Am Eichendorffring hängen sie noch zum Teil in den Bäumen, die Hilferufe der Anwohner: Sie haben Sorge, dass ein Investor in der Grünanlage, die zu ihrer Anlage gehört, Mehrfamilienfamilienhäuser baut. Die Anwohner haben - ein wohl einmaliger Vorgang in Bayreuth - ein Angebot für die Grundstücke im städtischen Besitz abgegeben. Seit Sommer haben sie nichts mehr gehört, ob die Stadt das Angebot annimmt. Jetzt hat sich auch die Hausverwaltung eingeschaltet.
Die rund 80 Eigentümer der Wohnungen in den Häusern Eichendorffring 112 bis 120 sowie 126 und der Birkenstraße 11 bis 17 haben "die Hoffnung nicht aufgegeben", sagt Alexander Schraml, einer der Sprecher der Anwohner-Initiative zum Erhalt "der grünen Lunge", wie die Anwohner die Grundstücke mit altem Baumbestand nennen. "Wir hoffen, dass es zu einem glücklichen Ende kommt. Dass wir die Grundstücke kaufen können. Es bleibt natürlich bei unserem Angebot", sagt Schraml.
Die Spannung sei nach wie vor hoch, "weil es das Gerücht gibt, dass die Sache im Januar im Stadtrat besprochen werden soll. Wir hängen ja wirklich in der Luft". Was Schraml "ungewöhnlich" findet, wie er sagt: "Dass sich die Hausverwaltung jetzt mit einem Schreiben an alle wichtigen Stellen gewandt hat. Die Hausverwaltung könnte ja sogar mehr verdienen, wenn bei uns noch gebaut werden würde."
Das Schreiben der Bayerischen Wert- und Grundbesitz Verwaltung GmbH aus München liegt dem Kurier vor. Ingrid Grauvogl von der Hausverwaltung sagt am Montag im Gespräch mit dem Kurier, dass der Vorgang in Bayreuth "eine einzigartige Sache für mich ist". Es sei schon ungewöhnlich, dass innerhalb einer Wohnanlage Grundstücke liegen, die nicht dem Eigentümer der Gesamtfläche gehören. "Dass dort ein Dritter bauen können soll, ist ebenfalls ungewöhnlich." Was die Sache aber besonders spannend für sie mache: "Dass sich sich die Eigentümer der Wohnungen, die dort wohnen so engagieren und bereit sind, zum Teil für sie verdammt viel Geld zu investieren, um Wiesenflächen zu kaufen." Die Bewohner am Eichendorffring "haben es grün und wollen es weiter grün haben". Dass auch noch die Kapitalanleger, die gar nicht dort wohnen, mitziehen, "und dass es eine Bank gibt, die das finanzieren würde, macht es außerordentlich", sagt Ingrid Grauvogl, die ihr Schreiben an die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, an den berufsmäßigen Stadtrat und Rechtsreferenten Ulrich Pfeifer sowie an alle Fraktionsvositzenden im Stadtrat geschickt hat.
Das Angebot, dessen Höhe weder Schraml, noch Grauvogl genau beziffern wollen, sei "gut sechsstellig", sagt Grauvogl. "Ich glaube nicht, dass das in Bayreuth für eine reine Wiese gezahlt werden würde." Die Anwohner würden nicht ohne Grund tief in die Tasche greifen, um das Grundstück im städtischen Besitz für die Anlage zu erwerben: "Die Leute haben Angst, dass ihnen ein Klotz ins Grundstück gestellt wird. Es gäbe dann einige Wohnungen, die sehr stark beeinträchtigt werden würden. Für einige würde es dunkel, für andere lauter werden. Außerdem würden einige alte Bäume fallen", sagt Grauvogl. "Wenn die Sache auf einem Nachbargrundstück ablaufen würde, wäre das eine ganz andere Situation."
Der berufsmäßige Stadtrat und Rechtsreferent Ulrich Pfeifer sagt auf Anfrage, das Thema Eichendorffring "wird in absehbarer Zeit im Stadtrat behandelt". Dann werden "selbstverständlich alle Argumente der Eigentümergemeinschaft als auch der Hausverwaltung dem Stadtrat berichtet und vorgetragen", sagt Pfeifer. Ebenso werde das Angebot der Eigentümergemeinschaft vorgelegt. Dieses Angebot stehe aktuell nach wie vor in Konkurrenz zu einem Angebot eines Investors, sagt Pfeifer auf Nachfrage.
