Hörlasreuth: Jetzt redet Thiem

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Rudolf Thiem - Unternehmer aus Pottenstein - informierte über die Pläne, die er in Hörlasreuth hat. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

„Mit uns kann man doch reden“, sagte Rudolf Thiem. Bei einer Stadtteilversammlung für Hörlasreuth in der Creußener Mehrzweckhalle stellte er am Montagabend genau vor, was er in dem Ortsteil vor hat: Er hat ein landwirtschaftliches Anwesen dort gekauft und will es zu einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb samt Stellflächen umbauen. Dafür braucht es laut Landratsamt einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan. Das hat in der Vergangenheit für teils heftigen Widerstand vonseiten der Bevölkerung gesorgt.

 
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Die gesamte Fläche ist 11.000 Quadratmeter groß. „Wir brauchen aber nur rund 2800 Quadratmeter Richtung Straße davon“, sagte Thiem. Das war von Anfang an klar. Landratsamt und Stadt hätten ihm aber nahegelegt, eine Genehmigung für das gesamte Gebiet einzuholen. „Wir brauchen nur einen Fahrzeughängerstellplatz und eine Umnutzung der bestehenden Scheune in ein landwirtschaftliches Kleinteilelager“, sagte Thiem. Er werde Boxen mit Material wie Steine, Humus oder Granitschotter aufstellen.

Bushaltestelle woanders hin

Er könne die Sorge der Hörlasreuther um ihre Kinder – die Schulbushaltestelle befindet sich nahe der Einfahrt zu dem Gelände – nachvollziehen. „Wir schauen auf die Kinder, man kann sie nicht berechnen“, betonte er. Er habe selber vier Kinder und einen Enkel. Deshalb biete er an, die Bushaltestelle auf eigene Kosten weiter weg versetzen zu lassen, auf ein anderes Grundstück, dass er dort besitzt. Ein Bushäuschen werde er auch hinstellen.

Und auch der Lastwagenverkehr zu seiner Zweigstelle in Hörlasreuth werde sich in Grenzen halten. „Das werden ein bis zwei am Tag sein“, so Thiem. Ein Mitarbeiter, der vor Ort wohnen wird, werde morgens mit einem Laster wegfahren und Waren ausliefern, am Abend werde er zurückkommen. „Mehr wird nicht sein“, sagte Thiem.

Sofort Ölbinder ausgestreut

Auch zu dem Vorwurf der Einwohner, es habe einen Ölunfall gegeben, nahm der Firmenchef Stellung. „Das Thema liegt mir sehr am Herzen“, sagte Thiem. Und ja, es habe diesen Vorfall gegeben, beim Schneeräumen für eine Nachbarin sei es passiert. Aber man habe sofort Ölbinder ausgestreut. Das sei ja auch von Anwohnern beobachtet worden. „Wir sind eine Firma, die stets darum bemüht ist, auf jedem Fahrzeug Ölbinder dabei zu haben“, so Thiem. Es sei auch nie etwas von dem Öl in den benachbarten Simmelbach gelaufen. Außerdem habe es sich um biologisch abbaubares Hydrauliköl gehandelt. Thiem wurde deutlich: „Ich lasse meine Firma nicht schlecht machen. Sollten die Gerüchte um eine Verschmutzung mit Öl nicht aufhören, werde ich mir gerichtliche Schritte überlegen.“

Keine Stromleitungen

Zur Kritik aus der Bevölkerung, die Stromleitungen würden quer durch das Grundstück laufen, sagte Thiem: „Das stimmt nicht.“ Bei den Drainagenrohren könne das schon sein, aber wenn dort etwas beschädigt werden würde, werde er das selbstverständlich reparieren lassen.

Thiem will auch einen weiteren Vorwurf aus der Welt schaffen, den Anwohner gemacht haben. Im vergangenen Jahr sollen schon um 4.30 Uhr Lastwagen in Hörlasreuth gefahren sein. „Wir dürfen nur neun Stunden fahren. Und ich habe alle Tachoscheiben und Fahrerkarten durchgeschaut“, sagte Thiem. Da sei keiner um diese Zeit unterwegs gewesen. Der früheste Zeitpunkt, den er feststellen konnte, war 6.17 Uhr. Und er habe auf dem Grundstück auch keinen Bauschutt vergraben, sondern es sei nur Fräsgut zur Stabilisierung ausgebracht worden.

In der zweiten Januarwoche habe man auf dem Gelände mit Umbauarbeiten begonnen. „Ein Mitarbeiter wurde da von einem Bewohner angemacht“, so Thiem. Die Arbeitszeit sei von 7.45 bis 16 Uhr gewesen, manchmal sei ein Kompressor gegangen. „Aber das ist ein normaler Zeitraum“, betonte Thiem.

Vollen Container abgeholt

Anfang Februar sei ein Container – auf dem auch ein Nachbar Bauschutt abgelagert hatte – abgeholt worden. Ebenso sei es mit einem Alteisencontainer gewesen. Der wurde auch geholt, als er voll war.

Vielleicht hätte der Widerstand aus der Bevölkerung gekippt werden können, wenn der Antrag für das Bauleitverfahren sich nur auf die kleine Fläche beschränkt hätte, sagte Stadtrat Toni Schmidt (Creußener Liste) bei der Versammlung am Montag. „Ich habe nie gesagt, dass ich ein Gewerbegebiet will, dass ich die gesamte Fläche pflastern werde“, sagte Thiem. Er brauche nur eine Stell- und Lagerfläche. Nur gelegentlich werde mal ein Radlader laufen, wenn er Material auf den Laster auflade. Damit halte sich der Lärm in Grenzen.

Wie kommt das Material?

Es sei nicht entscheidend, ob es um eine Fläche von 2800 oder 11.000 Quadratmeter gehe, sagte CSU-Stadtrat Egbert Wölfel. „Die Entscheidung muss heißen, grundsätzlich ja oder nein“, so Wölfel, „gehört so etwas nach Hörlasreuth?“ Er bezweifle, dass das Vorhaben Aussicht auf Erfolg habe. „Wie kommt das Material auf die Fläche? Mit dem Laster oder einer Drohne?“, fragte Anwohner Bernhard Hertel. Sicher werde das Material mit einem Laster angeliefert, reagierte Thiem. „Wenn ich keine Lieferung bekomme, kann ich auch nichts ausliefern“, sagte er. Das werde aber nur ein paar mal in der Woche sein.

Forderung vom Landratsamt

„Momentan ist es nur diese kleine Fläche, aber es ist für eine größere schon alles auf dem Plan eingezeichnet“, sagte Thomas Masching. Er befürchtet, dass später alles mal als Lagerplatz verwendet werde. „Wenn das genehmigt ist, können Sie machen, was Sie wollen.“ Thiem betonte noch einmal, dass es eine Forderung von Stadt und Landratsamt war, für die gesamte Fläche eine Genehmigung zu beantragen. „Wir sind denen entgegen gegangen, brauchen aber nicht alles“, so Thiem.

Gerhard Küffner von der Bauverwaltung sagte, laut Flächennutzungsplan handele es sich um eine gemischte Baufläche. „Und hier sind Garten- und Landschaftsbaubetriebe zulässig.“ Ob es bei einer Mischfläche bleibt, habe der Stadtrat noch nicht beschlossen.

Von Veranstaltung enttäuscht

„Ich fand die Veranstaltung sehr enttäuschend“, sagte Thiem am Tag nach der Infoveranstaltung dem Kurier. Die Hörlasreuther hätten nichts zu seinen Ausführungen gefragt. Er vermute, weil er alle Vorwürfe widerlegen konnte. Erschreckend fand er, dass seine Familie, die am Montagabend auch gekommen war, beim Reingehen von anderen Besuchern angepöbelt worden sei. „Ich werde nun die Stadtratssitzung am kommenden Montag abwarten und dann die weitere Vorgehensweise entscheiden“, sagte Thiem.


Info: Bei der Stadtratssitzung am Montag, 12. März, um 19 Uhr wird die Fassung eines Aufstellungsbeschlusses für einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan in Hörlasreuth noch einmal behandelt. Vor 21 Jahren wurde die Firma gegründet. Thiem hat 16 Mitarbeiter und einen Auszubildenden. Kanal- und Wasserleitungsbau, die Planung und Gestaltung von Außenanlagen, Pflasterarbeiten und Erdaushub gehören unter anderem zu seinem Angebotsspektrum.

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