Hollfeld will auf Glyphosat verzichten

Von Norbert Heimbeck
Foto: Friso Gentsch/dpa Foto: red

Hollfeld wird wohl die erste Glyphosat-freie Kommune Oberfrankens. 17 Stadträte stimmten am Dienstag für einen Beschluss, das umstrittene Pflanzengift auf kommunalen Flächen nicht mehr einzusetzen. Nur drei Räte waren dagegen.

 
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Das Thema Glyphosat bewegt derzeit die Gemüter. Auch in Hollfeld. Zur Sitzung waren fast so viele Zuhörer gekommen wie Stadträte im Gremium sitzen. Bereits im Dezember hatte Manfred Neumeister namens der Ausschussgemeinschaft Grüne/Heimatliste/Freie Wähler einen Antrag an Bürgermeisterin Karin Barwisch gerichtet, in dem ein Verzicht von „Glyphosat und anderen Pestiziden auf den Eigentums-Flächen der Stadt Hollfeld“ gefordert wurde.

Ähnliche Bestrebungen

Im Kurier-Interview hatte er damals gesagt: „Wir wären wohl die ersten im Landkreis, aber als Vorreiter sehe ich uns nicht.“ Es gebe bereits eine Reihe von Kommunen, die auf den Einsatz des Mittels verzichten. Er nannte Hassfurt, Dachau, Regensburg, Erlangen, Burgkirchen, Dorfen und Bernau am Chiemsee sowie die Landkreise Miltenberg und Miesbach. Im Landkreis Bayreuth gibt es laut Neumeister in Creußen, Pegnitz, Eckersdorf und Kirchenlaibach ähnliche Bestrebungen.

Im Stadtrat wurde nicht über diesen Antrag diskutiert. Stattdessen war er Thema in einer Sitzung der Fraktionssprecher. Dabei erarbeiteten die Stadträte quer durch die Parteien einen neuen Beschlussvortrag. Darin ist die Rede von „freiwilligem Verzicht“ auf das Pflanzengift. Soll heißen: Bei Abschluss und Verlängerung von Pachtverträgen für städtische Flächen wird eine entsprechende Klausel eingefügt. Über diesen neuen Vorschlag wurde am Dienstag abgestimmt.

Verzicht, kein Verbot

Bürgermeisterin Karin Barwisch sagte: „Das ist eine zukunftsweisende Entscheidung.“ Manfred Neumeister ergänzte: „Es geht um Verzicht, nicht um ein Verbot. Das Miteinander von Landwirten und Verbrauchern ist uns wichtig. Wir wollen damit ein Beispiel für alle anderen geben.“

Michael Schatz – selbst Landwirt und CSU-Mitglied – meldete sich anschließend zu Wort und hielt eine kurze, aber emotionsgeladene Rede. Er sprach vom Image der Landwirte, das in der Öffentlichkeit schlecht gemacht werde: „Wer auf Glyphosat verzichtet, hat weniger Ertrag, aber mehr Arbeit auf dem Feld. Ich frage mich, wer will die daraus folgenden höheren Preise für Lebensmittel bezahlen?“ Ein Verbot des Mittels könne nicht in Hollfeld erfolgen, sondern weltweit.

Vom Landwirtschaftsamt habe er sich bestätigen lassen, dass auf lediglich fünf Prozent Fläche im Landkreis Bayreuth das Mittel eingesetzt werde: „Aber wer schaut darauf, wie Private das Mittel verwenden?“

Firmen sind sehr sensibel

Nach der Veröffentlichung von Neumeisters Plan im „Nordbayerischen Kurier“ habe er, Schatz, den Anruf eines Unternehmens erhalten, das wissen wollte, „was hier passiert“. Und: „Wir schaffen ein neues Gewerbegebiet in Hollfeld. Wir sollten schon darauf achten, wer dort bauen will. Die Firmen sind sehr sensibel in diesem Bereich.“

Christian Hannig  (WG Hollfeld-Land) sagte: „Wenn jemand eine Zigarette rauchen will, kann er das frei entscheiden. Bei Glyphosat haben Verbraucher diese Wahl nicht.“ Sein Fraktionskollege Gerhard Thiem sagte, der Beschluss richte sich „nicht gegen die Hollfelder Landwirte. Der Stadtrat sei sich seiner Verantwortung für die Umwelt und für die Folgegenerationen bewusst.

Bei der anschließenden Abstimmung sagten 17 Räte „Ja“ zum freiwilligen Verzicht Hollfelds auf Glyphosat. Der Beschluss wird ab sofort wirksam. Bei laufenden Verträgen soll auf einen freiwilligen Verzicht „hingewirkt“ werden.

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