Sophia (17): "Im Sprüche klopfen sind wir gut" Hollfeld: Jugendlichebauen Faschingswagen

Wildpinkler, verschwundene Schilder, Müll im Wald. So kann es nicht weiter gehen, hat sich die Gemeinde Aufseß gedacht und eine Satzung für den Brauereienwanderweg erlassen. Die ist nun im Fasching ein gefundenes Fressen für eine Gruppe junger Hollfelder: Die Satzung ist Motto ihres Wagens für den großen Umzug in Hollfeld am Faschingsdienstag.

 
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„Hörd auf mit eura Sauferei, sunst kommt die Bierwechpolizei!“ prangt in leuchtend weißen Buchstaben auf einem roten Pappschild, um das sich Jule, Sofia, Felix und ihre Freunde drängen. Von Sauferei kann an diesem kalten Samstagmorgen aber nciht die Rede sein, auf dem Hof bei Hollfeld wird hart gearbeitet. 24 Jugendliche werkeln an dem Faschingswagen.

Mit ihrer Satzung versucht die Gemeinde, das manchmal ausufernde Verhalten der Bierwanderer in den Griff zu bekommen. „Die meisten Besucher verhalten sich zwar ordentlich, aber manche Gäste schlagen über die Stränge“, sagt Bürgermeister Ludwig Bäuerlein (CSU). Besonders mit Junggesellenabschieden gäbe es Probleme. „Es kamen schon Gruppen aus Norddeutschland hier an, die betrunken aus dem Bus gefallen sind“, erzählt Bäuerlein.

Brauereiwanderweg ist nicht gleich Bierweg

Unterwegs auf dem Brauereienwanderweg werde dann weiter getrunken. Das sehen nicht alle Besucher so. Mit unappetitlichen Folgen: So mancher Wanderer verrichtet im Rausch seine Notdurft mitten auf dem Weg. „Mancher Gast verwechselt den Brauereienwanderweg mit einem Bierweg“, bedauert Bäuerlein. „Dabei geht es nicht darum zu saufen, sondern die schöne Landschaft zu genießen.“

Ärgerlich ist für die Gemeinde auch, dass immer wieder die Hinweisschilder entlang des Weges verschwinden. Der Neuhauser Wolfgang Heilmann kontrolliert das, zwei Mal in der Woche den Brauereienwanderweg ab und schaut nach dem Rechten. Die Schilder werden wohl gerne als Andenken mitgenommen, vermutet der Ehrenamtliche. Fehlt ein Schild, sorgt Heilmann für Ersatz – mit zwei Tricks: Er hängt die Schilder möglichst hoch auf, „und auf die Rückseite mache ich Schmierfett“, verrät er mit einem Augenzwinkern.

Wildpinkeln würde Felix nicht in den Sinn kommen

In den vier Brauereien, die sich entlang des 15 Kilometer langen Weges befinden, will der Bürgermeister die Satzung mit ihren acht Punkten aufhängen lassen. „Dass es eine Satzung braucht, ist tragisch. All das sollte selbstverständlich sein“, findet Felix Niegel, der beim Bau des Faschingswagens dabei ist. Und den Wanderweg wie die anderen Jugendlichen gut kennt: Am 1. Mai ziehen sie mit Bollerwagen und Bier über den Weg. Auf die Idee, sich daneben zu benehmen, sei er aber nicht gekommen, versichert Felix: „Schließlich kennt mich hier jeder.“

„A ka Wildpinklerei, sunst gibds vo dem ders sicht, a riesn Gschrei“, steht auf einem der Schilder für den Faschingswagen. Die Jugendlcihen können verstehen, dass sich die Anwohner darüber ärgern Sorgen der Anwohner können die Jugendlichen verstehen, – aber sie geben auch zu bedenken, dass der Brauereienwanderweg die Bekanntheit der Gegend steigere.

Ganz schön viel Arbeit, so ein Faschingswagen

Immerhin hat ihnen der Weg jetzt den Auftritt beim Hollfelder Umzug beschert. Mit der Idee hatten sie schon im im vergangenen Jahr geliebäugelt, jetzt gab es mit der neuen Satzung die Steilvorlage fürs Motto. Außer einer anfangs nicht so ernst gemeinten Idee ist nun harte Arbeit geworden: Seit über einer Woche wird gewerkelt. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein Wagenbau so viel Zeit in Anspruch nimmt“, sagt Philipp Fuchs. Das Balkengerüst muss gezimmert, die Verkleidung angebracht, die Musikanlage installiert und die Plakate gemalt werden, erklärt der 20-jährige Drosendorfer.

Die Arbeitsteilung ist klar: Die Jungs machen das Handwerkliche, die Mädchen gestalten die Plakate – „weil wir im Sprüche klopfen gut sind“, wie die 17-jährige Sofia Schmittlein lachend erklärt. Ebenso klar wird die Aufteilung auf dem Wagen sein: Alle 24 Jugendlichen werden mitfahren– die Jungs als Bierwanderer verkleidet, die Mädchen als Bierwegpolizei.

isa

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