Hauptausschuss empfiehlt: Stadtrat soll Geld für Feste, Spielplätze und Vereine streichen – Zehn Millionen Euro Schulden lasten auf der Stadt Hollfeld spart am Spaß

Von Heike Hampl
Schmerzhaftes Sparen: Hollfeld steht unter Druck. Wenn die hoch verschuldete Kommune Stabilisierungshilfe vom Freistaat bekommen will, muss sie eisern sparen. Das bedeutet, dass die Vereine in Zukunft alleine das Altstadtfest bezahlen müssen. Die Stadt will nur noch den Sicherheitsdienst zahlen. Foto: Harbach Foto: red

Schlechte Nachrichten für die Hollfelder Bürger: Weil die Stadt sparen muss, muss sie rigoros die freiwilligen Leistungen streichen. Faschingsumzug, Sportförderung, Schwimmbad, Straßenlaternen – Alles steht auf dem Prüfstand. Dem Altstadtfest sagt Stadtrat Manfred Neumeister sogar das Ende voraus.

 
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Altstadtfest: Das Hollfelder Altstadtfest kostet die Stadt im Jahr rund 5000 Euro. Das kann sich Hollfeld nicht weiter leisten. Den letzten Haushaltsentwurf hat das Landratsamt nicht genehmigt. „Wir müssen möglichst viel sparen und deswegen auch über die kleinen Beträge reden“, sagt Kämmerin Karin Eschenbacher. Für das Altstadtfest sollen nun höchstens 2500 Euro zur Verfügung stehen, so der Vorschlag des Ausschusses an den Stadtrat. Bürgermeisterin Karin Barwisch gibt der Kämmerin recht: „Das Fest muss von alleine laufen.“ Bisher hatte die Stadt, die Veranstalter des Altstadtfestes ist, ein Minus in Kauf genommen und nur rund 3000 Euro von den Vereinen zurückgefordert. Die Stadt bezahlte zum Beispiel den Sicherheitsdienst, die Gema-Gebühren und jeder Verein bekam rund 200 Euro Aufwandsentschädigung. „Den Sicherheitsdienst und die Kosten für den Bauhof werden wir weiter übernehmen“, sagt Barwisch, denn das sei Sache des Veranstalters. Die restlichen Kosten werden an den Vereinen hängen bleiben.

„Das ist der Tod des Altstadtfestes“, sagt Stadtrat Manfred Neumeister (Grüne). Neumeister hat das Altstadtfest sechs Jahre lang organisiert, zuletzt im Jahr 2009. Er glaubt, dass die Vereine nicht alleine in der Lage sind, die teuren Musikkapellen zu bezahlen.

Faschingsumzug: Mehr als 8000 Euro gibt die Stadt jährlich für diese Gaudi aus. Allein 800 Euro kosten die Bonbons. Weitere teure Posten: Die Werbung und Bernd Rasser von Radio Mainwelle, der den Fasching moderiert. „Wir müssen uns fragen: Wollen wir das oder nicht? Wenn wir hinter dem Fasching stehen, brauchen wir nicht Erbsen zählen“, sagt Stadtrat Gerhard Thiem (Bürgerforum).

Kämmerin Eschenbacher widerspricht: „Es ist eine freiwillige Leistung, und wir sind in der Pflicht, sie zu hinterfragen.“ Einig ist der Hauptausschuss sich darin, dass der Moderator unverzichtbar sei. Dafür gibt es in Zukunft keine Bonbons mehr von der Stadt und auch kein Geld mehr für die Vereine, die einen Wagen stellen. Maximal 4500 Euro dürfte der Fasching in Zukunft kosten.

Kinderspielplätze: Auch hier ist der Spaß vorbei. Wenn ein Spielgerät kaputt oder marode ist, soll es abgebaut und nicht erneuert werden. Das betrifft zum Beispiel den alten Spielplatz in Krögelstein. Insgesamt gibt die Stadt jährlich 19 000 Euro für Spielplätze aus. Vor allem für Personal, das Sicherheitstests macht. Der Bauausschuss wird sich noch einmal mit dem Thema beschäftigen und die Spielplätze besichtigen.

Vereine: Früher verteilte die Stadt noch 8000 Euro Sportförderung. Und wenn ein Sportverein in seine Gebäude oder Flächen investierte, bezahlte die Stadt fünf Prozent der Kosten. Damit soll Schluss sein. „Mit dieser Streichung nehmen wir den Vereinen alles“, beklagt Stadtrat Thiem. Die Alternative: Vereine können weiter Förderanträge stellen. Der Stadtrat prüft einzeln.

Vereine durften außerdem bisher auf Kosten der Stadt kopieren und nahmen diesen Service jährlich mit 600 Euro in Anspruch. Ginge es nach Markus Seidler (Bürgerforum), würde dieses Angebot gestrichen: „Das kann weg. Kopien kriegt man heutzutage doch überall nachgeworfen.“ Sein Antrag fand keine Mehrheit. Ebenso wenig wie der Antrag, nur kommerzielle Kopien zu verbieten. Kein Grund zur Freude für Vielkopierer: „Die Diskussion ist nicht am Ende, darüber wird noch einmal zu reden sein“, sagt Kämmerin Eschenbacher.

Schwimmbad: 140 000 Euro kostet der Badespaß pro Jahr für die Stadt. „wir müssen unliebsame Dinge ansprechen“, sagt Stadtrat Thiem. Er will eine öffentliche Debatte darüber, ob in Zukunft ein Förderverein das Schwimmbad betreiben könnte.