Humus-Projekt: Der Weg zum eigenen Dünger

Von
Daniel Hornstein und Sevtap Okyay betreuen das neue Humus-Projekt. Stadtbewohner lernen dabei, wie sie ohne viel Aufwand ihre Bioabfälle selbst kompostieren können. Regenwürmer sind dabei ihre wichtigsten Helfer. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wir bekommen sie kaum zu Gesicht, denn sie leben im Dunkeln. Dennoch sind sie unerlässlich für ein gesundes Erdreich. Regenwürmer und Kollegen stehen beim neuen Humus-Projekt, einem Ableger des Vereins Solidarische Landwirtschaft Bayreuth (SoLaWi), im Mittelpunkt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Geoökologe Daniel Hornstein gründete den Verein zusammen mit Mitstreitern im September 2015. Seitdem teilt ein Bio-Landwirt seine Ernte mit den Mitgliedern. Diese zahlen monatlich einen am Jahresanfang festgelegten Beitrag und bilden eine Ernteteilergemeinschaft für eine Saison. Dafür dürfen sie mitbestimmen, welches Gemüse auf dem einen Hektar großen Grundstück angebaut wird. „Dabei sind ökologischer Anbau, Regionalität und Solidarität für uns die Basis, um langfristig gesunde Lebensmittel und bäuerliche Landwirtschaft zu erhalten.“

Fruchtbarer Boden

Durch die Beschäftigung mit Ernährung und ökologischem Anbau wurde Hornstein die Bedeutung der Erde, eines fruchtbaren Bodens, noch einmal bewusst. Und so kam er auf die Idee, ein Humus-Projekt zu starten. Denn auch den Pionieren für eine solidarische Landwirtschaft geht es um einen zukunftsfähigen Umgang mit natürlichen Kreisläufen. Auf einem Gartengrundstück zwischen Wendelhöfen und Bürgerreuth wird die Initiative zeigen, wie wichtig Humus für einen fruchtbaren Boden ist. „Das Humus-Projekt hat das Ziel, uns das Leben unter und in der Erde bewusst zu machen“, erklärt Hornstein. „Jeder kann im Alltag etwas für den Klimaschutz tun.“ Ohne viel Geld aufzuwenden, könnten Menschen das Klima schützen und die Naturschätze für kommende Generationen bewahren. „Viel zu häufig wird Torf-Erde im Supermarkt gekauft“, sagt Hornstein. „Diese wird überwiegend aus Mooren gewonnen, die einen positiven Effekt auf unser Klima haben.“

Wurmkompostkiste selber bauen

Das Wissen darüber, dass es auch anders geht, will das Humus-Projekt weitergeben. Menschlich und gebildet, wie es der Wortstamm nahelege. Nachbarn des Grundstücks im Morethsgut, Familien mit Kindern und Schulen wollen Hornstein und Projektleiterin Sevtap Okyay ansprechen. „Die Leute können selbst Hand anlegen und sehen, wie sich aus Bioabfall wertvolle Erde gewinnen lässt“, sagt Okyay. Ein Beispiel: die Wurmkompostkiste. Und dafür genügen Holzkisten, Essensreste wie Kaffee, Karotten, Kartoffeln, Äpfel und fleißige Regenwürmer. Sie zersetzen den Bioabfall und in sieben bis acht Wochen entsteht daraus Humus. „Humus ist der Stoff, der unseren Boden fruchtbar macht“, erläutert Hornstein. Als „Diamant der Erde“ bezeichnet Okyay den Humus, der „für ein gutes Milieu im Boden“ sorgt.

Energie aus Salatblättern, Kaffee und Äpfeln

Doch was hat das mit dem Klima zu tun? Humus ist in der Lage, Kohlendioxid langfristig zu binden. Weil er selbst im Kern aus Kohlenstoff-Molekülen besteht. Er enthält pflanzliche Nährstoffe wie Phosphor und Kalium und ist Lebensraum für eine endlose Zahl von Mikroorganismen. In der abgestorbenen organischen Substanz sammelt sich Wasser und Luft. „Menschen haben oft ein unbehagliches Grundgefühl, wenn sie mit Erde oder Bodenlebewesen in Berührung kommen“, weiß die Sozialarbeiterin. Aber das müsse nicht sein. Biomüll sei kein nutzloser Abfall, sondern enthalte viel nützliche Energie für Würmer und Kleinstlebewesen. „Die Wurmkiste ist eine Alternative zur klassischen Kompostierung“, sagt Hornstein, „und eine gute Möglichkeit für Menschen, die keinen eigenen Garten haben“.

Sauerstoff verhindert schlechten Geruch

In der obersten Schicht befinden sich die Küchenabfälle, die von den Würmern in der zweiten Schicht gefressen werden. Ganz unten liegt der fertige Humus. Die Kiste wird ausgeleert und wieder oben aufgesetzt, damit sich der Kreislauf wiederholen kann. Der Wurmhumus ist quasi der natürlichste Dünger, den die Natur kennt. Die Komposterde muss nur ab und zu befeuchtet werden. Im Idealfall entstehen keine üblen Gerüche. Wenn doch, dann hat der Mensch etwas falsch gemacht. Wenn die Bioabfälle locker liegen, komme immer genügend Sauerstoff an die Mischung.

Deckel drauf!

In einem Workshop am 12. Mai bauen sich die Teilnehmer selbst eine Wurmkiste mit Gitter und Auffangbecken. Das Material haben Hornstein und Okyay besorgt und geben es gegen eine Spende ab. Die 30 mal 40 Zentimeter großen Kisten, in denen aus organischem Abfall Humus werden soll, haben einen Deckel, damit die Würmer im Dunkeln arbeiten können.

Das Humus-Projekt wird von der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums unterstützt. Die erste Veranstaltung, bei der das Vorhaben vorgestellt wird, ist am Freitag, 13. April, 17 bis 18 Uhr. Weitere Termine sind im Internet unter solawi-bayreuth.org/humus zu finden. Nähere Informationen erteilen Daniel Hornstein telefonisch unter 01 57/79 30 61 03 und Sevtap Okyay unter 0176/21 64 28 66.

Autor

Bilder