Was man auf der Bühen sieht, ist längst nicht alles! Hinter den Kulissen der Bayreuther Studiobühne

Von Michael Weiser

Theater macht Spaß, aber auch ganz schön viel Arbeit. Wie viel, das ahnt man gar nicht, wenn man imnmer nur als Zuschauer reingeht. Hinter den Kulissen aber ist eine Menge los. Wir vom Kinder-Kurier ließen uns mal durch die Studiobühne führen.

 
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So wahnsinnig viel mehr Platz als in einem Kinderzimmer ist da gar nicht. Und es sind auch nur ein paar Leute zu sehen. Aber wenn diese Leute ihre Sache gut machen, dann sind diese paar gut ausgeleuchteten Quadratmeter so etwas wie das Tor in eine andere Welt. Und deswegen starren so viele Menschen, junge und alte, immer wieder so gebannt in diesen Guckkasten. Theater halt. Jede Stadt, die etwas auf sich hält, hat eine solche Traumfabrik. In Bayreuth ist das die Studiobühne. Sie ist in einem schönen alten Gebäude in der Altstadt untergebracht, in einem Haus, in dem früher Offiziere feierten. Aber das ist hundert Jahre her und überhaupt eine andere Geschichte.

Ruhig ist es dort auch heute nicht. Denn im Theater wird auch gearbeitet, wenn keine Vorstellung ist. Wenn wenn ihr auf der Bühne sagen wir vier Schauspieler seht, dann seht ihr auch noch die Arbeit von 24 weiteren Leuten. Weil man viele Stücke hat, die man aufführt, braucht man insgesamt mehr Helfer. 80 bis 100 sind es an der Studiobühne. Leute, die man meistens nicht auf der Bühne sieht und die trotzdem wichtig sind.

Wer weiß, was Techniker alles leisten müssen? Der Mann zum Beispiel, der dafür sorgt, dass die Schauspieler immer im richtigen Licht stehen? Das hat man früher an einem Pult gemacht, mit vielen Schaltern, Schiebern und Reglern. Heute macht das ein Computer – aber auch nur, wenn er vorher vom Beleuchter programmiert wurde. „Das dauert immer mächtig lange“, verrät Birgit Franz.

1500 Quadratmeter Platz hat die Studiobühne – das ist noch ein bisschen größer als die Eisfläche, auf der die Bayreuth Tigers spielen. Nur ein kleiner Teil davon ist normalerweise zu sehen: das Foyer etwa, mit dem Kassenhäuschen, das wie ein kleiner Erker hervorspringt; oder das Café im Untergeschoss. Oder eben die Bühne. Der Rest aber bleibt den Leuten vom Theater vorbehalten. Es ist trotzdem eng. Weil eben so viel gearbeitet wird. „Natürlich gibt es Streitereien“, gibt Birgit Franz zu. „Aber man rauft sich immer wieder zusammen. Wie in einer Familie“, sagt Hildenbrand.

Zumindest diskutiert wird im ersten Stock: an dem Tisch, an dem Franz und Hildenbrand und ihre Mitstreiter ihre Stücke aussuchen. Sie müssen sehr viel lesen dafür. Dann schaut man, was möglich ist. Und jeder Regisseur mag was anderes. Was man spielt, hängt aber auch davon ab, welche Schauspieler da sind. Wenn man sich für ein paar Stücke entschieden hat – man nennt das „Spielplan“ –, fängt die Arbeit der anderen an. Im Keller sind die Requisiten aufbewahrt, Gläser, Pfeifen, Bilder, Taschen, Schirme, Figuren – ach, einfach alles für die Details im Bühnenbild. Daneben haben die Experten ihre Werkstätten, die das Bühnenbild bauen, nach kleinen Modellen. Putzig sieht das aus. Das Bauen und Bemalen und Zusammenschweißen der Bühnenteile ist aber harte Arbeit.

Die Schauspieler lernen Text, müssen proben, an ihren Gesten, ihrer Mimik und ihrem Tonfall arbeiten. Auch ihr Aussehen verändern sie. Ein Theater hat Fachleute dafür. Die gehen dann auf den Dachboden. Dort liegen nicht nur Teile alter Bühnenbilder, sondern auch Kleider, Hüte, Krawatten und Schuhe. So viele Schuhe, wie man in einem Leben nicht tragen kann. Für die jungen Leser des Kuriers zählen Franz und Hildenbrand mal auf die Schnelle. Und rechnen: Regalbretter mal ungefähre Anzahl von Schuhen... Ist gleich – Moment! – rund tausend Paar“, sagen die beiden und machen vor Staunen selbst ganz große Augen. Überhaupt sammeln die Theaterleute unglaublich viel, und die Studiobühne hütet einen richtigen Schatz. Die wertvollsten Kleider stecken in Säcken und kosten viel Geld. „So etwas zu schneidern, kostet schnell tausend Euro“, sagt Hildenbrand.

Um die Kostüme anzupassen oder ganz neu zu nähen, hat die Studiobühne ihre Damen in der Schneiderabteilung. Steckt der Schauspieler in seinen Theaterklamotten, wird aus ihm ein Mensch aus einer anderen Zeit und einem anderen Leben. Kurz bevor es ernst wird, gehen die Schauspieler in einen hellen Raum: die Garderobe. Bei meinem Besuch stehen dort Kleiderständer, mit weißen Hemden, Kleidern und Uniformen, daneben Soldatenstiefel. Für das nächste Stück ist das, „Feldpost für Pauline“, das teilweise im Ersten Weltkrieg spielt. Oben an den Ständern sind Namensschilder – damit niemand in der Aufregung ein falsches Kostüm nimmt. Lauter Spiegel sind in dem Zimmer, umrahmt von Glühbirnen. Dort werden die Schauspieler geschminkt. Sogar Perücken gibt es, und eine halbe Wand voller Bärte.

Und dann geht’s raus, ins Scheinwerferlicht. Es wird gespielt. Nicht wie im Film. Sondern extra für die, die gekommen sind. Damit deren Phantasie Flügel bekommt. Nachher ist der Applaus ganz wichtig. Den hören auch die Helfer hinter der Bühne.

INFO: Für Schulklassen macht die Studiobühne auch Führungen. Sprecht doch mal mit euren Lehrern.