Hurra, hurra: Pumuckls Mama ist wieder da

Von Michael Weiser
Mit 75 zurück am Zeichentisch: Barbara von Johnson, die "optische Mutter" von Pumuckl. Foto: Michael Weiser Foto: red

Pumuckl hat Generationen von Kindern begeistert. Die Autorin Ellis Kaut erfand ihn und seine Streiche. Weniger bekannt ist die Frau, die dem Kobold das Aussehen schenkte: Barbara von Johnson zeichnete ihn zu Anfang. Nun wird sie 75. Und ist wieder mit Pumuckl vereint.

 
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Barbara von Johnson schreibt kein Tagebuch. Sie zeichnet es. Wirft mit lockerer Hand aufs Papier, was sie bewegt und umtreibt. Das kann dann schon auch mal jener Kobold sein, der sie auf einen Schlag berühmt machte, vor gut 55 Jahren. Segen war das und wohl auch ein bisschen Fluch. Jedenfalls sieht man da den Pumuckl, wie er von einem Engel in die Lüfte emporgetragen wird. „Mein Schutzengel“, sagt Barbara von Johnson. Die nächste Seite ihrer gezeichneten Chronik zeigt die beiden auf einer Wolke sitzend, erhaben-langweilig der Schutzengel, eher verdrossen der Pumuckl. Ein bisschen wie der Dienstmann Aloysius wirkt er da, wie er den Kopf in die Hände stützt, man ahnt schon, dass es keiner Maß Bier bedarf, um den Pumuckl wieder aus seinem himmlischen Asyl zu locken, zurück in die Welt.

Der Kobold in seiner ursprünglichen Gestalt

Und bald, hurra, ist er tatsächlich wieder da. Barbara von Johnson legt gerade letzte Hand an ein Buch, das im November erscheinen soll. „Wintergeschichten“ wird es heißen, nach fast 40 Jahren wird es endlich die ursprüngliche Zeichnerin sein, die den Pumuckl aufs Papier bannt. In seiner ursprünglichen Gestalt. Wie schon vor wenigen Wochen, zum 21. Februar, als sie zum 55. Geburtstag des Pumuckl im bayerischen Rundfunk für Google einen Pumuckl-Doodle gestaltete.

Zwei Mütter gerichtlich bestätigt

Der Erfolg hat viele Väter, das sagt man so. Dieser Kobold aber hat auch noch zwei Mütter. Das ist gerichtlich bestätigt, die Millionen Fans wussten es eigentlich schon immer: Ellis Kaut schrieb die Geschichten des Pumuckl, aber es war Barbara von Johnson, die ihn das Licht der Welt erblicken ließ. 1963 gewann sie einen Wettbewerb, gerade mal 21 Jahre alt, weil sie neben dem Meister Eder offenbar der einzige Mensch war, der ihn hatte sehen können. Mit roten, strubbeligen Haaren, einer kleinen Wampe, einem großen Riechorgan und wachen Augen. Nicht gerade wohlerzogen, ein Unruhestifter. Aber ein herzensguter. Ein Unikum, ein Original, echt nervend und trotzdem wahnsinnig sympathisch. Den Pumuckl sahen und sehen wir seitdem durch ihre Augen. Als nach 1978 andere den Pumuckl zeichneten, vielmehr: es versuchten – da fremdelte die Fangemeinde. 2015 sollte er gar durchtrainiert erscheinen – und Protest erhob sich, unter dem Hashtag #bringbackbäuchlein auf Twitter organisiert.

Zwischendurch fast vergessen

Pumuckl – den konnte nur seine andere Mutter zeichnen, selbst ein Original. „Die optische Mutter“, wie Barbara von Johnson sagte, nachdem sie zwischendrin schon fast in Vergessenheit geraten war. Die Frau, die mit dem kleinen Kerl fast schon ein inneres Porträt von sich gezeichnet hatte und in ihrer Figur aufging. „Wenn Pumuckl wütend war, kniff ich beim Zeichnen die Augenbrauen so zusammen, dass ich Kopfschmerzen bekam“, sagt sie.

Streit ums Geld

Wenn Barbara von Johnson in ihrem Schwabinger Haus von Pumuckl spricht, ist viel von „Schicksal“ die Rede. Pumuckl? Der sei zu ihr gekommen, die Zeit sei reif gewesen für diese Erscheinung, Gustl Bayrhammer, Ellis Kaut – alle sind sie zusammengekommen, um dem Kobold auf die Welt zu helfen. Und Hans Clarin war seine Stimme. Sie selbst war vielleicht am wenigsten vorbereitet auf dieses kleine Wunder. Ein wenig weltfremd sei sie gewesen, der Kobold habe sie „in die Welt hinausgeschubst“, sagt sie. Eine „dunkelhaarige, lustig-melancholische Münchnerin“, wie eine Zeitung damals schrieb. Die Welt besteht nicht aus Kinderträumen, sie ist oft unfreundlich, vermessen wird sie nach Zahlen. Streit gab es, verbrannte Erde blieb zurück, es habe sie „panisch“ gemacht, das Gezerre um die Schöpfung. „Ums Geld“, sagt sie und blickt sehr pumucklhaft drein, „ging es mir nie.“ Auch Ellis Kaut stritt mit ihr, „es war fürchterlich“, sagt sie. Und erzählt, wie sie auf die andere Mutter zuging, „sie war damals schon im Krankenhaus“. Einen Stab mit aus Holz geschnitzten Bienen brachte sie ihr mit, „weil sie so viel Honig in die Welt gebracht hat“. Vor der Sitzenden ließ sie sich auf die Knie nieder. Und Ellis Kaut sagte: „Gelt, Babsi, jetzt haben wir’s doch noch geschafft.“

Barbara von Johnson lernte die Welt kennen, baute sich ein Haus in Griechenland, lernte Menschen zu vertrauen, die für sie mit anderen Erscheinungen der Welt umgingen. „Außen- und Finanzminister“, sagt sie dazu. Oder einfach: „Liebe Menschen, für die ich sehr dankbar bin.“

Die späte Rückkehr

Sie hat den Pumuckl vermisst, die ganze Zeit, aber nicht über Gebühr. „Ich hab ja auch drei dreidimensionale Söhne“, sagt sie. Und ein Kind muss man ja auch loslassen können. Barbara von Johnson, nun silber- und nicht mehr dunkelhaarig, aber immer noch ziemlich lustig und ein wenig melancholisch, wird an diesem Donerstag, 16. März 2017, 75 Jahre alt. Und jetzt kehrt er ja doch in ihr Leben zurück, der Pumuckl, der längst ein ernsthafter älterer Herr sein müsste, es aber ganz sicher nicht sein wird. „Eine wunderbare Rückkehr, er wirkt ein wenig reumütig“, sagt sie, lacht und schaut selber aus, als habe sie an der ewigen Jugend des Pumuckl Anteil. Pumuckls Rückkehr – es soll für Jubilare und Mitfeiernde schon mal unpassendere Geschenke gegeben haben.

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