Höhenklinik: Keine Kündigungen

Von Andreas Gewinner
Die Höhenklinik in Bischofsgrün wird geschlossen. Von den Mitarbeitern soll keiner gekündigt werden. Doch was wird aus der Immobilie? Und welche Rolle hat das Grundtsücksangebot der Stadt Bayreuth bei der Entscheidung gespielt? Foto: red Foto: red

Es gibt keine Kündigungen und keine Entlassungen - das war die wiederholte Botschaft von Vorstand und Geschäftsführung der DRV Nordbayern an die Mitarbeiter der Höhenklinik in Bischofsgrün, aktuell rund 170. Erstmals wurden auch die Konditionen für das Bayreuther Grundstück bekannt. Bei denen der sprichwörtliche eine Euro eine Rolle spielt ...

 
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Der Vorstandsvorsitzende der DRV Nordbayern, Stephan Doll, und Geschäftsführer Werner Krempl erläuterten am Donnerstag den Mitarbeitern, warum die Entscheidung unausweislich war, Höhenklinik und Herzoghöhe in einem Neubau zusammenzulegen. Und warum sie zugunsten Bayreuth fiel. Eine zentrale Rolle fällt dabei offenbar dem Grundstücksangebot der Stadt Bayreuth zu. Bayreuth hatte der DRV eine Fläche neben der Lohengrintherme angeboten. Und zwar zum Pachtpreis von einem Euro je Quadratmeter für das 40.000 Quadratmeter große Areal. Demgegenüber habe die Verwertung der freiwerdenden Fläche der Herzoghöhe an der Kulmbacher Straße (80.000 Quadratmeter) mit einem "Millionenbetrag" (Krempl) auf der Habenseite in der Kalkulation gestanden. Aber auch langfristige Betriebskosten hätten für einen Neubau gesprochen. Unterm Strich seien die Berechnungsergebnisse "eindeutig" gewesen. Die Entscheidung sei unausweichlich gewesen, sonst wären langfristig beide Klinikstandorte gefährdet gewesen. Doll und Krempl wollten nicht von einer Schließung sondern von einer "Zusammenlegung" sprechen. Deswegen werde auch von den Mitarbeitern, die bis zum Start der neuen Klinik in neun Jahren nicht in Rente seien, auch jeder gebraucht. Auf Nachfrage schloss Krempl auch aus, dass die Höhenklinik mit laufendem Betrieb an einen privaten Betreiber verkauft werde. Angeblich bereits vorliegende Angebote seien ein Gerücht. Zur Zukunft der Immobilie (zu der auch mehrere Dutzend Mietwohnungen gehören) konnte er zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Angaben machen.

Doll und Krempl machten deutlich, dass strukturpolitische Erwägungen bei der Entscheidung letztlich keine Rolle spielen konnten, dass sei vom Ministerium betont werden. Das beantwortete ein Mitarbeiterin so: "Sie dürfen keine Strukturpolitik machen. Aber Sie dürfen die Lohengrintherme subventionieren. Nächstes Jahr gibt es wenige Kilometer entfernt in Weißenstadt eine neue, große Therme." Ein anderer Mitarbeiter fragte, warum mit der Höhenklinik ein Haus geschlossen werde, das so gut wie voll ausgelastet sei und bei der Patienzufriedenheit unter den Häusern der DRV Nordbayern stets in der Spizengruppe gewesen sei. Das beantwortete Krempl mit "absehbarem Investitonsbedarf in der Höhenklinik im zweistelligen Millionenbereich".

Die DRV Nordbayern hat acht Rehakliniken mit 1335 Betten. Der Bundesrechnungshof hatte vorgerechnet, dass die DRV Nordbayern im Vergleich zu anderen Trägern 400 Betten zuviel habe. So gesehen hat sich der Vorstand mit seiner Entscheidung, ein Haus mit 300 Betten und 60 ambulanten Rehaplätzen neu zu bauen, durchaus auch weit aus dem Fenster gelehnt. Und rechnet deswegen mit der Möglichkeit, dass dem Bundesrechnungshof auch diese Entscheidung nicht gefällt.

Doll und Krempl sparten nicht an Kritik. Am Bundesrechnungshof, der mit seinem Hinweis auf die angeblich zu vielen Rehabetten der DRV Nordbayern die Entwicklung angestoßen hatte. An den Politikern, die jetzt die DRV schelten: "Ich wünsche mir von allen Politikern, dass sie sich nicht nur für die Rentenversicherung interessieren, wenn schwierige Entscheidungen anstehen." An der mangelnden Solidarität anderer Rentenversicherungen, namentlich im Osten, die keine eigenen Rehakliniken betreiben, sich aber mit Zusagen für Patientenzuweisungen zurückgehalten hätten. Krempl wies auch den Vorwurf der mamgelnden Transparenz zurück. Und bekam Kontra von einem Arzt: "Das Schreiben des Bundesrechnungshofes wurde nie öffentlich gemacht."

In der Ochsenkopfregion (gut 7000 Einwohner) ist die Höhenklinik mit Abstand der größte Arbeitgeber. Die Schließung dürfte auch in der Fremdenverkehrsstatistik ihre Spuren hinterlassen. Von den knapp 200.000 Urlauberübernachtungen im Jahr in Bischofsgrün entfällt ziemlich genau ein Drittel auf die Höhenklinik.

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