Krampfanfälle, Halluzinationen
Trotzdem greifen Abhängige immer wieder auf die Mischungen zurück - nicht nur, weil sie leicht verfügbar sind. "Wenn man süchtig ist, hat man kein Vertrauen in die Stoffe", sagt einer der vier Patienten. "Man liest die Kundenbewertung im Internet", sagt ein anderer. "Es ist wie eine Wundertüte. Man weiß nie, wie es wirkt." Unter den Patienten gibt es komplett gegensätzliche Erfahrungen: Für die einen wirken die Legal Highs dämpfend, so wie Cannabis. Das war für einen der Patienten ganz anders: "Das war unkontrollierbar. Ich hatte Krampfanfälle." Sein Mitpatient hatte Halluzinationen: Er war überzeugt davon, dass ihm der Arm abfallen würde. Mit der Wirkung war die Wahnvorstellung verschwunden - und auch der Lerneffekt. Einig sind sie sich darin: Die Wirkstoffe in den Mischungen machen extrem vergesslich und aggressiver als Cannabis.
Im Internet leicht verfügbar
Und trotzdem nahmen sie es, immer wieder. "Bei uns in der Gegend gab es nichts anderes", sagt der eine. "Wenn nichts anderes da ist, man es im Internet bestellen kann und man weiß: am nächsten Tag ist es im Briefkasten, dann nimmt man das." Außerdem lag es preislich etwa auf dem Niveau von Marihuana - nur gibt es keinen Grund sich zu sorgen, möglicherweise einem Zivilfahnder in die Arme zu laufen.
Badesalz statt Crystal
Zu den Legal Highs gehört auch eine Droge, die Badesalz heißt. Einer der Patienten hat sie konsumiert - in dem Glauben, es sei Crystal. "Die haben eine Knockout-Wirkung. Man denkt, man wird nie wieder normal. Ich dachte, ich sterbe." Sein Mitpatient hat sie auch probiert. "Das ist ein deutlich stärkerer und sehr intensiver Kick."
Ungewöhnliche Drogen
Nicht alle Drogen kommen aus Laboren. In der Natur finden sich Stoffe, die Halluzinationen und Rauschzustände bewirken können: Tollkirsche, Stechapfel, Engelstrompeten und selbst Kakteen. Allerdings seien die Zustände nach dem Konsum solcher Wirkstoffe "absolut ekelhaft" und die Drogen kaum dosierbar, berichtet ein Patient.
Das Leben aufs Spiel gesetzt
Der älteste der vier Patienten setzte ganz bewusst sein Leben aufs Spiel - auf der Suche nach dem größtmöglichen Trip. In Peru bei einem Schamanen trank er einen Tee mit dem Wirkstoff DMT, der unter Abhängigen als die ultimative psychedelische Droge gilt. Nach 30 Minuten setzte die Wirkung ein, nach drei Stunden die volle Wirkung. "Die Seele verlässt den Körper. Das ist eine Nahtoderfahrung. Man übergibt sich permanent, hat heftige Visionen und muss sich seinen schlimmsten Ängsten stellen", berichtet der Mann. "Da kommen verdrängte Sachen herauf. LSD ist ein Spielzeug dagegen. Man ist kurz vorm Tod." Er spielte mit seinem Leben. "Ich wusste, dass das schiefgehen kann. Aber ich wollte die Nahtoderfahrung machen. "
Crystal
Crystal Meth ist am Bezirkskrankenhaus in Bayreuth ein Schwerpunkt - gezwungenermaßen, weil die Droge in der Region beliebt ist. Zwei der Patienten haben über Jahre Crystal genommen - und waren trotzdem in der Lage, arbeiten zu gehen, ohne dass ihr Umfeld etwas ahnte. Nicht jeder verliere die Kontrolle über seinen Körper: "Man sieht es nicht jedem an", sagt einer der beiden Langzeit-Konsumenten. Die Schockbilder, die die Auswirkungen von Crystal Meth zeigen sollen, halten sie für übertrieben. Doch dazu gibt es Widerspruch aus der Runde: Es gibt Konsumenten, die nach kurzer Zeit schon genau so aussehen wie die Menschen auf den Bildern.
Ohne Crystal kein Alltag mehr
Die Wirkung der Droge übersteigt die anderer Wirkstoffe um ein Vielfaches. "Wenn man Crystal konsumiert, merkt man etwas anderes nicht mehr." Dann haben andere Drogen nur noch den Zweck, den Körper so weit herunter zu fahren, dass der Konsument nach Tagen mal schlafen kann. Irgendwann ist der Süchtige ohne Crystal nicht mehr in der Lage, sein Leben zu meistern. "Ich hätte ohne Crystal nicht mal mehr den Müll rausbringen können", erinnert sich ein anderer. Die Abhängigkeit ist weniger spürbar als bei anderen Drogen. Wer darauf achtet, kann seinen Konsum lange verbergen. "Wenn Familie und Freunde merken, dass da was nicht stimmt, ist es eigentlich schon zu spät."