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Homöopathie: Längst nicht jeder überzeugt

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Die Homöopathie und ihre Wirksamkeit sind umstritten. Während die einen von ihrer Wirksamkeit überzeugt sind, sprechen die anderen von Placebo-Effekt. Wer hat nun Recht?

 
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Der Bayreuther Homöopathie-Verein versucht seit zehn Jahren über die klassische Homöopathie und ihren Therapieansatz aufzuklären. "Ich bin überzeugt davon, dass Homöopathie ursächlich heilen kann", sagt Vorsitzender Reinhard Tutschek. Der promovierte Biologe und Gymnasiallehrer arbeitete lange Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Didaktik der Biologie an der Universität Bayreuth. Als er in Ruhestand ging, gründete er den Verein. Aus zunächst zehn Mitgliedern im Jahr 2007 sind mittlerweile 43 geworden.

Größere Aufgeschlossenheit

Doch Tutschek weiß, dass es viele Zweifler gibt. Die Homöopathie sei noch längst nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sagt Tutschek. "Das Interesse an ihr und die Aufgeschlossenheit ihr gegenüber hat zugenommen, die Widerstände gegen sie sind jedoch ungebrochen." Besonders seitens bestimmter Vertreter der akademischen Medizin werde nach wie vor Kritik an ihr geübt. Sein Verein wolle sich nicht von der Schulmedizin abgrenzen, allerdings über alternative Heilmethoden und eine gesunde Lebensführung informieren.

"Wissenschaftlich nicht belegt"

Tatsächlich wurden in jüngster Zeit wieder vermehrt skeptische Stimmen laut. Nicht nur überregionale Medien wie die "Süddeutsche Zeitung" stellten die Homöopathie infrage. Auch Politiker forderten, die Apothekenpflicht für homöopathische Mittel aufzuheben. Und in Großbritannien überlegt der staatliche Gesundheitsdienst die Leistungen für homöopathische Mittel und Therapien, auch wenn sie ein Arzt verschreibt, einzufrieren. Die Heilmittel, wie etwa Globuli, sollen künftig mit dem Hinweis deklariert werden: "Wirksamkeit nicht wissenschaftlich belegt."

Positive Erfahrungen

Tutschek sieht das naturgemäß anders und sagt: "Die Wirksamkeit ist eine Erfahrung, die viele Patienten einfach machen." Er selbst habe an schwerem Asthma gelitten, die Schulmedizin habe ihm nicht helfen können. Erst nach einer homöopathischen Behandlung sei "ein Durchbruch im Sinne von Heilung" erzielt worden. Seine eigenen, positiven Erfahrungen wolle er nun über den Verein weitergeben. Der versteht sich als Zusammenschluss von Laien, der darüber informiere, was die klassische Homöopathie bei akuten und chronischen Erkrankungen zu leisten vermöge.

Die theoretische Grundlage für die Homöopathie legte Samuel Hahnemann. Auf ihn geht das sogenannte Ähnlichkeitsprinzip zurück: Ähnliches wird mit Ähnlichem kuriert. Vereinfacht ausgedrückt werden Kranken Mittel verabreicht, die bei Gesunden ähnliche Symptome hervorrufen würden.

Verdünnte Ursubstanz

Die Gegner argumentieren, die ursprüngliche Substanz könne durch ihre starke Verdünnung überhaupt nicht mehr biochemisch wirken. "Es heißt dann, die Homöopathie sei unwissenschaftlich, weil in den Mitteln gar keine heilenden Moleküle und Atome mehr enthalten sein können", erklärt Tutschek. "Was nicht sein kann, darf nicht sein." Denn die Pharmaindustrie verdiene schließlich ziemlich viel Geld mit Arzneimitteln.

Doch Tutschek gefällt, dass die Homöopathie den Menschen ganzheitlich sieht. Selbst bei psychischen und chronischen Leiden hält er eine heilende Wirkung für möglich. Beim ersten Gespräch nehme sich der Therapeut sehr viel Zeit. "Homöopathie heilt nicht eine Diagnose, sondern den Menschen", zitiert der 74-Jährige Hahnemann.

Kassen zahlen nicht alles

Was die Kassen bezahlen, ist höchst unterschiedlich. So wird zum Beispiel Akupunktur bezahlt, Osteopathie aber nicht. Nach Angaben des Verbands der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) gelten Naturheilverfahren als freiwillige Satzungsleistungen der einzelnen Kassen. Alternative Heilmethoden seien nicht ausgeschlossen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) muss zudem eine positive Empfehlung über den diagnostischen und therapeutischen Nutzen der Methode abgeben. "Es sind also freiwillige Leistungen der einzelnen Kasse, die unterschiedlich und individuell gestaltet sind."

Mit einer Vortragsreihe, die im Herbst beginnt, will der kleine Verein über die Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie informieren. Missionieren wolle er nicht: "Es gibt nicht wenige, die man nicht mehr überzeugen muss. Aber noch mehr, die noch überzeugt werden müssen."

12. Oktober: Dr. Wolfgang Dittmar: „Berührungspunkte: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Homöopathie“

15. Februar: Augenarzt Dr. René Woytinas: „Ganzheitliche Augenheilkunde“

19. April: Heilpraktikerin Pia Aßmann aus Himmelkron: „Die homöopathische Hausapotheke“

14. Juni: Dr. Inge Heinz, homöopathische Ärztin aus Hof: „Schlafstörungen homöopathisch behandeln“

25. Oktober: Internist und klassischer Homöopath Dr. Ansgar Schimmöller: „Homöopathie im Brennpunkt – zum Streit um die Wissenschaftlichkeit der Homöopathie“

Wo?: Gemeindehaus St. Georgen, St. Georgen 56, 19.30 Uhr.

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