Neujahrsempfang: Unternehmer zwischen Digitalisierung und Tradition IHK: Welt dreht sich immer schneller

Von Roland Töpfer
Christian Heinrich Sandler sprach beim Neujahrsempfang der IHK. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Glück kann man immer gut gebrauchen, auch in einer digitalen Gesellschaft 4.0. Also verteilte IHK-Präsident Heribert Trunk beim Neujahrsempfang in Bayreuth an die knapp 200 Gäste Glücksklee. „Sie sind also selbst Ihres Glückes Schmied, müssen den Klee nur noch einpflanzen.“ Dann wurde Trunk konkreter:

 
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Wenn es nur immer so einfach wäre. Denn die Welt, die dreht sich immer schneller, stellt auch Trunk fest. „Das ist nicht nur gefühlt so. Tatsächlich werden die Innovationszyklen immer schneller. Experten gehen davon aus, dass sich die Rechenleistung bis zum Jahr 2050 vertausendfachen wird. Das Schlagwort „Industrie 4.0“ werde in den kommenden Jahren zur Realität. Trunk: „Das Land ist, im übertragenen Sinne, zur Stadt und zur Fabrik geworden.“

Mit der Digitalisierung entstehe ein neues Zeitalter mit neuen Spielregeln, „ob wir wollen oder nicht“. Mit kürzeren Innovationszyklen, neuen Wertschöpfungsketten, einer stark zunehmenden Individualisierung und Änderungen in der Arbeitswelt. Der Einzelne sei nicht mehr an feste Arbeitszeiten oder einen festen Ort gebunden. Industrie 4.0 sei letztendlich also viel zu kurz gegriffen. Der technologische Fortschritt verändere Wirtschaft und Kultur. „Tatsächlich müssen wir also von Gesellschaft 4.0 reden.“

15.000 Fachkräfte fehlen

Die Region steht vor großen Umbrüchen. In Oberfranken fehlen aktuell 15.000 Fachkräfte, davon tausend mit Hochschulabschluss und 14.000 mit Berufsausbildung, sagt Trunk. Die Zahl werde in den nächsten 15 Jahren von 15.000 auf 41.000 steigen.

Wäre Oberfranken Durchschnitt, hätte die Region bei ihren Azubis gemessen an der Einwohnerzahl drei Bundesbeste. Oberfranken sei aber nicht Durchschnitt. „Deshalb haben wir nicht drei, fünf oder acht Bundesbeste, sondern sogar elf Bundesbeste.

Wo geht die Reise hin?

Flüchtlingskrise, Schuldenkrise, China-Krise – wo geht die Reise hin? Festredner Christian Heinrich Sandler ließ viel Skepsis durchblicken. Der Chef der Sandler AG, dem energieintensiven Vliesstoffhersteller aus Schwarzenbach/Saale mit 650 Mitarbeitern, ging mit der Wirtschaftspolitik der Regierung hart ins Gericht. Die Industriestrompreise hätten eine kritische Höhe erreicht, die EEG-Umlage steige erneut um knapp drei Prozent auf 6,3 Cent je Kilowattstunde „Ein Ansteigen auf acht Cent in den nächsten Jahren sei wahrscheinlich. „Das kommt.“

Sandler befürchtet vermehrt Investitionsentscheidungen gegen Deutschland. Er selbst investiert in die Produktion in den USA. Das sei sicherlich absatzorientiert. Aber, macht Sandler auch klar: 50 Prozent weniger Energiekosten seien ein wichtiges Argument. Auch mit der Erbschaftsteuerreform der Regierung ist Sandler nicht einverstanden. Die Eckpunkte hätten in der Wirtschaft niemand überzeugt und seien mit einem hohen Frustrationspotenzial belastet. „Warum werden Unternehmerfamilien abgestraft, die ihre Gewinne nicht verleben und warum werden diejenigen belohnt, die die Gewinne herausziehen und das Unternehmen im Worst Case in die Insolvenz treiben?“

Er selbst sei bei seinem Vater in eine harte Schule gegangen. „Dies war für mich persönlich nicht immer leicht, aber ich habe von ihm sehr viel gelernt.“ Sein Vater habe ihm immer klar gemacht: Wichtig ist die Kompetenz und nicht der Sohn. „Wir wurden erzogen zur Leistung.“ Der Stabwechsel sei schließlich ohne Komplikationen verlaufen.