Hündin entdeckt Plastiktüte einer Seniorin, die 19 Stunden umher irrt Hündin Mia rettet einer Frau das Leben

Von Thorsten Gütling
Die vier Jahre alte Hündin Mia hat einer Frau aus dem Seniorenwohnheim Hummeltal vermutlich das Leben gerettet. Herrschen Markus Maisel ist stolz. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Eine Hündin aus Mistelbach hat vermutlich einer alten Frau das Leben gerettet. Die Seniorin war aus einem Wohnheim in Hummeltal ausgerissen und eine Nacht lang umhergeirrt.

 
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Als am vergangenen Samstag gegen 15.30 Uhr bemerkt wird, dass die Frau weg ist, kann niemand genau sagen, wie lange schon. Draußen herrschen neun Grad. Matthias Bachofner von der Polizeiinspektion Bayreuth-Land spricht von Lebensgefahr. "Vor allem, wenn man das Alter der Frau bedenkt."

Selbstbestimmt im Apartement

Die etwa 80 Jahre alte Seniorin bewohnt ein Apartment im Hummeltaler Seniorenwohnheim Senivita. Sie kann dort kommen und gehen, wann sie will. Zum genauen Alter und Gesundheitszustand der Frau will sich die Betriebsleiterin der Einrichtung, Elke Mellinghoff, nicht äußern. Datenschutz.

Hunde nehmen die Spur auf

Eineinhalb Stunden nachdem ein Pfleger merkt, dass sie fehlt, wird aber die Polizei gerufen. Die sucht zuerst die nähere Umgebung ab und setzt dann Hunde ein. Die Tiere nehmen Spuren der Frau auf und deuten an: Die Seniorin muss in Richtung Mistelbach, und damit querfeldein, davon gelaufen sein. Viel weiter gehen die Nachforschungen an diesem Tag aber nicht. Erst für den nächsten Nachmittag ist geplant, mit einem Hubschrauber nach der Frau zu suchen.

Temperaturen um den Gefrierpunkt

In der Nacht nähern sich die Temperaturen dem Gefrierpunkt. Die Seniorin trägt eine Jacke, darunter eine Strickweste, eine Hose und Schuhe. Und eine Plastiktüte. Darin Zweige und ein Brief. Das zumindest sagt Markus Maisel, der die Frau am nächsten Morgen gegen zehn Uhr findet. Zweieinhalb Kilometer vom Hummeltaler Seniorenwohnheim entfernt und 19 Stunden nachdem ihr Verschwinden bemerkt wurde.

Nackte Füße im Sumpf

Maisel ist gerade mit seiner Hündin Mia, einer ungarischen Jagdhündin, in der Nähe der Mistelbacher Dorfmühle unterwegs. Von dem Weg aus, den die beiden durch ein Mistelbacher Waldstück wählen, können sie die Frau nicht sehen. Aber die vier Jahre alte Mia schlägt an, als sie die Tüte entdeckt. Kurz darauf bemerkt Maisel durch das Gestrüpp hindurch die schlohweißen Haare der Frau. Sie muss einen Hang hinunter gerutscht sein und steht am Ufer der Mistel, die nackten Füße stecken im sumpfigen Untergrund. Das Thermometer in Maisels Auto wird kurze Zeit später 5,5 Grad Celsius anzeigen.

Die 80-Jährige spricht von ihren Eltern

Angesprochen, ob es ihr gut gehe, sagt die Frau: ja. Sie stamme aus Creußen und sei mit ihren Eltern hier. So erzählt es Maisel, und spätestens ab diesem Moment sei ihm klar gewesen, dass die Frau Hilfe benötige. Alleine werde er die Frau nicht aus dem Sumpf heraus und den Hang hinauf bekommen, glaubt Maisel. Der 42-Jährige ruft den Kreisbrandmeister Daniel Ermer zu Hilfe. Gemeinsam holen sie die Frau zurück auf den Weg. Dann wird die Polizei alarmiert, die die Frau kurze Zeit später stark unterkühlt ins Klinikum einliefert. Matthias Bachofner sagt, dass Hündin Mia der Frau vermutlich das Leben gerettet hat.

"Schneller hätte die Suche nicht gehen können"

Und der Polizist erklärt: Schneller hätte die Suche nicht gehen können. Die Frau habe selbstbestimmt gelebt und die Beamten arbeiteten sich bei der Suche nach vermissten Personen nunmal vom Ort des Verschwindens in die weitere Umgebung vor. Auch mit dem Suchhubschrauber am Nachmittag hätte die Frau nicht unbedingt gefunden werden müssen. Weil der bei schlechtem Wetter gar nicht aufsteigen dürfe und für die Suche mit einer Wärmebildkamera Sichtkontakt mit dem Boden zwingend notwendig sei. Letzteres hätten vermutlich die Bäume verhindert.

Erinnerungen werden wach

Erst vor einem Monat verstarb ein 79 Jahre alter Mann in einem Waldstück am Roten Hügel, nachdem er aus dem Klinikum abgehauen war. Der Mann wurde zwei Tage später nur 500 Meter vom Klinikum entfernt gefunden. Auch damals fanden den Mann: ein Hund und sein Herrchen. Weil er seinen Blasenkatheder verloren hatte und der Urin dadurch nicht mehr abfließen konnte, starb der Mann damals an einer Vergiftung der Nieren.

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