Zu viele junge und alte Menschen ziehen weg
Das Problem kennt auch die Nachbargemeinde. Marktschorgasts Bürgermeister Hans Tischhöfer sagt über die Einwohnerverluste: "Die Zahlen sind für uns nicht befriedigend." Menschen aus den Aussiedlerwohnheimen ziehen weg, junge Leute gehen für Ausbildung und Beruf in die Großstädte, Senioren lassen sich woanders betreuen, weil es kein Altenpflegeheim im Ort gibt. Über das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) versuche die Gemeinde jetzt gegenzusteuern. So fehlten zum Beispiel modernen Wohnraum und alternative Wohnformen. "Wir brauchen günstigen Wohnraum für diejenigen, die aus der Großstadt zurückkommen", sagt Tischhöfer. Die Gemeindewohnungn seien alle belegt, Bauplätze wären vorhanden, Familien bekommen Baukindergeld. Trotz Goldbergsee, Arbeitsplätzen, Autobahnanbindung und Zugverkehr nach Nürnberg habe es die Gemeinde noch nicht geschafft, die Abwanderung zu stoppen.
Bahnanschluss, aber keine Wohnungen
In Trebgast fehlt ebenfalls Wohnraum - Mietwohnungen, barrierefreie Wohnungen oder Tagespflegeeinrichtungen. "Bauplätzen sind aufgrund der topografischen Lage nur begrenzt vorhanden", stellt Bürgermeister Werner Diersch fest. Obwohl Trebgast als Wohnort viel zu bieten habe wie den Badesee, die Naturbühne und einen Bahnhaltepunkt. "Wir haben zuletzt mehr an die jungen Familien gedacht und in die Kinderbetreuung investiert. Das war uns wichtiger als an die Senioren zu denken." Leerstände hat Trebgast nicht. Aber um Einkaufen zu können, müssen die Menschen nach Neuenmarkt oder Himmelkron fahren. Diersch hält das für machbar, weil die Gemeinde sowieso eine Auspendlerquote von 98 Prozent habe. Mobilität ermögliche der Bahnanschluss, wobei Diersch für einen Beitritt zum Verkehrsverbund Nürnberg wirbt. "Beim VGN müssen wir über den Tag hinausdenken. Wir dürfen das nicht unseren Enkeln überlassen."
Kulmbach: Flüchtlinge und mehr Geburten
Die Stadt Kulmbach scheint vom demografischen Wandel weniger betroffen zu sein als der ländliche Raum. 2016 ist die Einwohnerzahl nach Angaben der Stadt erstmals seit zehn Jahren stabil und sogar leicht gestiegen. Oberbürgermeister Henry Schramm stellt dazu fest: „Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Erstmals seit vielen Jahren haben wir ein Plus bei der Zahl der Bürger stehen. Bedingt durch den Zuzug von Flüchtlingen – aber auch aufgrund einer höheren Geburtenrate.“ Der Kulmbacher Oberbürgermeister ist überzeugt: „Kinder sind das Beste, was einer Kommune passieren kann." Daher investiere die Stadt Millionen in Schulen, Kindertagesstätten und Kindergärten. "Wir weisen günstiges Bauland aus und versuchen, unsere heimischen Unternehmen zu stärken und Arbeitsplätze nach Kulmbach zu verlagern. Ein Beispiel ist hier die Behördenverlagerung mit der Erweiterung des Kompetenzzentrums für Ernährung sowie einer Lebensmittelbehörde – das bringt qualifizierte Arbeitsplätze und Familien in unsere Stadt. Mit dem Projekt Medizin-Campus wollen wir darüber hinaus junge Leute nach Kulmbach holen. Wenn uns das gelingt, könnte uns das unserer Stadt einen Schub geben.“