Hoeneß in Wunsiedel: Alles wie gehabt

Von Christophe Braun

Es war sein erster Auftritt als neuer (alter) Präsident des FC Bayern München: Uli Hoeneß hat am Sonntag die Adventsfeier mehrerer Bayern-Fanclubs in Wunsiedel besucht. Und gab ziemlich genau den Präsidenten, den die Fans sich wünschen dürften.

 
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Es war ein Heimspiel für Uli Hoeneß - und es dürfte ganz nach dem Geschmack des neuen, alten Präsidenten des FC Bayern München gelaufen sein: Vor etwa vierhundert Mitgliedern von sechs FC-Bayern-Fanclubs aus dem Fichtelgebirge absolvierte Hoeneß am Sonntag seinen ersten offiziellen Auftritt, nachdem er am Freitagabend mit überwältigender Mehrheit erneut zum Präsidenten des FCB gewählt worden war.

"Ich freue mich, dass so viele Leute meinetwegen hierher gekommen sind", sagte der 64-Jährige, nachdem die Mitglieder der Fanclubs ihn mit stürmischem Beifall begrüßt hatten. Der Saal war voll, weißwurstseelig, ein Alleinunterhalter hatte vor der Ankunft des Präsidenten eine Viertelstunde lang "Wir woll'n den Uli sehen!" gesungen. "Der Uli ist einfach Kult", erklärte ein Fan. "Der gehört zum FC Bayern. Punkt." Kritische Töne musste Hoeneß an diesem Nachmittag nicht befürchten, hier war man unter sich.

Zu Beginn der Podiumsdiskussion mit den Vorsitzenden der Fanclubs fragte Moderator Torsten Ernstberger Hoeneß dennoch nach seiner Zeit im Gefängnis. "Ich habe enorme Unterstützung erfahren, von meiner Familie, vom FC Bayern", erwiderte dieser. "Ich habe dort viele Leute kennengelernt, die solche Unterstützung nicht hatten. Denen geht es zum Teil sehr schlecht." Ein bisschen Hoeneß'sche Selbstgerechtigkeit blitzte auf, als er erklärte, ihm würde "Respekt" zuteil, "dafür, wie ich mit meinem Fehler umgegangen bin und dass ich die Strafe akzeptiert habe."

Dem schlossen sich verschiedene Fragen zum Verein an. Wird Philipp Lahm ins Management wechseln? Hoeneß: Hoffentlich, irgendwann, aber jetzt wird er als Spieler gebraucht. Braucht es neue Mittelfeldspieler? Hoeneß: Das Mittelfeld ist zurzeit problematisch, es muss sich etwas ändern - dass neue Mittelfeldspieler gekauft werden sollten, sei ihm aber nicht bekannt. Wie steht's um die Nachwuchsarbeit? Hoeneß: Die muss dringend besser werden, die wird in den kommenden Jahren radikal verändert. Nichts fundamental Neues also. Immerhin eine echte Neuigkeit hatte der Präsident im Gepäck: Franck Ribéry bleibt dem Verein für ein weiteres Jahr erhalten.

Lunas große Stunde schlug zu Beginn der Fragerunde. "Was wünscht sich der Uli Hoeneß zu Weihnachten?", wollte die Fünfjährige wissen. Weihnachten, antwortete der 64-Jährige, sei in seiner Familie "eher was für die Kinder", die Erwachsenen schenkten sich nichts. Dennoch habe er die Hoffnung, dieses Jahr eine neue Uhr zu bekommen. Luna war's zufrieden, die Fragerunde ging weiter. Etwas später erinnerte sich Hoeneß an das Mädchen - und fragte seinerseits: Ob es etwas gebe, was die Fünfjährige sich vom Christkind wünsche? Wo der Uli Hoeneß vielleicht ein Wort beim Christkind einlegen könne? Klar gab es das: "Ich wünsche mir neue Kleider für meine Puppe!", sagte Luna. Und Uli Hoeneß versprach, sich mal mit dem Christkind in Verbindung zu setzen. Was wiederum Lunas Eltern freute.

In der anschließenden Autogramm-Stunde ließen die Fans sich alles unterschreiben, was auch nur ansatzweise mit dem FC Bayern in Verbindung zu bringen war. Michael Hochmuth, der Vorsitzende des Bayern-Fanclubs aus Warmensteinach, besorgte sich das originellste Autogramm: auf seiner Glatze.

Fazit: Uli Hoeneß macht als Präsident des FC Bayern genau da weiter, wo er aufgehört hat. Ein herzlicher, emotionaler, unterhaltsamer, nahbarer Typ. Der Knast? Scheint seinem Ruf nichts angetan zu haben. Zumindest nicht bei den Bayern-Fans. Für die ist und bleibt "der Uli" - einer der ihren.

Der neue Präsident ist ganz der Alte.

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