IHK: Lobhudelei und ein paar Spitzen

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Der IHK-Neujahrsempfang stand gestern ganz im Zeichen eines Abschieds. Denn im April endet die Präsidentschaft von Heribert Trunk. Und so durfte er diesmal als Hauptredner auftreten, bekam vor allem aber jede Menge Lob ab. Dabei tat sich Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) besonders hervor.

 
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Wobei Aigner, die ja auch stellvertretende Ministerpräsidentin ist, mit der einen oder anderen – an diesem Abend natürlich wohlmeinenden – Spitze vor den rund 200 Gästen nicht geizte. „Das musst du jetzt ertragen. Aber man glaubt gar nicht, wie viel Lob ein Mensch ertragen kann, bevor er an der Seele Schaden nimmt“, sagte Aigner – und legte los. Leise sei Trunk selten gewesen, wenn er seine Stimme in München erhoben habe. Er habe das Jahrzehnt Oberfrankens maßgeblich eingeläutet: „Ein Slogan, der ganz und gar unbescheiden daherkommt.“ Trunk sei – was Oberfranken angeht – ein Überzeugungstäter, der sich im besten Sinne als Lobbyist verstehe.

Dass sich die Staatsregierung um das Wohl ganz Bayerns kümmern müsse, habe Trunk nie gestört. „Je mehr Kabinettsmitglieder auf der anderen Seite saßen, desto mehr hast du dich ins Zeug gelegt“, sagte Aigner: „Jeder hat gespürt: Da sitzt jemand am Tisch, der weiß, was er will.“

Neues Image für Oberfranken

Mit diesem Elan habe er auch daran mitgearbeitet, ein neues Image für Oberfranken zu schaffen, „weg vom Understatement, hin zu einem gesunden Selbstbewusstsein, weg von der Rolle eines Bittstellers, hin zu Eigeninitiative“. Trunks Stolz auf die Heimat sei ansteckend. Der Wirtschaftsstandort Oberfranken stehe heute glänzend da, sagte Aigner, um dann noch einige Zeit den Anteil der Staatsregierung daran aufzuzählen.

Pater waren die Rettung

Trunk selber hatte zuvor unter anderem den Anteil vieler anderer daran betont, dass aus ihm das geworden sei, was er heute ist. Sein großes Vorbild, der Großvater, früh gestorben. Ein Vater, der irgendwann leider seinem Nachnamen Trunk alle Ehre gemacht habe. Und er selber, der irgendwann alles verweigert habe – vor allem die Schule. Seine Rettung? Das von Salesianer-Patern geführte Internat, auf dem er dann doch noch das Abitur machte. „Ich hab’s halt auf dem G 10 gemacht. Was die Staatsregierung da jetzt mit G 8 und G 9 rummacht, versteh ich nicht“, sagte Trunk.

Auch viele andere hätten ihm geholfen, ihn aufgefangen, wieder in die Spur gebracht – auch wenn das mit dem Wunsch, Pfarrer zu werden, dann doch nichts wurde. Ebenso wie die Idee, eine Chipfabrik zu bauen oder eine bleifreie Tankstelle aufzumachen. Trotzdem, Unternehmer wollte Trunk werden, legte die Wurzeln für die heutige Firma Bilog.

Einst ein glühender Kammerkritiker

Interessant: Trunk war ein glühender Kammerkritiker und sagte auch gestern: „Es gibt Kammerverweigerer, deren Argumente nicht immer schlecht sind. Man kann immer besser werden.“ Er aber ließ sich vom damaligen IHK-Hauptgeschäftsführer Bodo Schultheiß dann doch überzeugen, wurde „vom Saulus zum Paulus“ – und stieg dann auch gleich richtig in die IHK ein. 19 Jahre in der Vollversammlung, zehn Jahre Präsidiumsmitglied, davon fünf Jahre Präsident.

Neue Aufgabe

Nun also der Ausstieg hier und der Umstieg in ein anderes Ehrenamt. Den Salesianern Don Boscos, deren Stiftungsvorstand er seit rund einem Jahr ist, will er noch mehr dabei helfen, Kinder und Jugendliche zu unterstützen – und damit etwas zurückgeben.

Im Sinne Oberfrankens zusammenstehen

Der IHK gab er mit auf den Weg, dass es definitiv auch ohne ihn weitergehen werde. Das zeige schon die Tatsache, dass sich fast 400 Unternehmer für die jetzt anstehenden Gremiumswahlen haben aufstellen lassen, aus deren Reihen auch der künftige Präsident stammen werde. Trunk appellierte an Politiker und Unternehmer der Region, im Sinne Oberfrankens zusammenzustehen – nach dem Motto: „Gestritten wird daheim, außerhalb sind wir uns einig.“

Ehrung

Klaus Bayerlein (80) ist gestern die IHK-Ehrenmedaille verliehen worden – eine seltene Auszeichnung. Gewürdigt wurde damit sein schon mehr als 40 Jahre dauerndes Engagement in der IHK-Organisation. Bayerlein gehört einer der traditionsreichsten Bayreuther Unternehmerfamilien an, der die frühere Spinnerei F. C. Bayerlein gehörte. Klaus Bayerlein ist heute Geschäftsführer der Bayerlein Verwaltungs-GmbH. Seine erste Aufgabe in der IHK-Organisation übernahm er 1975 im Steuerausschuss. Von 1995 bis 2012 gehörte er dem IHK-Gremium Bayreuth an, von 1999 bis 2012 außerdem der Vollversammlung, deren Ehrenmitglied er heute ist. Außerdem war er von 1971 bis 2008 als ehrenamtlicher Handelsrichter aktiv.

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