Astrid Giesen hätte da schon eine Idee. Sie ist Landesvorsitzende des Bayerischen Hebammenverbandes und begrüßt das Förderprogramm. „30 Millionen Euro im Jahr sind viel Geld“, sagt sie. Es bringe aber wenig, einer Hebamme pro Geburt 40 Euro mehr zu zahlen. „Besser wäre es, wenn die Kommunen mit dem ersten Fördertopf die ambulante Versorgung stärken würden, in dem sie eine Koordinationsstelle für ihren Landkreis schaffen“, schlägt Giesen vor. Diese Koordinatoren könnten den Hebammen Arbeit abnehmen, die sie belaste und die nicht in ihre Kernkompetenz falle: Netzwerke schaffen und Qualitätsmanagement zum Beispiel. Und sie könnten Vertretungen organisieren, wenn Hebammen im Urlaub sind. „Das wäre gut investiertes Geld.“
Anja Maier wäre damit ein wenig geholfen - und nicht nur ihr. „Die beste Qualität hat die Geburtshilfe in kleinen Häusern, wo man nicht wie am Fließband behandelt, sondern sehr persönlich betreut wird“, sagt sie. Doch in Bayern wurden laut Hebammenverband 2015 acht Kreißsäle geschlossen, zwei weitere vorübergehend. Astrid Gießen sieht den Trend zur Zentralisierung „ambivalent“. Einerseits verfügten große Geburtskliniken über hohe medizinische Qualität und große Personalressourcen, was vor allem bei Risikogeburten von Vorteil sei. Andererseits: Wenn die Fahrt in den Kreißsaal eine Stunde dauert, könne es sein, dass das Baby so lange nicht wartet.
Neue Vergütungsregelung
Neue Vergütungsregeln für freiberufliche Hebammen gefährden nach Ansicht von Christian Bernreiter (CSU), Chef des bayerischen Landkreistages, '"nicht nur das bewährte bayerische Beleghebammensystem, sondern mittelfristig die gesamte Geburtshilfe in Bayern. Er fürchtet, dass sich noch weniger Hebammen in der Fläche niederlassen wollen. Im Herbst hatte ein Schiedsspruch einen Streit zwischen den gesetzlichen Kassen und den Hebammen-Verbänden beendet. Demnach sollen Beleghebammen, die im Rahmen eines Schichtdienstes im Krankenhaus Geburten begleiten, nur noch zwei Entbindende gleichzeitig betreuen. Käme eine dritte Frau zum Beispiel mit Schwangerschaftsbeschwerden hinzu, bekämen sie dafür kein Geld. In Bayern arbeiten besonders viele Kliniken mit diesen Beleghebammen - ihr Anteil liegt laut Gesundheitsministerium bei 52,1 Prozent, im Bundesdurchschnitt nur bei 17,2 Prozent. dpa(Mit Material von dpa und epd)