Frau hilft Mann? - Kein Problem
Anita Hellmann kam vor 37 Jahren aus Kroatien nach Deutschland. Als sie erfahren habe, dass eine der Asylbewerber-Familien aus Kosovo komme und kein Deutsch spreche, habe sie sofort ihre Hilfe angeboten. Dass sie, 66 Jahre alt, rosa Kunstnägel, farblich passender Pulli, die Hauptbezugsperson für einen Mann ist, der ihr Sohn sein könnte, sei kein Problem. „Er will für seine Familie sorgen, ich kann helfen, so einfach ist das“, sagt sie. Familienoberhaupt Anver Cakolli (37) nickt eifrig.
Mittlerweile spricht der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. „Ich bin der Chef der Behörde, mit der Sie immer zu tun haben“, hat er sich vorgestellt. Um dann sehr lange aufzuzählen, welche Arten der Asylbewerber-Unterbringung es gibt und wie viele Menschen jeweils wo wohnen. Als er darauf hinweist, dass das deutsche Asylgesetz eine Integration von Asylbewerbern nicht vorsieht, lehnt sich Anita Hellmann zurück. Das sagt sie den Cakollis lieber nicht.
Am Nebentisch hält sich Tatjana Kessler nicht so sehr zurück. Vielleicht ist sie aber auch noch bei den verschiedenen Asylbewerber-Unterbringungsarten, denn die Miene von Iryna Khakhalyna ändert sich nicht. Die 27-Jährige, ihre Mutter Galyna (45) und ihre Tochter Valeriia (4) sind im November aus Donezk geflohen, der umkämpften Stadt in der Ukraine.
Familie fühlt sich in Himmelkron wohl
„Sie fühlen sich hier schon sehr wohl“, sagt Kessler, hätten sogar schon gefragt, ob sie bleiben dürften, wenn ihrem Asylantrag stattgegeben werde, und ob es dann Arbeit gäbe. Mutter Galyna ist Bilanzbuchhalterin, Tochter Iryna war in der Verwaltung einer Bank tätig.
Auch diese Frage war es, die die Gemeinde auf die Idee zu einer Vorstellungrunde brachte. Nach Landrat Söllner ergreift deshalb wieder Schneider das Wort. Und erzählt von den zwei Kindergärten, den 2200 Arbeitsplätzen – und eben der Schule, von der Dennis so begeistert ist.
Verbindendes Hobby: Fußball
Obwohl es eine Spieleecke gibt, hat der Neunjährige sich alle Vorträge angehört. Und auch die Kinder der Familie Cakolli haben es lange am Tisch ausgehalten. „Sie sind begeistert von der Schule“, sagt Vater Anver. Und vom Fußball: Jeden Mittwoch gehen sie ins Fußballtraining nach Lanzendorf, erfahren die Besucher, als am Schluss jede Familie noch kurz vorgestellt wird.
Persönlich kennengelernt hat sich immer noch niemand, als die Menschen sich nach zweieinhalb Stunden auf den Nachhauseweg machen. Aber keine Angst mehr voreinander zu haben, wenn man sich auf der Straße begegne – dieses Ziel, sagt Bürgermeister Schneider, habe man heute erreicht.