Hundekot: Die Not mit der Notdurft

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Dr. Heidemarie Nitsch will mit gutem Beispiel vorangehen: Sie ließ in der Gemeinde auf eigene Kosten den ersten Tütenspender mit Hundekotbehälter aufstellen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Hundebesitzer verstehen es nicht. Und Tierärztin Heidemarie Nitsch auch nicht. Warum will die Gemeinde Neudrossenfeld keine Hundekotbehälter aufstellen? Damit mal ein Anfang gemacht ist, ließ Nitsch auf eigene Kosten einen Tütenspender bei ihrer Praxis am Schlossplatz anbringen.

 
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„Für Hundekot gibt es leider in der ganzen Gemeinde keinen einzigen Mülleimer“, sagt Heidemarie Nitsch. Also einen Tütenspender plus Abfallbehälter. „Normale“ Abfalleimer für Restmüll seien nur an Einkaufsmärkten und den Bushaltestellen zu finden. Deshalb habe sie jetzt selbst einen Edelstahlbehälter für 600 Euro bestellt. Und der Gemeinde gespendet.

Bedenken wegen hoher Folgekosten

Die Tierärztin und Gemeinderätin (FUG) wird immer wieder von Hundehaltern auf den Notstand mit der Notdurft angesprochen. Nitschs Anfragen im Gemeinderat diesbezüglich fanden bisher kein Gehör. „Angeblich sind die Folgekosten für den Bauhof zu hoch“, zählt Nitsch eines der Gegenargumente auf. Zudem habe es Hygienebedenken gegeben, da die Arbeiter möglicherweise Schutzkleidung und Schutzimpfungen bräuchten. Nach Nitschs Ansicht würden sich viele Hundehalter und Nichthundehalter über solche Stationen freuen.

Wanderwege im Gebirge besser ausgestattet

Für Traudl Waldmann aus Hornungsreuth gilt das auf alle Fälle. Die Hundefreundin sagt: „Ich mag es auch nicht, wenn ich in eine Tretmine trete.“ Wenn sie spazieren gehe, trage sie den Beutel zwei, drei Kilometer mit sich herum.  „Wenigstens an den Ortsausgängen sollten solche Behälter stehen. „Ich wandere viel und im Gebirge gibt es überall Behälter mit Tüten. In anderen Gemeinden funktioniert es auch. Das ist traurig, dass das nur bei uns nicht geht.“ Dabei wolle sie als Tierliebhaberin und Fußgängerin die Umwelt schonen.

"Niedrige Ausgaben verursachen größte Diskussionen"

Die Gemeinde Mistelgau, mit etwa 3800 Einwohnern ähnlich groß wie Neudrossenfeld, mache vor, wie es gehen kann. „Wir haben in allen größeren Ortsteilen und an Spazierwegen und Wanderparkplätzen Behälter angebracht“, sagt Bürgermeister Karl Lappe (WG Land) auf Nachfrage. Zwölf bis 15 solcher Stationen seien nach der Beratung im Gemeinderat aufgestellt worden. Jede Woche am Freitag entleere der Bauhof die Eimer. „Das hat sich so eingebürgert und funktioniert, auch wenn es Kosten verursacht.“ Aus Erfahrung wisse er aber, so Lappe, dass manchmal gerade niedrigere Ausgaben bis zu 5000 Euro die größten Diskussionen auslösten.

Nicht auf Spielplätze und Felder

In der Gemeinde Mistelgau sind Lappe zufolge etwas mehr als 400 Hunde registriert. Als Fremdenverkehrsgemeinde sei Mistelgau die Sauberkeit der öffentlichen Flächen und Wege ein besonderes Anliegen. Wer sich nicht daran hält, dem werden, wenn er ertappt wird, schon mal die Reinigungskosten in Rechnung gestellt. Bis auf wenige Ausnahmen seien die meisten mit der Regelung zufrieden. Die Gemeinde verfügt laut Lappe über eine Hundehaltungsverordnung: Sie untersagt Hundebesitzern, ihren Tieren zu erlauben, auf Kinderspielplätzen oder auf landwirtschaftlichen Futterflächen ihr Geschäft zu verrichten.

Eigene Tüten mitnehmen

Wenigstens ein Tütenspender mit Abfallbox steht nun in Neudrossenfeld. Der Bauhof habe die Arbeiten „schnell und zügig“ erledigt, hatte sich Nitsch in der jüngsten Gemeinderatssitzung für die Hilfe bedankt. Das Problem: „Der Behälter wird auch für Restmüll benutzt, obwohl er nicht dafür gedacht ist.“ Bürgermeister Harald Hübner (CSU) findet die Initiative der Tierärztin gut, wie er sagt. Wenngleich die Gemeinde keine Tütenspender anschaffen wolle. „Die Hundebesitzer sollen selbst Tüten mitführen und zu Hause mit dem Restmüll entsorgen.“ So habe es das Landratsamt empfohlen.

Sorge vor Vandalismus

Dass Plastiktüten mit Hundekot einfach draußen weggeworfen werden, dafür habe er kein Verständnis. „Wir vertrauen auf die Eigenverantwortung unserer Hundehalter und haben überwiegend gute Erfahrungen damit gemacht.“ Warum es im gesamten Gemeindegebiet wenig Abfalleimer gibt, erklärt Hübner mit der Sorge vor Vandalismus. Weil schon einige Mülleimer angezündet worden seien, habe sie die Gemeinde vor einiger Zeit abgebaut. Im Frühjahr sollen wieder einige mehr aufgestellt werden, versprach Hübner. Doch die Gemeindefläche und die Zahl der Außenorte seien nun mal sehr groß. 250 Hunde werden nach seinen Worten in der Gemeinde gehalten, 100 allein in Neu- und Altdrossenfeld.

Hundesteuer nicht zweckgebunden

Die Halter müssen für die Haustiere Hundesteuer zahlen. Die ist aber keine zweckgebundene Steuer: Sie muss also theoretisch nicht zugunsten der Hundehalter verwendet werden. Nach der Hundesteuersatzung der Gemeinde (15. Juni 2006) sind für den ersten Hund 25 Euro und für den zweiten 50 Euro zu bezahlen. Jagdhunde und Hunde im Forstbetrieb kosten nur die Hälfte. Schutz-, Hüte- und Rettungshund kosten dagegen nichts. Für einen Kampfhund müssen Halter tief in die Tasche greifen: Die Steuer für eine als aggressiv geltende Hunderasse beläuft sich auf 615 Euro im Jahr. Für Kampfhunde und große Hunde herrscht auf öffentlichen Wegen Leinenpflicht.

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