Nach Rehkitz-Tötung in Pegnitz: Jäger gibt Empfehlung Hunde müssen Gehorsam lernen

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Beim Hundekurs müssen die Tiere lernen, ruhig zu bleiben. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Der Tod eines vier Wochen alten Rehkitzes, das bei Körbeldorf ein Golden Retriever tot gebissen hatte, hat Aufsehen erregt. Und für Diskussionen gesorgt, wie man so etwas verhindern kann. Diskussionen ohne Schaum vor dem Mund, die Emotionen schlugen nur kleine Wellen. Auch nicht bei Jäger Karlheinz Herzing, der als erster bei dem toten Rehkitz war (wir berichteten). Seine Anregung: Alle Hundehalter sollten einen Kurs besuchen, in dem die Vierbeiner Gehorsam lernen.

 
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Einen Kurs, in dem den Hunden beigebracht wird, ohne Wenn und Aber auf Herrchen oder Frauchen zu hören. Und sich in der freien Natur nicht von anderen Tieren ablenken zu lassen. Solche Kurse bietet die Jägervereinigung Pegnitz an. Der Kurier hat sich dort umgesehen.

„Man kann gar nicht früh genug mit dieser Schulung anfangen“, sagt Karl-Heinz Inzelsberger, Vorsitzender des Vereins. Schon für Welpen gibt es diesen Unterricht. Alle Kurse enden mit einer Prüfung, eine dreiköpfige Fachjury fällt dabei ihr Urteil. „Nicht alle bestehen, das ist kein Selbstläufer“, sagt Günther Schmitt, bei der Jägervereinigung für die Hundeausbildung zuständig.

Diese Ausbildung ist vielschichtig. Da gibt es wie gesagt den Welpenkurs. Dann die Brauchbarkeitsprüfung, die Jagdprüfung, „ergänzt durch spezielle Prüfungen bis hin zur Meisterprüfung“. Für den „normalen“ Hundebesitzer, der mit seinem Vierbeiner einfach nur in freier Natur spazieren gehen will und keine Jagdambitionen hat, reicht natürlich die Brauchbarkeitsprüfung völlig aus. Denn hier lernt das Tier das, um was es geht – Gehorsam eben. Seit dem Jahr 2000 bietet die Jägervereinigung solche Kurse an. „Wir bieten viel für wenig Geld“, sagt Inzelsberger voller Überzeugung. Und man sehe sich dabei nicht in Konkurrenz zu anderen Vereinen.

Beschäftigung ist wichtig

Das zeige ja schon allein der Ort, an dem die Kurse stattfinden: Man ist dabei zu Gast auf dem Areal des Schäferhundevereins auf der Fischlhöhe. Und dessen Vorsitzender Waldemar Dressel unterstützt das Ansinnen der Jäger uneingeschränkt. „Ein Hund muss da hineinwachsen, man muss sich täglich mit seinem Hund beschäftigen“, sagt er. Und damit mit dessen Ausbildung. Diese erfolgt auf ganz spielerische Art in Kursen, ergänzt Günther Schmitt. Jede Anwendung von Gewalt ist tabu, darauf legen er und Inzelsberger Wert. Die brauche es auch nicht. Mal ein strenges Wort schon. Denn: „Ein Hund darf sich nie gegen seinen Besitzer stellen“, so Inzelsberger.

Und natürlich muss bei der Ausbildung auch Lob und Anerkennung für das Tier an der Tagesordnung sein, „da darf auch das Leckerli nicht fehlen, wenn der Hund etwas richtig gemacht hat“, betont Schmitt. Etwa beim Apportieren, einem zentralen Element des Lernprozesses. Wenn das klappt, freut sich auch der Hund. Und das könne man auch beim Gassi-Gehen praktizieren. Mit einem Spielzeug, mit einem Taschentuch, das man fallenlässt. Schmitt: „Dann versteckt man sich hinter einem Baum und lässt sich vom Hund suchen – da ist er beschäftigt und hat dabei einen Riesenspaß.“ Da ist es wieder: das Sich-Beschäftigen mit dem Hund. Ein Muss, sagen Schmitt und seine Kollegen.

Der Jagdinstikt ist da

Denn dann komme ein Hund schon gar nicht auf die Idee, einfach loszurennen und seinem Jagdinstinkt nachzugehen. Dieser Instinkt ist bei jedem Tier vorhanden, „das kannst du ihm nicht völlig wegtrainieren“, sagt Waldemar Dressel.

Und um was geht nun in diesen Kursen inhaltlich? Nun, sagt Günther Schmitt, ein Hund muss lernen, dass er an seinem Platz sitzenbleibt, auch wenn sein Besitzer sich entfernt und versteckt. Er muss lernen, beim Spazierengehen immer auf Höhe seines Führers zu bleiben. Er muss lernen, sich von nichts und niemand ablenken zu lassen. Ist dieser „Grundgehorsam“ gegeben, wird das Erlernte in der Praxis erprobt: „Da gehen wir dann zum Beispiel mit den Tieren in die Eisdiele, dort müssen sie am Platz bleiben, egal, was um sie herum geschieht.“ Das funktioniert, sagt Schmitt.

Aber diesen Lernprozess könnten eben nur die wenigsten Hundebesitzer selbst steuern, da brauche es schon eine fachmännische Anleitung. Daher sei ein solcher Kurs – „egal, wo man ihn absolviert“ – schon unabdingbar, wolle man sicher sein, dass ein Hund auch in „freier Wildbahn“ gehorcht. Wobei es vor allem im Wald grundsätzlich angebracht sei, so die Ausbilder, einen Hund anzuleinen. Ganz unabhängig davon, wie gut er ausgebildet ist.

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