkurrenten. Noch. Brust testet Drohnen, die bundesweit pro Monat 100.000 Mal verkauft werden, die bis zu 30 Meter in der Sekunde schnell sind, auf bis zu 6000 Meter Höhe steigen und ab 25 Euro zu haben sind.

 
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Der Markt wächst und damit auch die Notwenigkeit der sachverständigen Prüfung, die Brust anbietet. Die Schätzung des deutschen Handels geht von 1,9 Millionen zivil genutzter Drohnen aus, die 2016 über die Ladentheken gehen. 2020 sollen es mehr als doppelt so viele sein. Die Anzahl der kommerziell genutzten Drohnen soll im gleichen Zeitraum noch rasanter steigen – von heute 600.000 auf 2,7 Millionen Stück.

25 Jahre Erfahrung

Die erst im vergangenen Herbst gegründete Firma dronesecure blickt auf eine 25 Jahre lange Erfahrung im Bereich der Produktsicherung zurück. Sie entstand aus dem Unternehmen velotech am gleichen Standort, das alles prüft, was sich per Muskelkraft bewegen lässt: vor allem Fahrräder, aber auch Rollstühle, Snowboards oder Surfbretter. Alle Prüfstände in der Firma von Vater Ernst Brust (ein Dutzend Mitarbeiter und ähnlich viele freie Zuarbeiter) sind Eigenentwicklungen, mit denen Holz, Gummi, Stein und natürlich Metalle getestet werden.

„Prüflabor für Drohnen aller Art“ übersetzt Marco Brust dronesecure. Für den Geschäftsführer steckt im Wort Drohne die Drohung, „auch wenn nicht alles schlecht an den Drohnen ist“, sagt der Elektriker, Zweiradmeister und studierte Maschinenbauer Marco Brust.

Rasante technische Entwicklung

Der Besuch im Prüflabor beginnt mit einem Schnellkurs über die rasante technische Entwicklung und die Einsatzmöglichkeiten der fliegenden Inspektoren. Diese sind mit vier, sechs oder acht Rotoren ausgestattet, wiegen meist bis zu fünf Kilogramm und kosten zwischen 25 Euro und einem satten fünfstelligen Betrag. Wer die Drohne kommerziell nutzt, müsse viel beachten, müsse extra für den Gebrauch des Flugobjektes eine Haftplichtversicherung abschließen, sagt der Tester.

Brust stuft die Steuerung der Geräte allein schon wegen des oft unberechenbaren Windes als „ganz und gar nicht einfach“ ein, egal ob per traditioneller Fernbedienung, per Headset (über die Sprache), GPS oder FPV-Steuerungen (First Person View, frei übersetzt: Sicht aus der Ich-Perspektive). Auch gibt es (Selfie-)Drohnen, die immer an der Seite des Nutzers unterwegs sind und die diesen aus der Luft beim Radeln oder Skifahren begleiten und filmen.

Kein Spielzeug, sondern Maschinen

Die Frage, ob die Drohnen als Spielzeug oder Maschine einzuordnen sind, hat Marco Brust für sich beantwortet. Allesamt seien sie Maschinen, die die für Maschinen strengeren Richtlinien erfüllen müssten, sagt er. Er plädiert auch für eine gesonderte Haftpflicht beim privaten Gebrauch und warnt davor, dass die Fluggeräte selbst beim Einsatz bis 100 Meter Höhe, Sichtkontakt und einer Entfernung von höchstens 300 Metern vom Nutzer nicht ungefährlich seien.

Diese Regeln gelten als Empfehlung für den sicheren Umgang mit der Drohne, ebenso wie das Gebot, Drohnen nicht über Menschenansammlungen oder in Flugplatznähe fliegen zu lassen. Was Drohnen anrichten können, zeigt Brust mit einem Versuch, bei dem die Rotoren einer Drohne rohe Karotten problemlos klein schnipselten.

Die Angst der Piloten

Vor kurzem erst hatte Brust Besuch von einem Mitglied der Pilotenvereinigung Cockpit, der meinte, dass „es einem ganz anders werde, wenn so ein Ding ins Sichtfeld des Piloten kommt“. Deshalb müssten Material und Nutzer geschult und getestet sein, plädiert Brust. Auch verweist er auf Pläne von Firmen wie Amazon, die darüber nachdenken, bestellte Ware mit Drohnen vor die Haustür zu liefern. Dann wären noch mehr Fluggeräte unterwegs.

Bei Inspektionen in luftigen Höhen, bei Medikamentenlieferungen für schlecht zu erreichende Halligen, als bemanntes Rettungsgerät für die Feuerwehr, in der Schädlingsbekämpfung oder auch als Einparkhilfe sieht Brust aber auch sinnvolle Verwendungszwecke für Drohnen – was bei Einsätzen als Dönerlieferant nicht unbedingt gelte, lacht er.

Dass zumindest das Material der Drohnen allen genannten Herausforderungen standhält, dass das Gestänge nicht bricht, Akkus nicht brennen und die Elektronik sauber verarbeitet ist, das garantiert Brust nach erfolgreich bestandenen Tests samt CT-Kontrolle in seinem Prüflabor. Zu dem gehört auch auch ein Außenbereich im Steigerwald für Testflüge. „Nicht nur die Teile, auch das Zusammenspiel der Komponenten samt Software prüfen wir genauso wie die Auswirkung von Sonne oder Wasser auf Teile und das gesamte System und Gerät“, sagt Brust über seinen mechanischen, elektronischen und chemischen Check für die Drohnen.