Hollfelder Fasching: Rekorde und Premieren

Von Thorsten Gütling

Der Faschingsumzug in Hollfeld ist immer eine Reise wert. Das sehen 2018 mehr Leute so als jemals zuvor. Und erleben eine Premiere.

 
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Rekord

So viel los wie in diesem Jahr war noch nie zum Hollfelder Faschingsumzug. Etwa 4500 Menschen, schätzt der Vorsitzende der Hollfelder Faschingsgesellschaft (HFG), Harald Linß, säumen die Straßen. 25 Wagen und Fußgruppen mit insgesamt 350 Teilnehmern ziehen vorbei. Den größten Wagen, das hat schon Tradition, hat das Männerballett der HFG gezimmert. In über vier Metern Höhe kratzt Frank Fischer, verkleidet als Verrückter Hutmacher aus dem Roman Alice im Wunderland, an den Dachrinnen der Innenstadt.

Die meisten Teilnehmer hat der Kreisverband der Landjugend Bayreuth gemeldet. Statt 50 erscheinen aber nur 25 Teilnehmer, die größte Gruppe stellt daher der Fußballklub aus Freienfels, der eine eigene Kindertanzgruppe hat, seit Kinder der HFG die Bude einrennen.

Premiere

Zum ersten Mal seit Menschengedenken findet der Hollfelder Faschingsumzug ohne den Anheizer und Mainwelle-Moderator Bernd Rasser statt. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens: Rasser ist krank. Zweitens: Hollfeld muss Geld sparen. Kamelle auf Stadtkosten gab es schon im vergangenen Jahr nicht mehr. In diesem sagt Harald Linß ins Mikrofon: „Lieber Bernd, mach’s a bissl günstiger, dann können wir in Zukunft wieder über einen Vertrag reden.“

Dass die Hollfelder trotzdem artig „Helau“ rufen, dafür sorgt an diesem Nachmittag erstmals Steffen Elbe. In Hollfeld ist der gebürtige Odenwälder kein Unbekannter. Zusammen mit seiner Frau Stephanie bildete er vor drei Jahren das Hollfelder Prinzenpaar. Das aktuelle heißt Conny und Manuel und fährt standesgemäß im Cabrio vor.

Politik

Der Hollfelder Faschingsumzug ist ein politischer. Da kann sich Bayreuther eine Scheibe abschneiden. Skelette marschieren neben blühenden Blumen, Glyphosat sei dank. Weil die Juragruppe in Schönfeld einen jahrzehntelang unentdeckten Brunnen vom Netz nahm, an dem sich viele Schönfelder kostenlos und nicht nur zum Blumengießen bedienten, klagt der örtliche Fußballverein, dass Bürgermeisterin Karin Barwisch „sich die Hände reibe, weil sie für jeden Tropfen Geld eintreibe“.

Die Kerwaburschen aus Stechendorf kommen als Greise daher und fragen, was denn aus Hollfeld werden soll, wenn das Landratsamt der verschuldeten Stadt zwar ein Gewerbegebiet aber keine neuen Bauplätze erlaube. Und die Jugend der HFG plädiert in bester Wild-West-Manier für einen Saloon und meint eine Kneipe für junge Leute.

Zum so thematisierten Kneipensterben passt, dass sich vor Beginn des Faschingsumzugs traditionell die halbe Stadt in der Gaststätte „Kla Sepper“ versammelt. Und dass am Pissoir ein Hollfelder zum anderen sagt: „Wenn’s in den Gasthäusern immer so wäre wie an Fasching, dann wäre es fast wie früher.“

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