Tobias Hornung setzt auf die Zukunft des Klettersports in der Fränkischen Schweiz Hoffen, dass Nachwuchs hoch hinaus will

Von Thorsten Gütling
 Foto: red

Bei Regen kommen die Wohnmobile nicht vom Platz runter und die Klettergäste die Felsen der Fränkischen Schweiz nicht rauf. Das Geschäft mit dem Campingplatz in Freienfels ist stark wetterabhängig. An Pfingsten war er leer. Und dennoch nimmt Tobias Hornung viel Geld in die Hand. Denn Klettern hat Zukunft, findet der 28 Jahre alte Inhaber von Campingplatz und Gaststätte Waldmühle. Für 230 000 Euro will er neue Sanitäranlagen bauen, oben drauf fünf Zimmer. Und die Gaststätte soll endlich einen Nebenraum erhalten.

 
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Venushügel, Freienfels oder Kuhkirchner Wand: Bis zum nächsten Kletterfelsen sind es vom Campingplatz aus nur wenige Meter. Während die südliche Fränkische Schweiz seit je her als Kletterparadies bekannt ist, werden auch in der nördlichen seit etwa fünf Jahren mehr und mehr Kletterfelsen erschlossen, sagt Tobias Hornung. „Erschlossen, das bedeutet nicht nur, dass da einer eine Route reinklopft", sagt Hornung, „sondern, dass alle rechtlichen Belange mit dem Eigentümer und den Behörden geregelt werden". Es geht um Naturschutz, Zufahrten und Parkmöglichkeiten. Kletterexperten aus der Region setzen sich dafür ein und geben den Felsen dann Namen – Hochburg des Terrors zum Beispiel.

Vergangenes Jahr hat der junge Schreiner, Tobias Hornung, das Anwesen von seinem verstorbenen Vater übernommen. Seitdem hat er Kletterer aus ganz Deutschland, aus Polen, Tschechien und Bulgarien auf dem Campingplatz begrüßt. Aber auch aus den USA, Kanada und Australien. Die Gäste schätzen die familiäre Atmosphäre, sagt er und stellt damit als Vorteil heraus, was an anderen Campingplätzen oft als Nachteil gesehen wird: Der Platz ist klein und die Stellplätze sind nicht markiert. Das heißt aber auch, dass zusammengerückt werden kann, wenn eine Gruppe mehr eintrifft, wenn geplant, und dass man sich untereinander hilft – beispielsweise beim Schieben der Wohnmobile aus der sumpfigen Wiese.

Die, die auf den Campingplatz kommen, um die Kletterfelsen in der nördlichen Fränkischen Schweiz in Angriff zu nehmen, machen den Großteil der Gäste in Freienfels aus. Die Routen sind schwieriger als im Süden, sagt Hornung, aber anders als in der Sächsischen Schweiz, die viele bei der Anreise links liegenlassen, auch mit Sicherungshaken versehen. Denn an den Felsen hier darf gebohrt werden, im an den Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz müssen die verknoteten Seile in die Felsspalten gedrückt werden – nicht jedermanns Sache.

Darum kommen viele Familien mit ihren Kindern nach Freienfels, sagt Margareta Hornung, Tobias' Mutter. „Sie glauben gar nicht, was für kleine Pimpfe hier schon klettern."Die „Pimpfe" stimmen Tobias Hornung optimistisch, dass es sich lohnt, einen großen Kredit aufzunehmen. Weil er glaubt, das sie nicht aufhören zu klettern, nur weil der Sport eines Tages nicht mehr im Trend liegt. Und weil der Campingplatz seit nunmehr 60 Jahren einen guten Namen hat. „Das ist immer einfacher, als eine Neueröffnung", sagt er. Doch so alt wie der gute Name sind eben auch die Sanitäranlagen. Das Problem: Sie sind nicht nur in die Jahre gekommen, sondern auch eng und unbeheizt.

Weil jede Baumaßnahme auch den laufenden Betrieb stört, will Hornung erst im Herbst, nach der Klettersaison, beginnen. Der Hollfelder Bauausschuss hat den Plänen bereits zugestimmt, jetzt wartet der 28-Jährige noch auf den Bescheid des Landratsamtes. Geplant ist Folgendes: Die alten Sanitäranlagen werden abgerissen und neue gebaut. Darin befinden sich dann vier Duschen, sechs Waschbecken, vier Toiletten und ein Behinderten-WC. Im Obergeschoss entstehen fünf Zimmer für Kletterer, die nicht campen wollen. Für warmes Wasser sollen Sonnenkollektoren auf dem Dach sorgen.

Dass der Klettertrend nachlassen könnte, noch bevor Hornung die nötigen Kredite abbezahlt hat, bereitet dem 28-Jährigen kein Kopfzerbrechen. Die jungen Kletterer hören nicht auf mit ihrem Sport, nur weil er nicht mehr im Trend liegt, sagt Hornung. Und dann gibt es ja noch die Wanderer und Radfahrer, auf die sei immer Verlass. Und wer weiß, welcher Sport künftig in der Fränkischen Schweiz Einzug hält. Vielleicht schwimmen sie schon bald in der Wiesent, feixt Mutter Margarete Hornung, die die Küche der Gaststätte betreibt.Auch dort soll angebaut werden. Die alte Mahlkammer der früheren Mühle soll weichen. Die Mühle selbst existiert seit Jahrzehnten nicht mehr, der Raum steht leer, „ist tot", sagt Hornung. Und um ihn wieder zum Leben zu erwecken, soll er erst einmal abgerissen werden. Danach entsteht dort ein 8 auf 9 Meter großer Neubau samt Büro, Nebenraum für zehn Gäste und einer weiteren Wohnung im Obergeschoss. Beide Baumaßnahmen an Sanitäranlage und Gaststätte, werden Hornung voraussichtlich 230 000 Euro kosten. Wenn alles fertig ist, lasse sich eine Preiserhöhung für Campinggäste wohl nicht verhindern, schätzt er. Aber das betreffe erst die Gäste der übernächsten Saison.

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