Hofer Grimme-Preisträger Sven Pippig gestorben

Von Dieter Feustel
 Foto: red

Er gehörte zu den vielbeschäftigten Schauspielern im Fernsehen, zu jenen Darstellern, die sich auf der Bühne das Rüstzeug für eine Vielzahl verschiedener Rollen angeeignet hatten. Dabei blieb Sven Pippig (50) stets heimatverbunden. Am Mittwoch ist der Hofer gestorben.

 
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Der Kirchgattendorfer Schauspieler Sven Pippig ist nach langem Kampf seiner schweren Krankheit erlegen. Der 50-Jährige verstarb am Mittwoch im Hofer Klinikum, wo er zuletzt behandelt worden war. Als Mitwirkender in gut fünfzig Fernsehproduktionen und über zwanzig Kinofilmen zählte der am 27. Mai 1963 in Hof geborene Pippig zu den vielbeschäftigten Darstellern. Ein Schauspieler mir großer Bandbreite: Er spielte den Bösewicht wie den Gutmenschen, mimte den Intellektuellen gleich überzeugend wie den Dummkopf oder Naivling. Pippig war Charakterdarsteller wie Komödiant.

Bester Hauptdarsteller

Als bester Hauptdarsteller in Christian Petzolds „Toter Mann“ erhielt er schon 2003 den Adolf-Grimme-Preis, eine der renommiertesten Auszeichnungen für vorbildhafte TV-Produktionen. Spätestens von da an ist er von Bildschirm und Leinwand nicht mehr wegzudenken. Aus Krimi-Klassikern wie „Tatort“ und „Polizeiruf“ 110 kennt man ihn ebenso wie aus der Serie „Stromberg“ und Filmen für die Reihe „Kleines Fernsehspiel“. Mit Wolfgang Stumph („Ein Sack voll Geld“) und dem gerade mal vier Wochen jüngeren Uwe Steimle („Polizeiruf 110“) drehte er und lobte sie in höchsten Tönen. Viele große Kollegen betreute er ehrenamtlich als langjähriger Mitarbeiter der Hofer Filmtage.

Die Kraft für die nicht selten beschwerlichen Drehs holte sich der Pendler zwischen zwei Welten im elterlichen Anwesen in Kirchgattendorf. Da kümmerte sich der gelernte Landwirt um Hunde und Katzen sowie allerlei Kleinvieh. In der im Pippigschen Haus betriebenen Dorfschenke sinnigen Namens „Bedarfshaltestelle“ drosch er mit Gästen gern einen Schafkopf oder erheiterte sie in breitem Fränkisch mit seinem schier unerschöpflichen Fundus an Anekdoten.

Zum Beispiel der, dass er vom ungleich populäreren Star Stefanie Hertel aus dem benachbarten Oelsnitz zwar weiß. Er hätte sie auch gerne persönlich kennengelernt, doch begegneten sich der Antistar und die Schlagersängerin nie wirklich, obwohl sie – nie dementiert – immer wieder mal hoch zu Ross und incognito in Feld und Flur um Kirchgattendorf unterwegs gewesen sein soll. Wenn er seine Ziegen ausgeführt habe, hätten die Reiter ohnehin einen großen Bogen um sie gemacht, sagte er. Auch in vogtländischen Wirtshäusern, in denen sich der Genussmensch Pippig oft den Sonntagsbraten schmecken ließ (am liebsten mit Klößen), traf er sie nie.

Nie im Theater Hof

Nicht erfüllt hat sich für den Oberfranken Pippig außerdem ein Herzenswunsch: Auf den Brettern zu stehen, die für ihn nicht nur Welt, sondern Heimat bedeutet hätten. Auf der Bühne des Theaters Hof aber stand er nie. Sven Pippig wird voraussichtlich am Mittwoch in Kirchgattendorf beerdigt werden.