Im März beginnt Umgehungsbau

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Für ein Bauprojekt, an das schon fast keiner mehr geglaubt hat, sollen ab März die Bagger rollen: Die lang ersehnte und umkämpfte Ortsumgehung von Untersteinach. Wann indes der Nachbarort Kauerndorf an der Reihe sein wird, ist noch nicht absehbar.

 
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Berthold Hübner, Abteilungsleiter Planung im Staatlichen Bauamt Bayreuth, stellte im Kulmbacher Kreisausschuss die künftigen Planungsschritte vor. Das Vorhaben wird seit Jahrzehnten angestrebt. Das Planfeststellungsverfahren für die Umgehung für die B 289 bei Untersteinach und Kauerndorf am Kulmbach-Ost war schließlich im Jahr 2009 abgeschlossen worden. Im aktuellen Bedarfsplan des Verkehrsministeriums wurde sie im "vordringlichen Bedarf" eingestuft.

Jedoch stiegen die geschätzten Baukosten immer mehr: Zuletzt wurde mit Ausgaben von zirka 82 Millionnen Euro gerechnet. Daher wurde eine Teilung des Bauprojekts in zwei Abschnitte vorgeschlagen. Im November 2015 kam dann die überraschende Zusage aus Berlin: Für den ersten Bauabschnitt werden 36 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Auf geht's: Am 14. März kommen die Baumaschinen

Seitdem habe das Bauamt erst mit den konkreten Planungen beginnen können, erklärte Hübner. Als Erstes werde eine Linksabbiegespur von der bisherigen B 303 eingerichtet. Der vorgesehene Baubeginn: 14. März. Als Nächstes werde voraussichtlich ab 4. April eine Straße für die Baufahrzeuge gebaut. Und ab 25. Mai mache sich das Bauunternehmen daran, ein Brückenbauwerk zu errichten. Von ihm gehen die Straßen in Richtung Stadtsteinach, Autobahn und Kulmbach ab. "Teilweise wird das zu Verkehrseinschränkungen an der B 303 führen", sagte Hübner.

Riesenprojekt Talbrücke

Danach werden die Bahnlinie, der Mühlkanal und die Schorgast überführt. Bis dahin werde es wahrscheinlich Juni oder Juli werden. "Im Moment finden noch die Ausschreibungen statt. Auch die Grundstücksverhandlungen müssen abgeschlossen sein." Erst dann könne es an den Bau der Talbrücke über die Schorgast gehen. Deren Planung nehmen einen großen Stellenwert ein, so Hübner. Dafür würden zunächst Probepfähle, provisorische Brücken und Zufahrten geschaffen. Die Hilfsbrücken dienen zur Vorerkundung des Geländes. Was Hübner jetzt schon versprach: "Der Geh- und Radweg unter der Brücke wird während der Bauzeit erhalten."

Über 500 Meter lange Brücke übers Schorgasttal

Besonders der Bau der 512 Meter langen Talbrücke ist eine große Herausforderung für das Bauamt. Wie der Leiter Kurt Schnabel auf Nachfrage erläuterte, besteht das Gesamtbauwerk zur Überbrückung des sensiblen Schorgasttals aus einem Talbrückenbauwerk und einem sich westlich anschließenden Galeriebauwerk über die Bahnlinie. "Die Gesamtstützweite der Talbrücke beträgt 426 Meter. Sie setzt sich zusammen aus fünf Mittelfeldern zu je 67 Metern und zwei Randfeldern mit je 45 Meter Länge." Zusammen mit der Galerie über die Bahn ergebe sich somit eine Gesamtlänge des Bauwerks von rund 512 Metern. Die Talbrücke wird ein oben liegendes Tragwerk erhalten, das einseitig mit jeweils zwei mal fünf Schrägseilen an sechs Pylonen aufgehängt ist. Die Höhe einer Pylone bemisst sich auf 24 Meter. Der  Überbau habe eine maximale Konstruktionshöhe von 1,85 Metern. Der Abstand zwischen Gelände und Unterkante beim Überbau betrage neun bis zehn Meter, so Schnabel. Die Baukosten: 24,9 Millionen Euro.

Landrat: Kauerndorf nicht vergessen

Die Umgehung sei seit Jahren ein zentrales Anliegen des Landkreises Kulmbach, betonte Landrat Klaus Peter Söllner (FW). "Wir dürfen aber den Anschluss von Kauerndorf nicht vergessen." Claus Gumprecht (Grüne) sprach von einem "gigantischen Bauwerk", das zur Umgehungsanbindung geplant sei. "Warum geht's mit dem Kreisverkehr nicht mehr?", wunderte er sich über den Flächenverbrauch.  Dieser sei schon immer als Provisorium angedacht gewesen, bis die Umgehung komme, erwiderte Hübner. Der Verkehr solle möglichst durchgehend verlaufen. "Der Kreisverkehrsplatz stößt bei Spitzenbelastung an seine Leistungsfähigkeit."

Sorge um Abwasserdruckleitung

Über die Abwasserdruckleitung durch das Schorgasttal machte sich Kreisrat Hermann Anselstetter (SPD) Sorgen. Die Leitung verlaufe bei Untersteinach und Kauerndorf und weise schon jetzt Bau- und Planungsmängel auf. "Die Dimension der Baustraßen war mir bisher nicht bekannt", sagte Anselstetter, der als Wirsberger Bürgermeister Mitglied im Abwasserzweckverband ist. Er sehe die Leitung während der Bauarbeiten als "massiv gefährdet" an, da sie nicht besonders tief liege. Wie Hübner erläuterte, wurden darüber bereits Gespräche mit der Gemeinde Untersteinach und dem Landratsamt geführt. "Bei den Brückenpfeilern ist ein Verlegen der Leitung notwendig", sagte Hübner. Zwei, drei Leitungsstücke seien  betroffen, habe ein beauftragtes Ingenieurbüro festgestellt. Konkrete Vereinbarungen seien noch nicht getroffen worden. Auch über Leitungen von Bayernwerk und der Telekom würden von den Bauarbeiten berührt.

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