Gaby Leykauf und das neue Projekt "präventive Hausbesuche" Hilfe für Senioren, bevor es zu spät ist

Von Frank Schmälzle
Gaby Leykauf hilft Senioren, bevor die Probleme für sie zu groß werden. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wenn bei Gaby Leykauf in der städtischen Bürgerbegegnungsstätte das Telefon klingelt, sind oft Nachbarn dran. Nachbarn, die sich um einen alten Menschen in ihrem Haus, in ihrer direkten Umgebung Sorgen machen.

 
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Gaby Leykauf ruft dann an. Wenn die Senioren abheben, meldet sie sich mit "Stadt Bayreuth. Das hat einen seriösen Touch." Sie fällt nicht mit der Tür ins Haus, ist vorsichtig, baut erst einmal Vertrauen auf. Und fragt dann: Gibt es Probleme? "95 Prozent der Senioren freuen sich, wenn ich sie frage, wie es ihnen geht." Ob sie mit dem Alltag, den sie so lange wie möglich selbtständig gestalten wollen, klarkommen. Ob sie Hilfe brauchen.

Erst einmal Vertrauen schaffen

Die 56-jährige Erzieherin hat Erfahrung. Sie hat lange in der Familienhilfe und der Erwachsenenbildung gearbeitet. In den vergangenen Jahren war sie für die Mobile Seniorenberatung der Stadt Bayreuth tätig. Die Mobile Seniorenberatung gibt es seit 2002. Und die wird dann aktiv, wenn es nicht mehr geht. Wenn alte Menschen alleine nicht mehr zurechtkommen. Wenn Polizei, Ärzte oder Sozialdienste Alarm schlagen. Das war allein im vergangenen Jahr 240 Mal der Fall, die Tendenz ist seit Jahren steigend. Dann aber kann man nur reagieren. Obwohl manches vielleicht abzuwenden gewesen wäre, wenn die Senioren früher um Hilfe gerufen hätten.

Senioren bitten nicht um Hilfe

Das, sagt Gaby Leykauf, tun nur wenige. Sie haben ihr ganzes Leben bewältigt, wollen jetzt niemandem zur Last fallen. Viele leben allein. Zum Sozialamt zu gehen und dort einen Antrag auf Hilfe zu stellen, das kommt nicht in Frage. "Viele haben am Monatsende nur noch ganz wenig Geld im Geldbeutel." Finanzielle Probleme gehören zu den Themen, die Gaby Leykauf häufig mit älteren Menschen bespricht, wenn sie sie nach dem ersten Anruf zu Hause besucht. "Präventive Hausbesuche" heißt das im Fachjargon. Und genau so heißt das Modellprojekt, das jetzt ein Jahr lang läuft. Die Hans und Emma Nützel-Stiftung gibt das Geld dafür.

Das große Problem heißt Vereinsamung

Der typische Hilferuf, den Gaby Leykauf in Gesprächen mit Senioren hört, klingt erst einmal gar nicht so alarmierend. "Ein bisschen Hilfe im Haushalt könnte ich gebrauchen." Das ist oft nur die Spitze des Eisbergs. "Eines der ganz großen Probleme ist die Vereinsamung", sagt sie. Bei einer Tasse Kaffee kommen die alten Menschen ins Reden. Manche erzählen von früher. Andere von ihren aktuellen Schwierigkeiten. Manchmal hört Gaby Leykauf einfach nur zu. "Nach solchen Gesprächen habe ich eigentlich fachlich nichts erreicht", sagt sie. "Aber ich lasse einen glücklicheren Menschen zurück."

Zuhören und helfen

Zuhören ist wichtig. Aber es ist nicht das einzige Ziel. Hinter der Mobilen Seniorenberatung steht ein gutes Dutzend ehrenamtlicher Helfer. Sie sorgen dafür, dass es nicht bei einem präventiven Hausbesuch bleibt. Und Gaby Leykauf sorgt dafür, dass die Senioren Hilfe bekommen. Dass sie Geld bekommen, das ihnen zusteht. Oder Hilfe beim Umbau ihrer Wohnung, damit sie dort möglichst lange selbstständig leben können. "Ich vermittele", sagt die 56-Jährige. Und sie nimmt Senioren die Scheu davor, Hilfe anzunehmen. Immer nur so weit, wie sie es selbst wollen.

Das Problem: Wie kommt man an Senioren ran?

Da sein, bevor die Schwierigkeiten zu groß werden. Das, sagt Udja Holschuh, ist Sinn der präventiven Hausbesuche. Die Leiterin des Bayreuther Seniorenamtes kennt aber auch das größte Hindernis: "Wir müssen mit den Menschen in Kontakt kommen, denen unser neues Angebot nützen kann." Wie kommt man ran an Menschen, die vereinsamt sind? Dieses Problem, sagt Udja Holschuh, hatten schon andere. In München gibt es ein ähnliches Projekt. Und dort hat man gelernt: Bei Senioren-Veranstaltungen muss man dabei sein. Und Öffentlichkeitsarbeit machen. Vielleicht erreicht man damit nicht sofort diejenigen, die Hilfe brauchen. Aber man erreicht Menschen, die sich Sorgen um andere machen. In München haben sich Wissenschaftler mit den präventiven Hausbesuchen beschäftigt. Das wird auch in Bayreuth so sein. Udja Holschuh will Argumente haben, wenn es schon in ein paar Monaten darum geht, ob aus dem Modellprojekt ein dauerhaftes Angebot wird.

Dass es sinnvoll ist, was Gaby Leykauf jetzt tut, daran glaubt die Chefin des Seniorenamtes schon jetzt. "Wir werden gebraucht."  Warum Nachbarn, die sich Sorgen um einen alten Menschen machen, nicht selbst helfen? "Viele tun das", sagt Holschuh. Aber viele sind damit auch überfordert. Oder kommen nicht weiter, weil die Senioren manchmal abblocken. "Die Peinlichkeit, einem Nachbarn von seinen Problemen zu erzählen ist viel größer, als mit uns zu reden."

Info: Gaby Leykauf ist immer montags von 11 bis 13 Uhr und an Donnerstagen von 14 bis 16 Uhr in der Bürgerbegegnungsstätte, Am Sendelbach 1, anzutreffen.

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