Hunde retten Meerschweinchen und Kaninchen

Von Moritz Kircher

Acht Meerschweinchen und ein Kaninchen wären jetzt wohl tot, wenn es die beiden Hunde Berry und Linda nicht gäbe. Berry ist ein Australian Silky-Terrier. Linda ist ein Beagle. In einem Gebüsch am Mistelbach am Stadtrand von Bayreuth haben die beiden die Tiere aufgespürt, die dort offenbar jemand ausgesetzt und im eisigen Wetter sich selbst überlassen hat. Dank der beiden Spürnasen sind sie jetzt gerettet.

 
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Brigitte Bayerlein war am Dienstagnachmittag mit Berry auf dem Nachhauseweg von einem Spaziergang, als der Hund anschlägt und ein Meerschweinchen aus dem Gebüsch treibt. Bayerlein traut ihren Augen nicht, als es plötzlich immer mehr Tiere werden. Am Ende zählt sie sieben Meerschweinchen und ein Kaninchen, die Berry aufgescheucht hat. "Wer macht denn sowas?", fragt sie sich im Gespräch mit dem Kurier. "Derjenige sitzt jetzt daheim in der warmen Stube und hat kein schlechtes Gewissen."

Ein einzelnes Meerschweinchen sitzt noch frierend im Gestrüpp

Sie fühlt sich für die Tierchen verantwortlich. Zwei weitere Spaziergänger, die zufällig vorbei kommen, bittet sie, auf die Tiere aufzupassen, während sie nach Hause geht und einen Karton besorgt. Kurze Zeit später ist sie wieder da und bringt die Meerschweinchen und den Hasen ins Tierheim. Dass sich noch ein weiteres Tier frierend im Gestrüpp versteckt, kann sie nach der ausführlichen Suche nicht ahnen.

Aus Spaß und um ihren Hund geistig zu fordern übt Sandra Peter mit ihrer Beagle-Hündin Linda das Fährtensuchen. Als Bayernlein mit dem Karton voller Tiere ankommt, ist sie zufällig im Tierheim. Sie lässt Linda den Karton beschnüffeln und zieht dann noch einmal los an die Fundstelle am Mistelbach, weil da vielleicht noch mehr zu finden sein könnte. "Ohne Linda hätte ich das achte Meerschweinchen nicht gefunden", sagt sie.

"Das kleine Ding hat gezittert wie ein vibrierendes Handy"

Vor Ort beginnt die Beagle-Hündin zu schnüffeln. Und schnell nimmt sie die Fährte auf. "Wenn man seinen Hund kennt, merkt man, wenn er was hat", sagt Sandra Peter. Und Linda hat etwas. Nach einiger Zeit kommt sie mit einem Meerschweinchen im Maul aus dem Gestrüpp. "Ich habe ,Danke' gesagt. Das ist unser Zeichen für Aus", sagt die Hundehalterin. Linda lässt das Meerschweinchen fallen, das sich prompt wieder versteckt.

Doch schnell findet die Frau es wieder. "Das kleine Ding hat gezittert wie ein vibrierendes Handy", sagt sie. Und während sie noch weiter sucht, wärmt ihr Mann Sven Peter, der mittlerweile dazu gekommen ist, das durchgefrorene Meerschweinchen unter seiner Jacke. Kurze Zeit später sitzt auch Lindi, benannt nach seiner Lebensretterin, bei seinen Artgenossen und dem Kaninchen in einem warmen Zimmer im Tierheim.

Das Tierheim braucht nun Hilfe für die Meerschweinchen und das Kaninchen

Tierpflegerin Ivonne Schug hat dort ein leerstehendes Katzenzimmer zum neuen Heim für die Meerschweinchen und das Kaninchen umgebaut. "Unser Kleintierzimmer platzt aus allen Nähten", sagt sie. Die Neuzugänge machen die Situation nicht einfacher. Die Tierchen benötigten auch Einstreu und Futtergemüse, sagt Schug. "Da sind wir für jede Hilfe dankbar." Und natürlich sucht sie auch Interessenten, die eines der Tiere aufnehmen wollen.

Nun ist sie aber erst einmal froh, dass die Sache überhaupt glimpflich ausgegangen ist. Die Tiere einfach im Schnee bei Minusgraden auszusetzen "war eigentlich das sichere Todesurteil für sie", sagt die Tierpflegerin. Guido Zahn, Vorsitzender des Tierschutzvereins, kann nicht verstehen, dass offenbar jemand die Tiere einfach ausgesetzt hat. "Wenn einem Tier dadurch unnötige Leiden zugefügt werden, ist das sogar eine Straftat", sagt er. Eine, auf die eine Gefängnisstrafe stehen könne.

Sandra Peter ist zuversichtlich, dass kein Tier im Schnee erfrieren musste

Er wirbt dafür, Tiere im Heim abzugeben, wenn man sich nicht mehr um sie kümmern kann. Das koste zwar eine Gebühr. Aber mit Haltern, die sich das partout nicht leisten können, finde man immer eine Lösung. "Es geht doch um die Tiere." Und die haben wohl nur Dank des Einsatzes von Berry, Linda und ihren Haltern überlebt. Sandra Peter ist zuversichtlich, dass kein weiteres Tier erfrieren musste. "Linda hätte die gefunden."

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